Lot Nr. 120


Francesco Guardi


Francesco Guardi - Alte Meister

(Venedig 1712–1793)
Der Markusplatz in Venedig,
Öl auf Leinwand, 26,5 x 45,5 cm, gerahmt

Provenienz:
Sammlung Rt. Hon. George Augustus Frederick Cavendish-Bentinck (1821–1891), London;
Galerie Heim, Paris;
Privatsammlung, Paris (ab 1958);
Auktion, Sotheby’s, London, 14. April 2011, Lot 236 (als Francesco Guardi)

Ausgestellt:
Paris, Galerie Heim, Tableaux de Maîtres anciens, 1958, Nr. 27, mit Abb.

Das vorliegende kleine Leinwandbild zeigt die Piazza San Marco in Venedig: im Zentrum ist die Fassade der Basilika dargestellt, flankiert von perspektivisch nach hinten laufenden Gebäuden. Rechts davon sind der Campanile und ein Teil der Ostfassade des Dogenpalastes zu sehen. Links erscheinen die Gebäude der Alten Prokuratien, dahinter der Uhrturm; gegenüber sind die Neuen Prokuratien in ein von links einfallendes warmes Abendlicht getaucht. Die Szenerie wird von zahlreichen Figuren belebt, die über den gesamten Platz verteilt in Grüppchen angeordnet sind. Deren Wiedergabe in kräftig leuchtenden Farben ist typisch für Guardi, einem der gefeiertsten Vedutenmaler des 18. Jahrhunderts.

Francesco Guardi wurde in der Familienwerkstatt ausgebildet. Er verbrachte seine gesamte Laufbahn in Venedig, wobei er die ersten Jahrzehnte als Figurenmaler tätig war. Offenbar begann er sich erst ab etwas Mitte der 1750er-Jahre der Ansichtenmalerei zu widmen, bedingt durch eine starke Nachfrage aus dem Ausland und die Abwesenheit Canalettos, der zu dieser Zeit in England weilte. Guardi, der sich zunächst auf dessen und Michele Marieschis Vorbild berief, fand schnell zu seinem ureigenen Malstil. Seine Bildthemen bezog er nicht nur aus Venedig und der Lagune, sondern er schuf auch zahlreiche der Fantasie entnommene Capriccios und Ansichten von Villen auf dem venezianischen Festland. Guardis Werke, mit denen er sich von der genau beobachteten und detaillierten Malweise seiner Vorbilder entfernte, zeichnen sich durch eine flüssige und lebendige Pinselführung aus, die mit der Zeit immer freier wurde. Damit veränderte sich die perspektivische Realität, und die Figuren lösten sich zu Farbchiffren auf.

Die Darstellung des Markusplatzes mit Blick auf die Basilika gehört zu jenen Motiven, denen sich Guardi besonders häufig widmete, zumal Bildungsreisende diese berühmte Ansicht besonders schätzten. Die große Nachfrage danach blieb während des gesamten Jahrhunderts bestehen. Guardis früheste Darstellungen dieses Themas datieren aus der zweiten Hälfte der 1750er-Jahre und zeichnen sich durch eine kühle Farbigkeit aus. Erst später ging er zu leuchtenderen Farben über, wie es das im Metropolitan Museum in New York aufbewahrte Beispiel zeigt. Während seines letzten Schaffensjahrzehnts wurden Guardis Bilder zunehmend kleiner. Somit ist das vorliegende kleinformatige Gemälde nach 1780 zu datieren. Es ist mit dem Werk in der Londoner National Gallery vergleichbar, mit dem es die zarten Rosa- und Blautöne, die lebendige Atmosphäre und eine harmonische Verteilung von Licht und Schatten teilt, welcher das Gemälde seine große Schönheit verdankt.

Francesco Guardis Vorzeichnung für das vorliegende Gemälde entstammt derselben Periode und befindet sich im Museum of Art, Cleveland.

Technische Analyse

Das vorliegende Gemälde weist eine rötlich-braune Grundierung auf, der Francesco Guardis Vedute zu ihrem typischen Farbton und ihrer charakteristischen Körnigkeit verhilft. Die Malerei ist von außerordentlich hoher Qualität und lässt die vielgepriesene Fähigkeit des Malers erkennen, Figuren und Details mittels weniger kleiner Farbflecken anzudeuten.

Zu den in der spektroskopischen Untersuchung (VIS-RS) aufgefundenen Pigmenten zählen Preußischblau für die Blaubereiche (Himmel, Dächer, Gewänder), Zinnober (für die rosafarbenen Wolken), ein Lackpigment auf Karminbasis (für einige Gewänder) sowie Ocker und Neapelgelb. Größere über die Bildfläche verteilte Pigmentpartikel erzeugen die besondere bei Guardi zum Einsatz kommende sandartige Oberflächenwirkung. 

Wir danken Gianluca Poldi für die Durchführung der technischen Untersuchung.

