Giacomo Ceruti
(Mailand 1698–1767)
Brustbild eines Knaben in brauner Jacke,
Öl auf Leinwand, 41,5 x 27,5 cm, gerahmt
Provenienz:
Colnaghi, London;
Auktion, Christie’s, London, 18. Dezember 1998, Lot 33 (als Nachfolger von Giacomo Francesco Cipper, gen. Il Todeschini);
Kunstmarkt;
Europäische Privatsammlung
Das vorliegende Gemälde ist in der Fototeca Zeri (Nr. 72223) als Werk Giacomo Cerutis (Pitocchetto) registriert.
Wir danken Filippo Ferro, der die Zuschreibung auf Grundlage einer hochaufgelösten Digitalfotografie bestätigt hat.
Dieses faszinierende Gemälde ist ein ausgezeichnetes Beispiel für Giacomo Cerutis Porträtkunst. Der als Brustbild dargestellte Knabe blickt dem Betrachter mit dem Anflug eines Lächelns entgegen. Das Gesicht trägt die typischen Züge von Cerutis Malweise, insbesondere, was die Abstufung der hellen Hauttöne zu den rosa Wangen, vollen Lippen und scharf umrissenen Augen hin angeht. Der sparsam gestaltete Hintergrund trägt zur Hervorhebung des harten Realismus des Bildes bei, das, wie bei Cerutis Werken üblich, in gewisser Hinsicht auch eine psychologische Charakterstudie ist. Die Einfachheit der Szene weist in Verbindung mit dem schmucklosen Gewand und dem unfrisierten Haar des Knaben auf dessen niedrige soziale Herkunft.
Der aus Mailand stammende Giacomo Ceruti zog in den 1720er-Jahren nach Brescia, wo er seine gesamte Schaffenszeit verbrachte und sowohl für kirchliche Orden als auch für private adelige Auftraggeber tätig war. Der Künstler war nicht nur für seine Bildnisse von Edelleuten und Geistlichen bekannt, sondern vor allem auch für seine Darstellungen der Welt einfacher Menschen und Arbeiter. Er machte Figuren wie Vagabunden, Bettler („pitocchi“, daher sein Beiname), Landstreicher, Bauern, Wäscherinnen, Spinnerinnen und junge Leute des einfachen Volkes zu den Protagonisten seiner Gemälde. Sie wirken trotz ihrer Einfachheit monumental, wobei eine weiche, besinnliche Note diesen Bildern namenloser Menschen große Würde verleiht und sie zu echten Porträts werden lässt.
Zu den berühmtesten Kompositionen dieses Genres gehört eine Gemäldeserie für die Familie Avogadro, die heute in verschiedenen Privatsammlungen verstreut ist (siehe M. Gregori, Giacomo Ceruti, Cinisello Balsamo 1982, Kat. Nr. 49–53, 55, 57–67). Cerutis Kunst wurzelt in einer vielschichtigen künstlerischen Tradition und lässt neben dem Einfluss italienischer Künstler wie Pietro Bellotti und Antonio Cifrondi auch jenen von Malern aus dem Norden wie Bernhard Keil und Pieter Snayers erkennen.
25.04.2017 - 18:00
- Schätzwert:
-
EUR 60.000,- bis EUR 80.000,-
Giacomo Ceruti
(Mailand 1698–1767)
Brustbild eines Knaben in brauner Jacke,
Öl auf Leinwand, 41,5 x 27,5 cm, gerahmt
Provenienz:
Colnaghi, London;
Auktion, Christie’s, London, 18. Dezember 1998, Lot 33 (als Nachfolger von Giacomo Francesco Cipper, gen. Il Todeschini);
Kunstmarkt;
Europäische Privatsammlung
Das vorliegende Gemälde ist in der Fototeca Zeri (Nr. 72223) als Werk Giacomo Cerutis (Pitocchetto) registriert.
Wir danken Filippo Ferro, der die Zuschreibung auf Grundlage einer hochaufgelösten Digitalfotografie bestätigt hat.
Dieses faszinierende Gemälde ist ein ausgezeichnetes Beispiel für Giacomo Cerutis Porträtkunst. Der als Brustbild dargestellte Knabe blickt dem Betrachter mit dem Anflug eines Lächelns entgegen. Das Gesicht trägt die typischen Züge von Cerutis Malweise, insbesondere, was die Abstufung der hellen Hauttöne zu den rosa Wangen, vollen Lippen und scharf umrissenen Augen hin angeht. Der sparsam gestaltete Hintergrund trägt zur Hervorhebung des harten Realismus des Bildes bei, das, wie bei Cerutis Werken üblich, in gewisser Hinsicht auch eine psychologische Charakterstudie ist. Die Einfachheit der Szene weist in Verbindung mit dem schmucklosen Gewand und dem unfrisierten Haar des Knaben auf dessen niedrige soziale Herkunft.
Der aus Mailand stammende Giacomo Ceruti zog in den 1720er-Jahren nach Brescia, wo er seine gesamte Schaffenszeit verbrachte und sowohl für kirchliche Orden als auch für private adelige Auftraggeber tätig war. Der Künstler war nicht nur für seine Bildnisse von Edelleuten und Geistlichen bekannt, sondern vor allem auch für seine Darstellungen der Welt einfacher Menschen und Arbeiter. Er machte Figuren wie Vagabunden, Bettler („pitocchi“, daher sein Beiname), Landstreicher, Bauern, Wäscherinnen, Spinnerinnen und junge Leute des einfachen Volkes zu den Protagonisten seiner Gemälde. Sie wirken trotz ihrer Einfachheit monumental, wobei eine weiche, besinnliche Note diesen Bildern namenloser Menschen große Würde verleiht und sie zu echten Porträts werden lässt.
Zu den berühmtesten Kompositionen dieses Genres gehört eine Gemäldeserie für die Familie Avogadro, die heute in verschiedenen Privatsammlungen verstreut ist (siehe M. Gregori, Giacomo Ceruti, Cinisello Balsamo 1982, Kat. Nr. 49–53, 55, 57–67). Cerutis Kunst wurzelt in einer vielschichtigen künstlerischen Tradition und lässt neben dem Einfluss italienischer Künstler wie Pietro Bellotti und Antonio Cifrondi auch jenen von Malern aus dem Norden wie Bernhard Keil und Pieter Snayers erkennen.
Käufer Hotline
Mo.-Fr.: 10.00 - 17.00
old.masters@dorotheum.at +43 1 515 60 403 |
Auktion: | Alte Meister |
Auktionstyp: | Saalauktion |
Datum: | 25.04.2017 - 18:00 |
Auktionsort: | Wien | Palais Dorotheum |
Besichtigung: | 15.04. - 25.04.2017 |