Lot Nr. 43


Pieter Brueghel II.


Pieter Brueghel II. - Alte Meister

(Brüssel 1564–1637 Antwerpen)
Die Vogelfalle,
Öl auf Holz, 22 x 34,5 cm, gerahmt

Provenienz:
Galerie Pieter de Boer, Amsterdam, 1938;
Privatsammlung, Niederlande

Literatur:
G. Marlier, Pierre Bruegel le Jeune, Brüssel 1969, S. 244, Nr. 15;
K. Ertz, Pieter Brueghel der Jüngere, Bd. 2, Lingen 1988–2000, S. 621, Nr. F726

Klaus Ertz bestätigt dieses Gemälde, das ihm bei der Arbeit an seinem Werkverzeichnis noch nicht im Original bekannt war, als eigenhändiges Werk von Pieter Brueghel II. Ein schriftliches Gutachten (Januar 2017) liegt vor.

In seiner im Jahr 2000 publizierten Monografie über Pieter Brueghel II. führt Ertz aus, dass er auf insgesamt 127 dem Maler zugeschriebene Vogelfallen gestoßen ist, von denen er 45 als eigenhändig anerkennt, wohingegen er 51 der Kategorie fraglicher Werke zuweist und 31 einer Gruppe von Werken, die nicht von der Hand des Künstlers stammen. Die früheste bekannte Fassung dieser überaus beliebten Komposition ist mit 1601 datiert (Kunsthistorisches Museum, Wien). Doch was war die eigentliche Quelle all dieser Bilder? 1904 mutmaßte der Kunsthistoriker Axel Romdahl, dass die Vogelfallen von Pieter Brueghel II. und anderer Künstler wie Abel und Jacob Grimmer auf einer Vorlage Pieter Brueghels I. beruhten. Natürlich gibt es da Pieter Brueghels I. berühmtes Gemälde Die Jäger im Schnee im Kunsthistorischen Museum in Wien. Jedoch wurde auch ein Gemälde mit exakt derselben Komposition, das 1927 in einer Ausstellung flämischer Malerei in London gezeigt wurde (Musées Royaux des Beaux-Arts, Brüssel), als die angesprochene Urfassung angesehen. Welches Bild auch immer das Vorbild dieser erfolgreichen Komposition gewesen sein mag: Die Bedeutung dieser scheinbar unverfänglichen Winterlandschaft ist offensichtlich. Ertz erklärt (s. K. Ertz, Pieter Brueghel der Jüngere, Bd. 2, Lingen 1988–2000, S. 578): „Heute sehen wir hinter dieser vorgeblich harmlosen, harmonischen Winterszene eine Anspielung auf die Unwägbarkeiten des menschlichen Daseins: So wie die Falle die arglos Kerne pickenden Vögel einfangen mag, sobald jemand an der in eines der Häuser führenden Leine zieht, so sind auch die Schlittschuhläufer in Gefahr, wenn das Eis einbricht. Ein Loch in der Eisdecke ist sichtbares Zeichen dieser Bedrohung […]. Weiters ließe sich vermuten, dass die drei übergroßen schwarzen Raben am Baum und im Brombeerstrauch im Vordergrund als Wächter der kleinen Vögel fungieren, die von der Falle bedroht sind; oder dass die über das Eis hängenden Zweige eine verborgene Todeswarnung darstellen, wie Wolfgang Stechow vermutet; oder dass die Dorfszene als Porträt der Brabanter Gemeinde Sint Anna Pede gedacht war.“

Alle diese Winterlandschaften mit Vogelfalle, egal ob von Pieter Brueghel II. oder einem der Brüder Grimmer, unterscheiden sich kaum voneinander, und doch lassen sich die einzelnen Gemälde dank einiger ins Auge fallender Bildelemente identifizieren. Ertz bemerkt in diesem Zusammenhang (op. cit., S. 581): „Anhand des Bildes, das sich 1991 bei Ader Tajan in Paris befunden hat, lassen sich diese variabel eingesetzten Elemente wie folgt beschreiben: die zwei Bäume links zwischen den Häusern, deren Stämme und Äste von Gemälde zu Gemälde variieren; die zwei Gänse am Himmel, deren Position verändert sein mag, doch die in den eigenhändigen Fassungen kaum je fehlen […]; die schneebedeckten Büsche im Vordergrund, deren stets anders geartetes Filigran in reinem Weiß sich von der in Grau-, Blau- und Brauntönen wiedergegeben Oberfläche des Eises abhebt; und schließlich der große Vogel rechts, der immer zugegen ist und zuweilen einer Krähe und manchmal einer Taube gleicht und seine Form abhängig von den ihn umgebenden Zweigen wechselt.“

Die Winterlandschaft mit Vogelfalle etablierte sich bereits im 17. Jahrhundert als eigenständige Bildkategorie. Sie entwickelte sich zu einem der beliebtesten Motive in der Landschaftsmalerei und stand für das gesamte Genre der flämischen Winterlandschaft. Das vorliegende Gemälde ist ein schönes Beispiel dieser bekannten Bildkomposition.

Experte: Dr. Alexander Strasoldo Dr. Alexander Strasoldo
+43 1 515 60 403

old.masters@dorotheum.com

25.04.2017 - 18:00

Erzielter Preis: **
EUR 417.800,-
Schätzwert:
EUR 200.000,- bis EUR 300.000,-

Pieter Brueghel II.


