(Udine 1663–1730 Venedig)
Fantastische Hafenszene mit einem Fort und einem Reiter im Vordergrund,
Öl auf Leinwand, 94 x 137 cm, gerahmt

Literatur:
A. Rizzi, Disegni, incisioni e bozzetti del Carlevarijs, Ausstellungskatalog, Udine 1963, Tafel XXII;
A. Rizzi, Luca Carlevarijs, Venedig 1967, S. 94, Tafel 90 (mit den Maßen 86 x 130 cm);
D. Succi und A. Delneri, Luca Carlevarijs, Gorizia 2015, S. 290, Kat. Nr. 146, mit Abb. (mit den Maßen 86 x 130 cm)

Das vorliegende Werk zeigt den Blick auf eine Bucht mit der Ruine eines antiken Gebäudes in der Bildmitte, bei dem es sich vermutlich um eine Befestigungsanlage handelt. Eine zweibogige Brücke, die gerade von mehreren Figuren und Reitern überquert wird, verbindet es mit dem Ufer im Vordergrund. Rechts sind Männer zu sehen, die einige festgemachte Boote entladen.

Diese veduta ideata bzw. Fantasielandschaft ist ein schönes Beispiel für das Schaffen Luca Carlevarijs’ und stilistisch mit seiner signierten und mit 1712 datierten Landschaft mit Architektur im Museo Civico, Vicenza, vergleichbar. Die Atmosphäre der Szene, die Tiefe der Landschaft, die Wiedergabe der Figuren zu Pferde und die Frische des Pinselstrichs sind in beiden Werken gleichermaßen qualitätvoll.

Luca Carlevarijs wurde in Udine geboren, ging aber bald nach Venedig, wo er seine gesamte künstlerische Laufbahn verbrachte: Diese begann mit einer Spezialisierung auf großformatige Fantasieansichten und Meerblicke. In der zweiten Hälfte der 1680er-Jahre reiste er nach Rom, um seine Ausbildung abzuschließen, und studierte dort die Werke von Salvator Rosa, Claude Lorraine und den Landschaftsmalern aus dem Norden Europas, die allesamt Einfluss auf sein künftiges Schaffen nahmen.

Seine frühesten Venedig-Ansichten entstanden höchstwahrscheinlich in den ersten Jahren des 18. Jahrhunderts. Sie trugen ihm nicht nur großen Ruhm ein, sondern standen auch am Beginn der wichtigsten Epoche der Vedutenmalerei. Neben venezianischen Veduten schuf Carlevarijs weiterhin der Fantasie entnommene Kompositionen wie das vorliegende Gemälde. Obgleich diese späteren vedute ideate seine frühen Werke, die er aus der Erinnerung mit seinen römischen Erfahrungen anreicherte, zum Vorbild hatten, lassen sie eine neue Ausdruckskraft und Reife erkennen.