Lot Nr. 119


Giovanni Domenico Tiepolo zugeschrieben

[Saleroom Notice]
Giovanni Domenico Tiepolo zugeschrieben - Alte Meister

(Venedig 1727–1804) Ein Philosoph,
Öl auf Leinwand, 78,3 x 62 cm, ungerahmt

Beschriftet auf der Rückseite der Leinwand:
Gemalt von Joh Baptisto Tiepolo 1750./
für Baron v. Würzburg Hofmarschall/
beim Fürstbischof Schönborn in/

Würzburg/
Baron Ernst v. Pöllnitz aus Bregenz/
seiner Enkelin Mary Douglass/
als Hochzeitsgeschenk übergeben/
23 Mai 1894.

Provenienz:

1750 entstanden für Johann Veit Freiherr von Würtzburg (1674–1756), Würzburg;
Sammlung Baron Ernst von Pöllnitz (1813–1900), Bregenz;
Hochzeitsgeschenk an dessen Enkelin Mary Fairbairn (1871–1903), geb. Douglas(s), Tochter von John Sholto Douglas(s), 15. Lord von Tilquillie, und Wanda Freiin von Pöllnitz, 23. Mai 1894;
Privatsammlung, Schottland;
Auktion, Thomson Roddick, Edinburgh, 20. November 2014, Lot 152 (als „italienische Schule, 17. Jahrhundert, Umkreis des Giovanni Battista Langetti“);
dort erworben vom heutigen Besitzer

Das vorliegende Gemälde wird traditionell Giovanni Battista Tiepolo (1696–1770) zugeschrieben. Die Zuschreibung an Giovanni Battista haben mehrere Kunsthistoriker, darunter Mauro Lucco und Vilmos Tátrai, nach Prüfung des Gemäldes im Original unabhängig voneinander bestätigt. Ugo Ruggeri hat die Zuschreibung ebenfalls auf Grundlage einer Fotografie bestätigt (schriftliche Mitteilung). Andere haben alternative Zuschreibungen an Giovanni Domenico Tiepolo (1727–1804) und Lorenzo Tiepolo (1736–1776) vorgeschlagen.

Eine Beschriftung aus dem Jahr 1894 auf der Rückseite der doublierten Leinwand weist Giovanni Battista Tiepolo als Schöpfer des vorliegenden Gemäldes aus und darauf hin, dass das Bild in Würzburg, während Giovanni Battistas Aufenthalt in der deutschen Stadt zwischen 1750 und 1753, entstanden ist. Der Beschriftung zufolge wurde der vorliegende Philosoph von einem „Baron von Würzburg“ beauftragt, welcher als Johann Veit Freiherr von Würtzburg (1674–1756), Domherr von St. Killian, zu identifizieren ist. Er stand im Dienst mehrerer Fürstbischöfe von Würzburg, unter anderen bei dem von 1749 bis 1754 amtierenden Karl Philipp von Greiffenklau, der Tiepolo beauftragt hatte, die Residenz der Stadt mit Fresken zu schmücken.

Giovanni Battista Tiepolo war beauftragt worden, für den erst jüngst eingesetzten Fürstbischof Karl Philipp von Greiffenklau die Decke und die Wände des Kaisersaals in der von Balthasar Neumann erbauten Residenz von Würzburg mit Fresken zu schmücken. Der Künstler traf im Dezember 1750 mit seinen Söhnen, die als seine Gehilfen fungierten, ein. Nachdem er Vorstudien angefertigt hatte, nahm er Ende April 1751 die Arbeit an den Freskendekorationen auf.

Giovanni Domenico Tiepolo war Giovanni Battistas ältester Sohn und seit den frühen 1740er-Jahren Mitglied der väterlichen Werkstatt, wo er seine Kunst durch das Kopieren von Zeichnungen und Radierungen des Vaters erlernt hatte. Von 1750 bis 1770 war er nicht nur Gehilfe und Mitarbeiter seines Vaters, sondern auch als unabhängiger Künstler tätig. Zwischen 1750 und 1753 war Giovanni Domenico an der Seite seines Vaters an den Vorbereitungen und an der Ausführung der Fresken in der Würzburger Residenz beteiligt, doch schuf er in diesem Zeitraum auch zahlreiche eigene Werke.

Lorenzo Tiepolo traf 1750 im Alter von 14 Jahren mit seinem Vater und seinem Bruder in Würzburg ein, wo er Seite an Seite mit ihnen am Freskenzyklus arbeitete. Aus diesen Lehrjahren datiert eine Reihe von ihm zugeschriebenen Zeichnungen (heute im Martin von Wagner Museum, Würzburg). 1753 kehrte die Familie nach Venedig zurück.