(Brüssel 1564–1637 Antwerpen)
Die Vogelfalle,
Öl auf Holz, 22 x 34,5 cm, gerahmt

Provenienz:
Galerie Pieter de Boer, Amsterdam, 1938;
Privatsammlung, Niederlande

Literatur:
G. Marlier, Pierre Bruegel le Jeune, Brüssel 1969, S. 244, Nr. 15;
K. Ertz, Pieter Brueghel der Jüngere, Bd. 2, Lingen 1988–2000, S. 621, Nr. F726

Klaus Ertz bestätigt dieses Gemälde, das ihm bei der Arbeit an seinem Werkverzeichnis noch nicht im Original bekannt war, als eigenhändiges Werk von Pieter Brueghel II. Ein schriftliches Gutachten (Januar 2017) liegt vor.

In seiner im Jahr 2000 publizierten Monografie über Pieter Brueghel II. führt Ertz aus, dass er auf insgesamt 127 dem Maler zugeschriebene Vogelfallen gestoßen ist, von denen er 45 als eigenhändig anerkennt, wohingegen er 51 der Kategorie fraglicher Werke zuweist und 31 einer Gruppe von Werken, die nicht von der Hand des Künstlers stammen. Die früheste bekannte Fassung dieser überaus beliebten Komposition ist mit 1601 datiert (Kunsthistorisches Museum, Wien). Doch was war die eigentliche Quelle all dieser Bilder? 1904 mutmaßte der Kunsthistoriker Axel Romdahl, dass die Vogelfallen von Pieter Brueghel II. und anderer Künstler wie Abel und Jacob Grimmer auf einer Vorlage Pieter Brueghels I. beruhten. Natürlich gibt es da Pieter Brueghels I. berühmtes Gemälde Die Jäger im Schnee im Kunsthistorischen Museum in Wien. Jedoch wurde auch ein Gemälde mit exakt derselben Komposition, das 1927 in einer Ausstellung flämischer Malerei in London gezeigt wurde (Musées Royaux des Beaux-Arts, Brüssel), als die angesprochene Urfassung angesehen. Welches Bild auch immer das Vorbild dieser erfolgreichen Komposition gewesen sein mag: Die Bedeutung dieser scheinbar unverfänglichen Winterlandschaft ist offensichtlich. Ertz erklärt (s. K. Ertz, Pieter Brueghel der Jüngere, Bd. 2, Lingen 1988–2000, S. 578): „Heute sehen wir hinter dieser vorgeblich harmlosen, harmonischen Winterszene eine Anspielung auf die Unwägbarkeiten des menschlichen Daseins: So wie die Falle die arglos Kerne pickenden Vögel einfangen mag, sobald jemand an der in eines der Häuser führenden Leine zieht, so sind auch die Schlittschuhläufer in Gefahr, wenn das Eis einbricht. Ein Loch in der Eisdecke ist sichtbares Zeichen dieser Bedrohung […]. Weiters ließe sich vermuten, dass die drei übergroßen schwarzen Raben am Baum und im Brombeerstrauch im Vordergrund als Wächter der kleinen Vögel fungieren, die von der Falle bedroht sind; oder dass die über das Eis hängenden Zweige eine verborgene Todeswarnung darstellen, wie Wolfgang Stechow vermutet; oder dass die Dorfszene als Porträt der Brabanter Gemeinde Sint Anna Pede gedacht war.“

Alle diese Winterlandschaften mit Vogelfalle, egal ob von Pieter Brueghel II. oder einem der Brüder Grimmer, unterscheiden sich kaum voneinander, und doch lassen sich die einzelnen Gemälde dank einiger ins Auge fallender Bildelemente identifizieren. Ertz bemerkt in diesem Zusammenhang (op. cit., S. 581): „Anhand des Bildes, das sich 1991 bei Ader Tajan in Paris befunden hat, lassen sich diese variabel eingesetzten Elemente wie folgt beschreiben: die zwei Bäume links zwischen den Häusern, deren Stämme und Äste von Gemälde zu Gemälde variieren; die zwei Gänse am Himmel, deren Position verändert sein mag, doch die in den eigenhändigen Fassungen kaum je fehlen […]; die schneebedeckten Büsche im Vordergrund, deren stets anders geartetes Filigran in reinem Weiß sich von der in Grau-, Blau- und Brauntönen wiedergegeben Oberfläche des Eises abhebt; und schließlich der große Vogel rechts, der immer zugegen ist und zuweilen einer Krähe und manchmal einer Taube gleicht und seine Form abhängig von den ihn umgebenden Zweigen wechselt.“

Die Winterlandschaft mit Vogelfalle etablierte sich bereits im 17. Jahrhundert als eigenständige Bildkategorie. Sie entwickelte sich zu einem der beliebtesten Motive in der Landschaftsmalerei und stand für das gesamte Genre der flämischen Winterlandschaft. Das vorliegende Gemälde ist ein schönes Beispiel dieser bekannten Bildkomposition.

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Auktion: Alte Meister
Auktionstyp: Saalauktion
Datum: 25.04.2017 - 18:00
Auktionsort: Wien | Palais Dorotheum
Besichtigung: 15.04. - 25.04.2017


** Kaufpreis inkl. Käufergebühr und Mehrwertsteuer

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