Čís. položky 139-101846/0002


Thangka "Die Höllenfahrt der Delok Lingza Chökyi", Tibet, 19. Jh.


Thangka "Die Höllenfahrt der Delok Lingza Chökyi", Tibet, 19. Jh. - Starožitnosti

Pigment mit einem mit Wasser mischbaren Bindemittel auf Tuch, Bildmaße 77,5 x 50,5 cm, berieben, löchrig, (Hr)

Wir danken Dipl. Ing. Uwe Niebuhr, BA MA für seine Unterstützung der Katalogisierung des Werkes.

Das vorliegende Thangka zeigt die "Höllenfahrt" von Delok Lingza Chökyi, einer Nomadin, die im 16. Jahrhundert in der Nähe von Derge in der Region Kham in Osttibet gelebt haben soll. Das Wort "Delok" (Tib. 'das log) bezeichnet dabei Menschen, "die vom Tod zurückgekehrt" sind.

Das tibetische Totenbuch Bardo Thödöl (Tib. bar do thos grol) beschreibt die Übergangszeit Tod bis zur Wiedergeburt mit 49 Tagen. Deloks durchlaufen in dieser Zeit das Jenseits in einer Art Nahtoderfahrung und besuchen dabei Höllen, wo sie das Schicksal der Toten und deren Leiden miterleben. Nach einer Weile werden die Deloks aber mit einer Botschaft durch Yama, den Herrn des Todes, in die Welt der Lebenden zurückgeschickt, um diese Erfahrungen anderen mitzuteilen und die Menschen zu einer spirituellen Lebensweise zu bewegen. Die Biografie von Delok Lingza Chökyi (Tib. 'das log gling bza' chos skyid rnam thar) wurde niedergeschrieben und ist in der Thangka-Malerei als fortlaufende Erzählung dargestellt, wie eine Art Comic.

In diesem Thangka zeigt das obere Drittel Lingza Chökyi in der irdischen Welt, wo sie an einer Krankheit stirbt und nach und nach ihren eigenen Tod realisiert, während sie bereits von ihrer Familie betrauert wird. Der Erzählstrang startet dabei links oben und folgt den Bildern im Uhrzeigersinn, um den Berg des Totenreichs in der Bildmitte herum. Begrenzt wird dieser Berg von einer Mauer. Außerhalb liegt eine Landschaft, in der die gestorbenen Menschen auf die Entscheidung warten, die den Herrn des Todes über ihr künftiges Schicksal treffen wird.

Lingza Chökyi wird von einer Stimme aus dem irdischen Leben in das Jenseits gerufen und sie findet sich auf einem Berg in der Landschaft wieder, was am rechten Bildrand zu sehen ist. Von dort aus durchwandert Lingza Chökyi die Landschaft und trifft verschiedene Menschen, deren Geschichten sie sich anhört. An der bereits beschriebenen Mauer zur Totenwelt wird sie Zeuge, wie Yama Gericht über die Menschen hält. Dieser Gott wird von rotbrauner Körperfarbe, zornigem Gesicht und hochstehenden Haaren gezeigt. Er steht in Gewänder gehüllt und mit Stiefeln gekleidet auf einem großen Lotus. In der rechten Hand hält Yama einen Stab und liest aus dem "Spiegel des Kharmas" die Verdienste der Personen vor, die nach und nach vor ihn treten müssen. Der Menge an Verdiensten und Sünden entsprechend, legen eine weiße und eine schwarze Gottheit Kugeln auf eine Waage: eine schwarze für jede Sünde, eine weiße für jeden spirituellen Verdienst.

Lingza Chökyi hört viele Urteile, bevor sie selber vor Yama treten muss. Yama richtet aber nicht über sie, sondern schickt sie gemeinsam mit einem Begleiter jenseits der Mauer auf einen Weg, der durch alle Höllen führt, die man sich vorstellen kann. So soll die vermeintlich tote Lingza Chökyi sich ein Bild von allen existierenden Qualen machen, die auf Sünder warten. Dargestellt sind diese Szenen auf dem Thangka in der linken unteren Bildhälfte. Am Ende ihrer Höllenreise tritt Lingza Chökyi wieder vor Yama, der ihr nun erklärt, dass sie fälschlicherweise im Bardo gelandet ist. Er schickt sie mit der Mahnung in ihren irdischen Körper zurück, die Auswirkungen von tugendhaften beziehungsweise bösem Handeln niemals zu vergessen. Mehr noch: Sie soll allen Menschen eindrücklich davon berichten.

Thangkas von der Höllenfahrt der Delok Lingza Chökyi sind äußerst selten. Obwohl das Alter seine Spuren bei dieser Malerei hinterlassen hat, sind doch die Anordnung der Szenen und ihre künstlerische Umsetzung außergewöhnlich gut ausgeführt. Ein Thangka in vergleichbarer Qualität ließe sich nur schwer finden.

