(Karlsbad 1889–1964 Tullnerbach)
St. Margarethen/Burgenland, monogrammiert J. D, Öl auf Leinwand, 76 x 100 cm, gerahmt

Provenienz:
Privatsammlung, N.Ö.
Tagebuch
Das Bildhafte
(Band XIII, nach dem Montag, 18. Februar 1924)

Was ist das Bestreben im modernen Kunstwerk?
Das Bildhafte.
Also das „Gebildete“. Das Schöpferische. Die Absicht, das sogenannte Gleichnishafte vor oder hinter der Erscheinung.
Während der Impressionismus im Ausschnitte vor der Natur – im Fragment – sein höchstes Ziel setzt (wie ähnlich im Unterordnen vor dem Tatsächlichen, dem Wissen, der Wissenschaft) sucht der Mensch von heute aus dem Ausschnitt des jeweils Gesehenen eine Totalität. Ein Etwas, das zu vielem – Allem – tauglich. Die Totalität = eine Landschaft in der durch Sehen, Erleben, Fühlen (vielleicht) auch bloß momentan Erkanntes – dieses Erkannte einzig zum Ausdruck gebracht wird und auf dieses eine – Totale – alle Arbeit, alles Studium, alle Liebe, alles Vergessen verwendet wird.
Die Winterlandschaft – das Weiß des Schnees. Wie überstrahlt er die dunklen Stellen – nur warum ? – (er überstrahlt sie, wenn diese dunklen Stellen zu gering an Zahl sind). Die Suche nach breitem ruhigem Licht und Schattenmassen. Was nicht heißt, daß Schatten durch Sonne Himmel erzeugt, sondern von Schneemassen das Licht. Schatten – tiefe überdeckte Erdflächen. So liegen im Winter die Wolken auf der Erde.
Das Licht fällt auf den Boden und bleibt auf ihm liegen. Der gefallene Schnee hat also eine Modellierungswirkung – die Erde geht gegen oben.
Katalog: Josef Dobrowsky, Galerie Würthle, Wien 1979