(Neapel 1621–1706)
Architekturcapriccio mit der Vision des Heiligen Augustinus,
signiert unten rechts: ASCIANVS/LVCIANVS.,
Öl auf Leinwand, 58,5 x 101 cm, gerahmt

Der gebürtige Neapolitaner Ascanio Luciani war dreizehn Jahre alt, als der Architekturmaler Viviano Codazzi 1634 in der Stadt ankam. Als sich Codazzi auf den Weg nach Rom machte, war Luciani sechsundzwanzig. Der unverkennbar unter dem Einfluss von Codazzi stehende Luciani war noch ein junger Mann, als er sein erstes eigenes Atelier bezog. Im Laufe der Zeit entwickelte er einen ganz eigenen Stil. In den ersten Jahren hatte Luciani bei Codazzi gearbeitet (siehe D. R. Marshall, Ascanio Luciani, a Neapolitan Follower of Viviano Codazzi, in: Paragone 39, Florenz 1988). 1647 war Luciani bereits ein erfolgreicher, eigenständiger Künstler. In der Vergangenheit wurden zahlreiche seiner Arbeiten irrtümlicherweise Codazzi zugeordnet, sodass man ihm den Beinamen „Pseudo-Codazzi“ gab. Der jüngeren Forschung ist es gelungen, Luciani als selbständigen und äußerst begabten Künstler zu etablieren und die zuletzt erzielten Marktpreise zeugen von einer gestiegenen Wertschätzung dieses Künstlers und seiner Werke. Nachdem Codazzi Rom verlassen hatte, nahm Lucianis Stil immer individuellere Züge an, weg von akkuraten architektonischen Darstellungen und hin zu farbenfrohen Effekten sowie einiger Darstellungen religiöser Szenen. Dazu zählen etwa der Bethlehemitische Kindermord (Lyon, Musée des Beaux-Arts, Inv. Nr. A2741) oder auch Christus vertreibt die Geldwechsler aus dem Tempel (Neapel, Pinacoteca dell’Accademia di Belle Arti). 1665 war Luciani laut Aufzeichnungen Mitglied der Corporazione dei Pittori Napolitani. Nur einige späte Arbeiten sind signiert. Das hier vorliegende Gemälde mit der Signatur „ASCIANVS/LVCIANVS.“ weist große Ähnlichkeit mit einer Version auf, die Marshall um 1691 datiert (siehe D. R. Marshall, Viviano and Niccolò Codazzi and the Baroque Architectural Fantasy, Rom 1993, Kat. AL 53).