(Fort Wayne, USA 1941 geb.)
Maquette for 5 foot 8 inch figure, 1998, an der Rückseite der Figur gestempelt B. Nauman 1998 AFE sowie nummeriert 8 aus der Edition von 15 Exemplaren, Bronze, Gips, 48 x 36 x 15 cm (2-teilig)

Provenienz:
Brooke Alexander, Inc., New York - dort vom Vorbesitzer erworben

Literatur:
Eugen Blume, Bruce Nauman, Friedrich Christian Flick Collection, Köln 2010, S. 122, Nr. 34 (Abb. ein anderes Exemplar)

„Die Frage nach der Relevanz dessen, was eine Skulptur ausmacht, ist eigentlich die Frage nach den Zwischenräumen aller Beziehungen, die in Naumans Praxis als Frage nach der conditio humana, auch zu einer politischen Frage wird. An die darstellende Kunst erinnernd, erforschen Naumans Architekturen grundsätzlich diesen Unterschied, indem sie in den Zwischenräumen des Geschehens stochern und nicht bloß die Banalität dessen, was zu einem gegebenen Zeitpunkt gerade zufällig geschieht zeigen. [...] Naumans Faszination für Körperteile, seine Güsse und Abdrücke, können bis zu den Anfängen seiner künstlerischen Karriere zurückverfolgt werden. Als äußere Ausführungsformen seines Denkprozesses sind sowohl die Hand als auch der Kopf immer wieder Gegenstand seiner Erkundungen mithilfe von Skulptur und Zeichnung.“ 1

Mit „Maquette for 5 foot 8 inch figure“ konterkariert Bruce Nauman seine eigene Faszination für die Körperteile. Der flache, beinahe zweidimensionale menschliche Körper besticht durch seine bewusste völlige Reduktion der körperlichen Details auf das Nichts des bloßen Körpers mit Kopf, Rumpf, Armen und Beinen. Die Allansichtigkeit der Plastik wird durch die flache Figur ad absurdum geführt, sie ist auf die erstarrte Bewegungshaltung reduziert. Das Still-Szenenbild-Maquette des geschilderten Bewegungsablaufs ist zugleich ein Aufstehen wollen und sich sitzend langausstrecken – der menschliche Körper sitzt bewegt unbewegt auf der dreistufigen Anlage. Bruce Nauman konserviert auch mit der Plastik Maquette einmal mehr die körperliche Aktivität des Menschen und erhebt somit ein weiteres Mal die menschliche Figur zum Zentrum seiner Kunst.

1 Eugen Blume in: Ausst.-Kat. Bruce Nauman: Dream Passage,
Friedrich Christian Flick Collection, Hamburger Bahnhof, Berlin,
28. Mai – 10. Oktober 2010, Köln 2010, S. 105 ff.

„Meine Arbeit rührt von einer Frustration über die conditio humana her. Und darüber, wie Leute sich weigern, andere Menschen zu verstehen.
Es ist nicht so, dass ich glaube, es verändern zu können, aber es ist nun mal so ein frustrierender Teil der Menschheitsgeschichte.“
Bruce Nauman, 2006, www.tate.org.uk