Expert: Regina Herbst Regina Herbst
+43-1-515 60-356

regina.herbst@dorotheum.at

17.05.2021 - 15:32

Dosažená cena: **
EUR 800,-
Vyvolávací cena:
EUR 800,-

Thangka "Die Höllenfahrt der Delok Lingza Chökyi", Tibet, 19. Jh.


Pigment mit einem mit Wasser mischbaren Bindemittel auf Tuch, Bildmaße 77,5 x 50,5 cm, berieben, löchrig, (Hr)

Wir danken Dipl. Ing. Uwe Niebuhr, BA MA für seine Unterstützung der Katalogisierung des Werkes.

Das vorliegende Thangka zeigt die "Höllenfahrt" von Delok Lingza Chökyi, einer Nomadin, die im 16. Jahrhundert in der Nähe von Derge in der Region Kham in Osttibet gelebt haben soll. Das Wort "Delok" (Tib. 'das log) bezeichnet dabei Menschen, "die vom Tod zurückgekehrt" sind.

Das tibetische Totenbuch Bardo Thödöl (Tib. bar do thos grol) beschreibt die Übergangszeit Tod bis zur Wiedergeburt mit 49 Tagen. Deloks durchlaufen in dieser Zeit das Jenseits in einer Art Nahtoderfahrung und besuchen dabei Höllen, wo sie das Schicksal der Toten und deren Leiden miterleben. Nach einer Weile werden die Deloks aber mit einer Botschaft durch Yama, den Herrn des Todes, in die Welt der Lebenden zurückgeschickt, um diese Erfahrungen anderen mitzuteilen und die Menschen zu einer spirituellen Lebensweise zu bewegen. Die Biografie von Delok Lingza Chökyi (Tib. 'das log gling bza' chos skyid rnam thar) wurde niedergeschrieben und ist in der Thangka-Malerei als fortlaufende Erzählung dargestellt, wie eine Art Comic.

In diesem Thangka zeigt das obere Drittel Lingza Chökyi in der irdischen Welt, wo sie an einer Krankheit stirbt und nach und nach ihren eigenen Tod realisiert, während sie bereits von ihrer Familie betrauert wird. Der Erzählstrang startet dabei links oben und folgt den Bildern im Uhrzeigersinn, um den Berg des Totenreichs in der Bildmitte herum. Begrenzt wird dieser Berg von einer Mauer. Außerhalb liegt eine Landschaft, in der die gestorbenen Menschen auf die Entscheidung warten, die den Herrn des Todes über ihr künftiges Schicksal treffen wird.

Lingza Chökyi wird von einer Stimme aus dem irdischen Leben in das Jenseits gerufen und sie findet sich auf einem Berg in der Landschaft wieder, was am rechten Bildrand zu sehen ist. Von dort aus durchwandert Lingza Chökyi die Landschaft und trifft verschiedene Menschen, deren Geschichten sie sich anhört. An der bereits beschriebenen Mauer zur Totenwelt wird sie Zeuge, wie Yama Gericht über die Menschen hält. Dieser Gott wird von rotbrauner Körperfarbe, zornigem Gesicht und hochstehenden Haaren gezeigt. Er steht in Gewänder gehüllt und mit Stiefeln gekleidet auf einem großen Lotus. In der rechten Hand hält Yama einen Stab und liest aus dem "Spiegel des Kharmas" die Verdienste der Personen vor, die nach und nach vor ihn treten müssen. Der Menge an Verdiensten und Sünden entsprechend, legen eine weiße und eine schwarze Gottheit Kugeln auf eine Waage: eine schwarze für jede Sünde, eine weiße für jeden spirituellen Verdienst.

Lingza Chökyi hört viele Urteile, bevor sie selber vor Yama treten muss. Yama richtet aber nicht über sie, sondern schickt sie gemeinsam mit einem Begleiter jenseits der Mauer auf einen Weg, der durch alle Höllen führt, die man sich vorstellen kann. So soll die vermeintlich tote Lingza Chökyi sich ein Bild von allen existierenden Qualen machen, die auf Sünder warten. Dargestellt sind diese Szenen auf dem Thangka in der linken unteren Bildhälfte. Am Ende ihrer Höllenreise tritt Lingza Chökyi wieder vor Yama, der ihr nun erklärt, dass sie fälschlicherweise im Bardo gelandet ist. Er schickt sie mit der Mahnung in ihren irdischen Körper zurück, die Auswirkungen von tugendhaften beziehungsweise bösem Handeln niemals zu vergessen. Mehr noch: Sie soll allen Menschen eindrücklich davon berichten.

Thangkas von der Höllenfahrt der Delok Lingza Chökyi sind äußerst selten. Obwohl das Alter seine Spuren bei dieser Malerei hinterlassen hat, sind doch die Anordnung der Szenen und ihre künstlerische Umsetzung außergewöhnlich gut ausgeführt. Ein Thangka in vergleichbarer Qualität ließe sich nur schwer finden.

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Aukce: Starožitnosti
Typ aukce: Online aukce
Datum: 17.05.2021 - 15:32
Místo konání aukce: Wien | Palais Dorotheum
Prohlídka: Online


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