Jan Brueghel II.
(Antwerpen 1601–1678)
Paradieslandschaft mit einem Rentier, einem Damhirsch, einem Pelikan und tollenden Leoparden, im Hintergrund die Erschaffung Adams,
Öl auf Holz, 33,5 x 46 cm, gerahmt
Provenienz:
ehemals in der Sammlung des Grafen Philipp Karl Wilhelm Michael von Seinsheim (1713–1761), Dompropst zu Speyer, Domherr zu Köln, Salzburg und Bamberg
Wir danken Klaus Ertz für die Bestätigung der Eigenhändigkeit. Ein schriftliches Gutachten liegt vor.
Das Motiv der sich balgenden Leoparden findet sich im Werk Jan Brueghels, insbesondere in seinen Paradieslandschaften, häufig, ebenso das hier friedlich spielende antagonistische Paar Hund und Katze. Außergewöhnlich und einzigartig in seinem Werk ist hingegen die Darstellung eines Rentiers. Die Exotik und Einzigartigkeit des Motivs muss Brueghel bewusst gewesen sein, da das Tier neben dem biblischen Paradies einen Schwerpunkt der Darstellung bildet. Unklar ist, ob Brueghel das in Europa außerhalb Skandinaviens sehr rare Tier selbst gesehen hat oder ob er von einer heute unbekannten oder verschollenen Vorlage, einem Gemälde, einer Zeichnung oder Druckgraphik inspiriert wurde. Der große Realismus der Darstellung spricht für ersteres. Rentiere waren in aristokratischen Tiergärten – dem zoologischen Äquivalent einer Kunstkammer – begehrte Sammelobjekte, die sich jedoch dem mitteleuropäischen Klima nur schlecht anpassten. Schon Landgraf Philipp IV. von Hessen-Kassel, der gegen Ende des 16. Jahrhunderts einen berühmten Tierpark in Schloss Sababurg anlegte, musste dies feststellen, als seine mit dem Schiff aus Lappland in den Reinhardswald transportierte Rentierherde stark dezimiert eintraf und die verbleibenden Tiere nur wenige Wochen überlebten. In Brueghels näherem Umfeld, dem Brüsseler Schlosspark, befand sich eine der bedeutendsten Sammlungen exotischer Tiere in Europa. Brueghel wird das Rentier wohl dort gesehen haben. Es handelt sich um eine der frühesten Darstellungen dieser Spezies; ihr Auftraggeber gehörte sicher zum Hof. Anders ist die Einzigartigkeit dieses seltenen Tieres in der flämischen Malerei des 17. Jahrhunderts nicht zu erklären.
Auch bei dem hier vorliegenden Gemälde zeigt sich, dass Jan Brueghel II. es meisterhaft verstand, altes Gedankengut mit neuen Formen und seinen eigenen stilistischen Mitteln zu verknüpfen und etwas zu schaffen, das sich nicht nur als Kopie des Alten darstellt. Ertz datiert das Bild in die späten 1620er-Jahre. In dieser Zeit ist der malerisch wirkende, temperamentvolle Pinselstrich typisch, der die eigenständige Entwicklung der Jan’schen Landschaftsmalerei in dieser Periode seines Schaffens deutlich macht.
Experte: Dr. Alexander Strasoldo
Dr. Alexander Strasoldo
+43 1 515 60 403
old.masters@dorotheum.com
25.04.2017 - 18:00
- Schätzwert:
-
EUR 80.000,- bis EUR 120.000,-
Jan Brueghel II.
(Antwerpen 1601–1678)
Paradieslandschaft mit einem Rentier, einem Damhirsch, einem Pelikan und tollenden Leoparden, im Hintergrund die Erschaffung Adams,
Öl auf Holz, 33,5 x 46 cm, gerahmt
Provenienz:
ehemals in der Sammlung des Grafen Philipp Karl Wilhelm Michael von Seinsheim (1713–1761), Dompropst zu Speyer, Domherr zu Köln, Salzburg und Bamberg
Wir danken Klaus Ertz für die Bestätigung der Eigenhändigkeit. Ein schriftliches Gutachten liegt vor.
Das Motiv der sich balgenden Leoparden findet sich im Werk Jan Brueghels, insbesondere in seinen Paradieslandschaften, häufig, ebenso das hier friedlich spielende antagonistische Paar Hund und Katze. Außergewöhnlich und einzigartig in seinem Werk ist hingegen die Darstellung eines Rentiers. Die Exotik und Einzigartigkeit des Motivs muss Brueghel bewusst gewesen sein, da das Tier neben dem biblischen Paradies einen Schwerpunkt der Darstellung bildet. Unklar ist, ob Brueghel das in Europa außerhalb Skandinaviens sehr rare Tier selbst gesehen hat oder ob er von einer heute unbekannten oder verschollenen Vorlage, einem Gemälde, einer Zeichnung oder Druckgraphik inspiriert wurde. Der große Realismus der Darstellung spricht für ersteres. Rentiere waren in aristokratischen Tiergärten – dem zoologischen Äquivalent einer Kunstkammer – begehrte Sammelobjekte, die sich jedoch dem mitteleuropäischen Klima nur schlecht anpassten. Schon Landgraf Philipp IV. von Hessen-Kassel, der gegen Ende des 16. Jahrhunderts einen berühmten Tierpark in Schloss Sababurg anlegte, musste dies feststellen, als seine mit dem Schiff aus Lappland in den Reinhardswald transportierte Rentierherde stark dezimiert eintraf und die verbleibenden Tiere nur wenige Wochen überlebten. In Brueghels näherem Umfeld, dem Brüsseler Schlosspark, befand sich eine der bedeutendsten Sammlungen exotischer Tiere in Europa. Brueghel wird das Rentier wohl dort gesehen haben. Es handelt sich um eine der frühesten Darstellungen dieser Spezies; ihr Auftraggeber gehörte sicher zum Hof. Anders ist die Einzigartigkeit dieses seltenen Tieres in der flämischen Malerei des 17. Jahrhunderts nicht zu erklären.
Auch bei dem hier vorliegenden Gemälde zeigt sich, dass Jan Brueghel II. es meisterhaft verstand, altes Gedankengut mit neuen Formen und seinen eigenen stilistischen Mitteln zu verknüpfen und etwas zu schaffen, das sich nicht nur als Kopie des Alten darstellt. Ertz datiert das Bild in die späten 1620er-Jahre. In dieser Zeit ist der malerisch wirkende, temperamentvolle Pinselstrich typisch, der die eigenständige Entwicklung der Jan’schen Landschaftsmalerei in dieser Periode seines Schaffens deutlich macht.
Experte: Dr. Alexander Strasoldo
Dr. Alexander Strasoldo
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Käufer Hotline
Mo.-Fr.: 10.00 - 17.00
old.masters@dorotheum.at +43 1 515 60 403 |
Auktion: | Alte Meister |
Auktionstyp: | Saalauktion |
Datum: | 25.04.2017 - 18:00 |
Auktionsort: | Wien | Palais Dorotheum |
Besichtigung: | 15.04. - 25.04.2017 |