25.04.2017 - 18:00

Erzielter Preis: **
EUR 210.400,-
Schätzwert:
EUR 200.000,- bis EUR 300.000,-

Francesco Guardi


(Venedig 1712–1793)
Der Markusplatz in Venedig,
Öl auf Leinwand, 26,5 x 45,5 cm, gerahmt

Provenienz:
Sammlung Rt. Hon. George Augustus Frederick Cavendish-Bentinck (1821–1891), London;
Galerie Heim, Paris;
Privatsammlung, Paris (ab 1958);
Auktion, Sotheby’s, London, 14. April 2011, Lot 236 (als Francesco Guardi)

Ausgestellt:
Paris, Galerie Heim, Tableaux de Maîtres anciens, 1958, Nr. 27, mit Abb.

Das vorliegende kleine Leinwandbild zeigt die Piazza San Marco in Venedig: im Zentrum ist die Fassade der Basilika dargestellt, flankiert von perspektivisch nach hinten laufenden Gebäuden. Rechts davon sind der Campanile und ein Teil der Ostfassade des Dogenpalastes zu sehen. Links erscheinen die Gebäude der Alten Prokuratien, dahinter der Uhrturm; gegenüber sind die Neuen Prokuratien in ein von links einfallendes warmes Abendlicht getaucht. Die Szenerie wird von zahlreichen Figuren belebt, die über den gesamten Platz verteilt in Grüppchen angeordnet sind. Deren Wiedergabe in kräftig leuchtenden Farben ist typisch für Guardi, einem der gefeiertsten Vedutenmaler des 18. Jahrhunderts.

Francesco Guardi wurde in der Familienwerkstatt ausgebildet. Er verbrachte seine gesamte Laufbahn in Venedig, wobei er die ersten Jahrzehnte als Figurenmaler tätig war. Offenbar begann er sich erst ab etwas Mitte der 1750er-Jahre der Ansichtenmalerei zu widmen, bedingt durch eine starke Nachfrage aus dem Ausland und die Abwesenheit Canalettos, der zu dieser Zeit in England weilte. Guardi, der sich zunächst auf dessen und Michele Marieschis Vorbild berief, fand schnell zu seinem ureigenen Malstil. Seine Bildthemen bezog er nicht nur aus Venedig und der Lagune, sondern er schuf auch zahlreiche der Fantasie entnommene Capriccios und Ansichten von Villen auf dem venezianischen Festland. Guardis Werke, mit denen er sich von der genau beobachteten und detaillierten Malweise seiner Vorbilder entfernte, zeichnen sich durch eine flüssige und lebendige Pinselführung aus, die mit der Zeit immer freier wurde. Damit veränderte sich die perspektivische Realität, und die Figuren lösten sich zu Farbchiffren auf.

Die Darstellung des Markusplatzes mit Blick auf die Basilika gehört zu jenen Motiven, denen sich Guardi besonders häufig widmete, zumal Bildungsreisende diese berühmte Ansicht besonders schätzten. Die große Nachfrage danach blieb während des gesamten Jahrhunderts bestehen. Guardis früheste Darstellungen dieses Themas datieren aus der zweiten Hälfte der 1750er-Jahre und zeichnen sich durch eine kühle Farbigkeit aus. Erst später ging er zu leuchtenderen Farben über, wie es das im Metropolitan Museum in New York aufbewahrte Beispiel zeigt. Während seines letzten Schaffensjahrzehnts wurden Guardis Bilder zunehmend kleiner. Somit ist das vorliegende kleinformatige Gemälde nach 1780 zu datieren. Es ist mit dem Werk in der Londoner National Gallery vergleichbar, mit dem es die zarten Rosa- und Blautöne, die lebendige Atmosphäre und eine harmonische Verteilung von Licht und Schatten teilt, welcher das Gemälde seine große Schönheit verdankt.

Francesco Guardis Vorzeichnung für das vorliegende Gemälde entstammt derselben Periode und befindet sich im Museum of Art, Cleveland.

Technische Analyse

Das vorliegende Gemälde weist eine rötlich-braune Grundierung auf, der Francesco Guardis Vedute zu ihrem typischen Farbton und ihrer charakteristischen Körnigkeit verhilft. Die Malerei ist von außerordentlich hoher Qualität und lässt die vielgepriesene Fähigkeit des Malers erkennen, Figuren und Details mittels weniger kleiner Farbflecken anzudeuten.

Zu den in der spektroskopischen Untersuchung (VIS-RS) aufgefundenen Pigmenten zählen Preußischblau für die Blaubereiche (Himmel, Dächer, Gewänder), Zinnober (für die rosafarbenen Wolken), ein Lackpigment auf Karminbasis (für einige Gewänder) sowie Ocker und Neapelgelb. Größere über die Bildfläche verteilte Pigmentpartikel erzeugen die besondere bei Guardi zum Einsatz kommende sandartige Oberflächenwirkung. 

Wir danken Gianluca Poldi für die Durchführung der technischen Untersuchung.


Käufer Hotline Mo.-Fr.: 10.00 - 17.00
old.masters@dorotheum.at

+43 1 515 60 403
Auktion: Alte Meister
Auktionstyp: Saalauktion
Datum: 25.04.2017 - 18:00
Auktionsort: Wien | Palais Dorotheum
Besichtigung: 15.04. - 25.04.2017


** Kaufpreis inkl. Käufergebühr und Mehrwertsteuer

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