Lorenzo ist vor allem für seine Pastellporträts bekannt. Eines davon stellt seine Mutter, Cecilia Guardi, dar. Es befindet sich im Museo Correr, Venedig, und trägt die Bezeichnung Lorenzo Tiepolo figlio fecit 1757. Ein unvollendetes Gruppenporträt der Familie Tiepolo (British Rail Pension Fund, als Leihgabe im Doncaster Museum and Art Gallery, Doncaster) wurde mit diesem Bild der Mutter in Zusammenhang gebracht und Lorenzo zugeschrieben; andere geben es hingegen Giovanni Domenico.

Beverly Brown, der wir für ihren Hinweis danken, hat darauf aufmerksam gemacht, dass das vorliegende Gemälde mit einer Serie von Philosophenköpfen in Zusammenhang steht, die vermutlich bereits in den 1740er-Jahren in Tiepolos Werkstatt begonnen wurde. Mehrere dieser Köpfe (jedoch nicht das hier besprochene Gemälde) wurden in Form von Radierungen Giandomenicos in dem Mappenwerk Raccolta di Teste reproduziert. Der mittlerweile verstorbene George Knox unternahm den Versuch der Händescheidung und wies jeweils einige Werke der Gruppe Giambattista, Domenico und Lorenzo Tiepolo zu. Aufgrund der ähnlichen Maße und Kompositionsschemen fasste er sie als Serie auf (siehe G. Knox, Domenico Tiepolo: Raccolta di Teste 1770–1970, Mailand 1970, sowie G. Knox, Philosopher Portraits’ by Giambattista, Domenico and Lorenzo Tiepolo in: The Burlington Magazine, 117, März 1975, S. 147–155). Dabei ist zu bemerken, dass das vorliegende Bild etwas größer ist als alle anderen von Knox identifizierten Gemälde.

Ugo Ruggeri (schriftliche Mitteilung) vergleicht das vorliegende Gemälde mit einigen von Giovanni Battista Tiepolo gemalten Teste wie dem Kopf eines alten Mannes (ehemals bei Wildenstein in New York und heute in einer Privatsammlung; siehe M. Gemin, F. Pedrocco, Giambattista Tiepolo. I dipinti, Venedig 1993, Nr. 310), dem Kopf eines alten Mannes mit Buch (Nationalgalerie, Prag) und dem Kopf eines Philosophen (San Diego Museum of Art; siehe A. Pallucchini, L’opera completa di Giambattista Tiepolo, Mailand 1968, Nr. 224, 227). Darüber hinaus sieht er Gemeinsamkeiten zwischen dem vorliegenden Philosophen und dem knienden König im Vordergrund von Giovanni Battista Tiepolos signierter und mit 1753 datierter Anbetung der Könige (Alte Pinakothek, München; siehe A. Pallucchini, ebd., Nr. 202).

Technische Untersuchung:

Das Werk ist doubliert. Auf der zweiten Leinwand (der Doublierung) findet sich eine Beschriftung. Die mittels Reflexionsspektroskopie (VIS-RS) festgestellten Originalpigmente beinhalten Bleiweiß, Zinnober für die Hauttöne und Eisenoxide (Ocker und Erden) für den gelbbraunen Umhang sowie als beigegebenes Pigment im Bereich der weißen Kopfbedeckung. Unter dem Mikroskop (200-fache Vergrößerung) zeigt sich, dass der grünlich-graue Hintergrund aus einer Mischung grüner, brauner (Erden und Ocker) und schwarzer Farbpartikel zusammensetzt. Es finden sich Spuren einer Unterzeichnung, die entlang einiger Umrisse sichtbar wird. Soweit durch die durchgeführten Untersuchungen und auf Grundlage von Fachliteratur feststellbar, entsprechen Maltechnik und Materialien durchweg der damaligen Zeit und der Arbeitsweise Tiepolos und seiner Werkstatt.

Wir danken Gianluca Poldi für die Durchführung der technischen Untersuchung des vorliegenden Gemäldes.

