Kriegsende, Umsturz und Räterepublik, Konvolut von 3 Briefen von Josef Seitz mit ausführlicher Schilderung der Ereignisse, München, 8. 10. 1918, 26. 2. 1919 und 4. 5. 1919, 3 bzw. 4 S., 8vo und 4to.

Spannender Bericht über die Revolutionsereignisse in München; gerichtet an Landesgerichtsrat August Breucha, Ehingen, Württemberg: "... Die Kunde von der bayr. Rebuplik (sic) welche heute früh verkündet wurde hat Sie ja wohl aus überrascht (...) Innerhalb 6 Stunden stand die Münchner Garnison auf Seite der Revolutionäre. Alle großen und kleinen Kasernen wurden im Sturm genommen. Wir hatten heute früh eine Nacht des Schreckens hinter uns, die ganze Nacht fielen Schüsse. Als gestern Nachmittag die große Friedensdemonstration der Sozialdemokraten auf der Theresienwiese geendet hatte, zogen die Tausende durch die Straßen ...(8. 10. 1918) Seit 4 Tagen haben wir das Standrecht, keine Zeitung erscheint - man erfährt nichts mehr, 2 Tage war jeder Verkehr eingestellt, alle Läden geschlossen, alle Vergnügungsstätten und Theater(...) Täglich abend 7 Uhr müssen alle Zivilpersonen zu Hause sein. Wir haben nun die - - Räte - Regierung - !! Plakate an allen Ecken: Wer gegen die bestehende Regierung sgewalt sich widersetzt (...) wird erschossen, - wer stiehlt, raubt oder plündert wird erschossen (26.2.1919) Der 2. Tag brachte auch in unserer Straße und Umgebung schweren Kampf durch die Spartakisten welche aus Häusern und Hinterhalt schossen. Nachmittag kamen weiße Garden die Theresienstraße herab, wir freuten uns schon ihnen zujubeln zu können. Als sie uns näher kamen verlangsamten sie plötzlich den Schritt, es war eine Maschinengewehrkompagnie mit 2 Wagen auf welchen schwere Maschinengewehre lagen, dann folgte noch ein 6 spänniges modernes Feldgeschütz (...) Was soll das ? Die Theresienstraße hatte entlang Feuer erhalten. Wieder das drohende Kommando "Fenster zu"! Wir drücken uns hinter die Vorhänge (...) zwei Pferde stürzen zusammen (...) ein junger Offizier fällt gleichzeitig jählings an der Ecke ..." (4.5.1919).