(Bergamo 1908–1991 Rom)
Crocefissione, 1969, signiert Manzù, an der Innenseite Gießerstempel MAF, Mailand, Bronze, flach reliefiert, braune Patina, 72 x 51,5 x 1 cm (mit Holzrahmen)

Fotozertifikat:
Fondazione Giacomo Manzù, Ardea, Archiv-Nr. 2/2017, signiert von Inge Manzù

Provenienz:
Atelier des Künstlers, Ardea, Rom, dort ca. 1969 vom heutigen Besitzer erworben und seither im Erbgang
Privatsammlung, Italien

Vergleichende Literatur:
J. Rewald, Giacomo Manzù, Thames & Hudson, London, 1967,
Abb. des gleichen Sujets auf S. 63 neben der anderen „Variation eines Themas“

Am 1. Juli 1947 schrieb der Vatikan einen internationalen Wettbewerb für eine Tür von St. Peter aus. Manzù beschloss teilzunehmen, neben zwölf weiteren Künstlern. Fünf Jahre später, im Jahre 1952, erhielt Manzù den offiziellen Auftrag für die neue Tür, die dem „Triumph der Heiligen und Märtyrer der Kirche“ gewidmet war. Manzù zog von Mailand nach Rom, um an dem Projekt zu arbeiten, entschied jedoch das generelle Thema der Arbeit durch eine Sondergenehmigung von Papst Johannes XXIII. zu ändern. Das neue Thema wurde „Die Pforte des Todes“. In seiner Monographie zu Manzùs Oeuvre beschreibt John Rewald diese Arbeiten wie folgt:
„Nachdem er die Türen von St. Peter beendet hatte (eingeweiht am 28. Juni durch den neuen Papst Paul VI.) begann Manzù, an einem Projekt zu arbeiten, über das er schon seit vielen Jahren nachdachte. Es war eine Weiterentwicklung seiner Gruppe ‚Cristo nella nostra Umanità‘ von 1939, und er gab der neuen Serie den Titel ‚Variationen eines Themas‘. In dieser kehrte er zu Motiven zurück, an denen er zuerst vor einem Vierteljahrhundert gearbeitet hatte, entwickelte aber auch einige völlig neue Kompositionen. Das Sujet der Selbstaufopferung ist im Grunde dasselbe wie für die Türen des Vatikan. Meist zwanglos geheftet auf ein ungerahmtes Rechteck mit unregelmäßigen Ecken, die einem handgemachten Blattpapier ähneln, kombinieren die Darstellungen eine graphische und sogar zeichnerische Technik mit meisterhafter Modellierung. Als Ergebnis seiner variierenden Behandlung der flachen Bereiche beinhalten diese Reliefs den durchdringenden Beweis für Manzùs Verständnis von menschlichem Leiden, Resignation und Brutalität. Begleitend zu seiner Einfühlung sind die sich wiederholenden Figuren von früheren Werken: Die trauernden Frauen, die gefesselten und erhängten Partisanen, die desinteressierten Kardinäle und die zynischen Soldaten. Manzù, sich selbst wie immer treu bleibend, kombiniert wieder einmal die typische Unmittelbarkeit des Ausdrucks mit einer außergewöhnlichen Intensität des Gefühls“.