Saleroom Notice:

ungerahmt

25.04.2017 - 18:00

Erzielter Preis: **
EUR 75.000,-
Schätzwert:
EUR 80.000,- bis EUR 120.000,-

Giovanni Domenico Tiepolo zugeschrieben

[Saleroom Notice]

(Venedig 1727–1804) Ein Philosoph,
Öl auf Leinwand, 78,3 x 62 cm, ungerahmt

Beschriftet auf der Rückseite der Leinwand:
Gemalt von Joh Baptisto Tiepolo 1750./
für Baron v. Würzburg Hofmarschall/
beim Fürstbischof Schönborn in/

Würzburg/
Baron Ernst v. Pöllnitz aus Bregenz/
seiner Enkelin Mary Douglass/
als Hochzeitsgeschenk übergeben/
23 Mai 1894.

Provenienz:

1750 entstanden für Johann Veit Freiherr von Würtzburg (1674–1756), Würzburg;
Sammlung Baron Ernst von Pöllnitz (1813–1900), Bregenz;
Hochzeitsgeschenk an dessen Enkelin Mary Fairbairn (1871–1903), geb. Douglas(s), Tochter von John Sholto Douglas(s), 15. Lord von Tilquillie, und Wanda Freiin von Pöllnitz, 23. Mai 1894;
Privatsammlung, Schottland;
Auktion, Thomson Roddick, Edinburgh, 20. November 2014, Lot 152 (als „italienische Schule, 17. Jahrhundert, Umkreis des Giovanni Battista Langetti“);
dort erworben vom heutigen Besitzer

Das vorliegende Gemälde wird traditionell Giovanni Battista Tiepolo (1696–1770) zugeschrieben. Die Zuschreibung an Giovanni Battista haben mehrere Kunsthistoriker, darunter Mauro Lucco und Vilmos Tátrai, nach Prüfung des Gemäldes im Original unabhängig voneinander bestätigt. Ugo Ruggeri hat die Zuschreibung ebenfalls auf Grundlage einer Fotografie bestätigt (schriftliche Mitteilung). Andere haben alternative Zuschreibungen an Giovanni Domenico Tiepolo (1727–1804) und Lorenzo Tiepolo (1736–1776) vorgeschlagen.

Eine Beschriftung aus dem Jahr 1894 auf der Rückseite der doublierten Leinwand weist Giovanni Battista Tiepolo als Schöpfer des vorliegenden Gemäldes aus und darauf hin, dass das Bild in Würzburg, während Giovanni Battistas Aufenthalt in der deutschen Stadt zwischen 1750 und 1753, entstanden ist. Der Beschriftung zufolge wurde der vorliegende Philosoph von einem „Baron von Würzburg“ beauftragt, welcher als Johann Veit Freiherr von Würtzburg (1674–1756), Domherr von St. Killian, zu identifizieren ist. Er stand im Dienst mehrerer Fürstbischöfe von Würzburg, unter anderen bei dem von 1749 bis 1754 amtierenden Karl Philipp von Greiffenklau, der Tiepolo beauftragt hatte, die Residenz der Stadt mit Fresken zu schmücken.

Giovanni Battista Tiepolo war beauftragt worden, für den erst jüngst eingesetzten Fürstbischof Karl Philipp von Greiffenklau die Decke und die Wände des Kaisersaals in der von Balthasar Neumann erbauten Residenz von Würzburg mit Fresken zu schmücken. Der Künstler traf im Dezember 1750 mit seinen Söhnen, die als seine Gehilfen fungierten, ein. Nachdem er Vorstudien angefertigt hatte, nahm er Ende April 1751 die Arbeit an den Freskendekorationen auf.

Giovanni Domenico Tiepolo war Giovanni Battistas ältester Sohn und seit den frühen 1740er-Jahren Mitglied der väterlichen Werkstatt, wo er seine Kunst durch das Kopieren von Zeichnungen und Radierungen des Vaters erlernt hatte. Von 1750 bis 1770 war er nicht nur Gehilfe und Mitarbeiter seines Vaters, sondern auch als unabhängiger Künstler tätig. Zwischen 1750 und 1753 war Giovanni Domenico an der Seite seines Vaters an den Vorbereitungen und an der Ausführung der Fresken in der Würzburger Residenz beteiligt, doch schuf er in diesem Zeitraum auch zahlreiche eigene Werke.

Lorenzo Tiepolo traf 1750 im Alter von 14 Jahren mit seinem Vater und seinem Bruder in Würzburg ein, wo er Seite an Seite mit ihnen am Freskenzyklus arbeitete. Aus diesen Lehrjahren datiert eine Reihe von ihm zugeschriebenen Zeichnungen (heute im Martin von Wagner Museum, Würzburg). 1753 kehrte die Familie nach Venedig zurück.

