Winternitz, Friederike v.,
geb. Bauer, erste Frau von Stefan Zweig (seit 1920), Schriftstellerin, 1882 - 1971. Konvolut von 1 Ansichtskarte und 4 e. B. m. U., Wien, Baden, 1914/1916, 1 - 4 S., zusammen 13 S., kl.-8vo und 12mo. Zwei Kuverts.
An den Schriftsteller Victor Fleischer: "... Ich bin immer zu hause gewesen gleichsam eingesponnen in einen merkwürdigen Traumzustand, wol erzeugt durch den Hochdruck meines Kummers. Stefan schrieb mir (ohne Bekanntgabe wo er ist) es ginge ihm unentwegt gut und er hoffe das selbe von mir. Ich bereue es ab und zu ihn bei Ihnen angeklagt zu haben, d. h. Ihnen gesagt zu haben, daß er mir Schmerz bereite. Denn ich kann vom Positiven nicht sprechen, wie auch er es nie kann und dann zittere ich jetzt Sie, lieber lauterer Mensch könnten ihm nun zürnen. Seine Grausamkeit verdient es, aber ob er an ihr schuld ist, daran ist wohl zu zweifeln. Und leid er gibt es so ja viele wertvolle Männer, deren Art Frauen zu behandeln nicht eingeschätzt wird. Felix Braun hat das Recht des Künstlers gegen Frauen sogar ganz schlecht zu sein letzthin mit einem mir lächerlichen Eifer vertheidigt. (In einem allgemeinen Gespräch.) Vielleicht auch meint St. es (so tiefinnerlich dass ich es oft nicht fühle), daß ihm alles was er Aüßerlichkeiten, Verhalten nennt, gleichgültig erscheint. Also keinesfalls dürfen Sie ihm zürnen. Ich hätte dann die Erleichterung mit Ihnen sprechen zu können zu schwer erkauft ..." (17.3.1916).
Konvolut von 1 Ansichtskarte und 4 e. B. m. U., Wien, Baden, 1914/1916, 1 - 4 S., zusammen 13 S., kl.-8vo und 12mo. Zwei Kuverts. An den Schriftsteller Victor Fleischer: "... Ich bin immer zu hause gewesen gleichsam ein gesponnen in einen merkwürdigen Traumzustand, wol erzeugt durch den Hochdruck meines Kummers. Stefan (Zweig) schrieb mir (ohne Bekanntgabe wo er ist) es ginge ihm unentwegt gut und er hoffe das selbe von mir. Ich bereue es ab und zu ihn bei Ihnen angeklagt zu haben, d. h. Ihnen gesagt zu haben, daß er mir Schmerz bereite. Denn ich kann vom Positiven nicht sprechen, wie auch er es nie kann und dann zittere ich jetzt Sie, lieber lauterer Mensch könnten ihm nun zürnen. Seine Grausamkeit verdient es, aber ob er an ihr schuld ist, daran ist wohl zu zweifeln. Und leid er gibt es so ja viele wertvolle Männer, deren Art Frauen zu behandeln nicht eingeschätzt wird. Felix Braun hat das Recht des Künstlers gegen Frauen sogar ganz schlecht zu sein letzthin mit einem mir111lächerlichen Eifer vertheidigt. (In einem allgemeinen Gespräch.) Vielleicht auch meint St. es (so tiefinnerlich dass ich es oft nicht fühle), daß ihm alles was er Aüßerlichkeiten, Verhalten nennt, gleichgültig erscheint. Also keinesfalls dürfen Sie ihm zürnen. Ich hätte dann die Erleichterung mit Ihnen sprechen zu können zu schwer erkauft ..." (17.3.1916).
Expert: Mag. Andreas Löbbecke
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+43-1-515 60-389
books@dorotheum.at
12.06.2017 - 15:00
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Winternitz, Friederike v.,
geb. Bauer, erste Frau von Stefan Zweig (seit 1920), Schriftstellerin, 1882 - 1971. Konvolut von 1 Ansichtskarte und 4 e. B. m. U., Wien, Baden, 1914/1916, 1 - 4 S., zusammen 13 S., kl.-8vo und 12mo. Zwei Kuverts.
An den Schriftsteller Victor Fleischer: "... Ich bin immer zu hause gewesen gleichsam eingesponnen in einen merkwürdigen Traumzustand, wol erzeugt durch den Hochdruck meines Kummers. Stefan schrieb mir (ohne Bekanntgabe wo er ist) es ginge ihm unentwegt gut und er hoffe das selbe von mir. Ich bereue es ab und zu ihn bei Ihnen angeklagt zu haben, d. h. Ihnen gesagt zu haben, daß er mir Schmerz bereite. Denn ich kann vom Positiven nicht sprechen, wie auch er es nie kann und dann zittere ich jetzt Sie, lieber lauterer Mensch könnten ihm nun zürnen. Seine Grausamkeit verdient es, aber ob er an ihr schuld ist, daran ist wohl zu zweifeln. Und leid er gibt es so ja viele wertvolle Männer, deren Art Frauen zu behandeln nicht eingeschätzt wird. Felix Braun hat das Recht des Künstlers gegen Frauen sogar ganz schlecht zu sein letzthin mit einem mir lächerlichen Eifer vertheidigt. (In einem allgemeinen Gespräch.) Vielleicht auch meint St. es (so tiefinnerlich dass ich es oft nicht fühle), daß ihm alles was er Aüßerlichkeiten, Verhalten nennt, gleichgültig erscheint. Also keinesfalls dürfen Sie ihm zürnen. Ich hätte dann die Erleichterung mit Ihnen sprechen zu können zu schwer erkauft ..." (17.3.1916).
Konvolut von 1 Ansichtskarte und 4 e. B. m. U., Wien, Baden, 1914/1916, 1 - 4 S., zusammen 13 S., kl.-8vo und 12mo. Zwei Kuverts. An den Schriftsteller Victor Fleischer: "... Ich bin immer zu hause gewesen gleichsam ein gesponnen in einen merkwürdigen Traumzustand, wol erzeugt durch den Hochdruck meines Kummers. Stefan (Zweig) schrieb mir (ohne Bekanntgabe wo er ist) es ginge ihm unentwegt gut und er hoffe das selbe von mir. Ich bereue es ab und zu ihn bei Ihnen angeklagt zu haben, d. h. Ihnen gesagt zu haben, daß er mir Schmerz bereite. Denn ich kann vom Positiven nicht sprechen, wie auch er es nie kann und dann zittere ich jetzt Sie, lieber lauterer Mensch könnten ihm nun zürnen. Seine Grausamkeit verdient es, aber ob er an ihr schuld ist, daran ist wohl zu zweifeln. Und leid er gibt es so ja viele wertvolle Männer, deren Art Frauen zu behandeln nicht eingeschätzt wird. Felix Braun hat das Recht des Künstlers gegen Frauen sogar ganz schlecht zu sein letzthin mit einem mir111lächerlichen Eifer vertheidigt. (In einem allgemeinen Gespräch.) Vielleicht auch meint St. es (so tiefinnerlich dass ich es oft nicht fühle), daß ihm alles was er Aüßerlichkeiten, Verhalten nennt, gleichgültig erscheint. Also keinesfalls dürfen Sie ihm zürnen. Ich hätte dann die Erleichterung mit Ihnen sprechen zu können zu schwer erkauft ..." (17.3.1916).
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Místo konání aukce: | Wien | Palais Dorotheum |
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