Lorenzo ist vor allem für seine Pastellporträts bekannt. Eines davon stellt seine Mutter, Cecilia Guardi, dar. Es befindet sich im Museo Correr, Venedig, und trägt die Bezeichnung Lorenzo Tiepolo figlio fecit 1757. Ein unvollendetes Gruppenporträt der Familie Tiepolo (British Rail Pension Fund, als Leihgabe im Doncaster Museum and Art Gallery, Doncaster) wurde mit diesem Bild der Mutter in Zusammenhang gebracht und Lorenzo zugeschrieben; andere geben es hingegen Giovanni Domenico.

Beverly Brown, der wir für ihren Hinweis danken, hat darauf aufmerksam gemacht, dass das vorliegende Gemälde mit einer Serie von Philosophenköpfen in Zusammenhang steht, die vermutlich bereits in den 1740er-Jahren in Tiepolos Werkstatt begonnen wurde. Mehrere dieser Köpfe (jedoch nicht das hier besprochene Gemälde) wurden in Form von Radierungen Giandomenicos in dem Mappenwerk Raccolta di Teste reproduziert. Der mittlerweile verstorbene George Knox unternahm den Versuch der Händescheidung und wies jeweils einige Werke der Gruppe Giambattista, Domenico und Lorenzo Tiepolo zu. Aufgrund der ähnlichen Maße und Kompositionsschemen fasste er sie als Serie auf (siehe G. Knox, Domenico Tiepolo: Raccolta di Teste 1770–1970, Mailand 1970, sowie G. Knox, Philosopher Portraits’ by Giambattista, Domenico and Lorenzo Tiepolo in: The Burlington Magazine, 117, März 1975, S. 147–155). Dabei ist zu bemerken, dass das vorliegende Bild etwas größer ist als alle anderen von Knox identifizierten Gemälde.

Ugo Ruggeri (schriftliche Mitteilung) vergleicht das vorliegende Gemälde mit einigen von Giovanni Battista Tiepolo gemalten Teste wie dem Kopf eines alten Mannes (ehemals bei Wildenstein in New York und heute in einer Privatsammlung; siehe M. Gemin, F. Pedrocco, Giambattista Tiepolo. I dipinti, Venedig 1993, Nr. 310), dem Kopf eines alten Mannes mit Buch (Nationalgalerie, Prag) und dem Kopf eines Philosophen (San Diego Museum of Art; siehe A. Pallucchini, L’opera completa di Giambattista Tiepolo, Mailand 1968, Nr. 224, 227). Darüber hinaus sieht er Gemeinsamkeiten zwischen dem vorliegenden Philosophen und dem knienden König im Vordergrund von Giovanni Battista Tiepolos signierter und mit 1753 datierter Anbetung der Könige (Alte Pinakothek, München; siehe A. Pallucchini, ebd., Nr. 202).

Technische Untersuchung:

Das Werk ist doubliert. Auf der zweiten Leinwand (der Doublierung) findet sich eine Beschriftung. Die mittels Reflexionsspektroskopie (VIS-RS) festgestellten Originalpigmente beinhalten Bleiweiß, Zinnober für die Hauttöne und Eisenoxide (Ocker und Erden) für den gelbbraunen Umhang sowie als beigegebenes Pigment im Bereich der weißen Kopfbedeckung. Unter dem Mikroskop (200-fache Vergrößerung) zeigt sich, dass der grünlich-graue Hintergrund aus einer Mischung grüner, brauner (Erden und Ocker) und schwarzer Farbpartikel zusammensetzt. Es finden sich Spuren einer Unterzeichnung, die entlang einiger Umrisse sichtbar wird. Soweit durch die durchgeführten Untersuchungen und auf Grundlage von Fachliteratur feststellbar, entsprechen Maltechnik und Materialien durchweg der damaligen Zeit und der Arbeitsweise Tiepolos und seiner Werkstatt.

Wir danken Gianluca Poldi für die Durchführung der technischen Untersuchung des vorliegenden Gemäldes.

Saleroom Notice:

ungerahmt


Käufer Hotline Mo.-Fr.: 10.00 - 17.00
old.masters@dorotheum.at

+43 1 515 60 403
Auktion: Alte Meister
Auktionstyp: Saalauktion
Datum: 25.04.2017 - 18:00
Auktionsort: Wien | Palais Dorotheum
Besichtigung: 15.04. - 25.04.2017


** Kaufpreis inkl. Käufergebühr und Mehrwertsteuer

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