Lot Nr. 23


Costantino dei Servi


Costantino dei Servi - Alte Meister

(Florenz 1554–1622 Arezzo)
Madonna mit Kind,
signiert unten Mitte: OPS. DE/GOSTA/NTINI/DESE/RVIS,
Öl auf Holz, Tondo, Durchmesser 86,8 cm, gerahmt

Provenienz:
Roberta Eugenie Bulkley (1847–1920), Cleveland, 1880er-Jahre;
im Erbgang an deren Sohn Robert Johns Bulkley (1880–1965), Cleveland;
Adams, Davidson & Company, Washington D. C., 1968 (laut Inserat Connoisseur, Bd. 169, Dezember 1968, als Eugenio di Giulio Costantini);
Mr. & Mrs. Preston Howard Saunders, Cleveland;
deren Schenkung an das Cleveland Museum of Art, 1971 [im Gedenken an Senator Robert J. Bulkley, Nr. 71.278];
Auktion, Sotheby’s, New York, 27. Januar 2011, Lot 305

Literatur:
Connoisseur, Bd. CLXIX, 1968, S. LXXX, Abb. (Inserat, Adams, Davidson & Company, Washington D. C., als Eugenio di Giulio Constantini);
Bulletin of The Cleveland Museum of Art, Bd. LVIV, Juni 1972, S. 157;
Cleveland Museum of Art, Catalogue of Paintings: Part Three. European Paintings of the 16th, 17th, and 18th Centuries, Cleveland 1982, S. 413–415, Nr. 181, mit Abb.;
A. Chong, European & American Painting in The Cleveland Museum of Art: A Summary Catalogue, Cleveland 1993, S. 221, mit Abb.;
R. J. M. Olson, The Florentine Tondo, New York 2000, S. 229, Abb. 8.2

Der vorliegende Tondo zeigt die Madonna mit Kind. Letzteres ist im Begriff, den Schoß der Mutter zu erklimmen, wobei es ein Bein abspreizt, um sich auf ihr Knie zu setzen. Der prominent im Vordergrund befindliche Felsen trägt die Signatur des Künstlers; dahinter folgt die pyramidenförmig angeordnete Figurengruppe, gefolgt von einer Meereslandschaft mit befestigter Stadt im Hintergrund. Der von Wolken durchzogene Himmel erstrahlt im rötlichen Dämmerlicht.

Das Werk ist eines der seltenen Beispiele für das bildnerische Schaffen des Florentiner Künstlers Costantino dei Servi, der auch als Architekt und Ingenieur tätig war. Der Künstler war höchst erfolgreich. In Italien pendelte er zwischen Florenz, Rom und der Emilia Romagna und arbeitete darüber hinaus an zahlreichen ausländischen Fürstenhöfen, darunter in Paris, Prag und selbst Persien.

Costantino dei Servi entstammte der Werkstatt Santi di Titos und bildete schon früh seinen eigenen Stil aus. Er orientierte sich an den damals in Florenz vorherrschenden Manieristen, aber auch am Beispiel berühmter Meister der vorherigen Generation wie Andrea del Sarto. Auch die Wahl des Bildformats im vorliegenden Fall erscheint angesichts der Tatsache, dass das Bild im letzten Jahr des 16. Jahrhunderts entstanden ist, als bewusst vorgenommener Rückgriff. Der Tondo war möglicherweise als Hommage an einen der großen Meister gedacht, die die Stadt Florenz zwischen der Mitte des 15. Jahrhunderts und der zweiten Dekade des 16. Jahrhunderts, als dieses Bildformat weit verbreitet war, zur Berühmtheit geführt hatten. Ikonografisch beruht das vorliegende Gemälde mit seiner ungewöhnlichen Haltung des Kindes auf dem Knie der Mutter auf Andrea del Sartos Fresko der Madonna del Sacco im Kreuzgang der Basilika Santissima Annunziata in Florenz. Die Monumentalität der Figuren lässt sich auf michelangeske Beispiele zurückführen, insbesondere auf den Doni Tondo (Uffizien, Florenz).

Technische Untersuchung
Die mit einer vertikalen Holzstange verstrebte Tafel weist eine Stärke von rund 3 Zentimetern auf. Der Erhaltungszustand ist bis auf den geringen Abrieb und kleine Ergänzungen gut. Unter dem Röntgenschirm (siehe Literatur, The Cleveland Museum of Art, European Paintings of the 16th, 17th, and 18th Centuries, S. 415) ist die Übermalung einer früheren Bildkomposition zu sehen, welche entweder umbrischen oder toskanischen Ursprungs ist und die Heilige Jungfrau mit Kind und Täuferknaben in einer Landschaft zeigt.

Mittels Infrarotreflektografie lässt sich keinerlei Unterzeichnung feststellen, was möglicherweise vermuten lässt, dass sie mit Eisengallustinte ausgeführt wurde, welche unter Infrarotstrahlung nicht sichtbar ist. In den IR-Bildern sind einige Veränderungen zu erkennen: Der Schleier der Madonna war rechts ursprünglich länger und wurde dann von Meer und Himmel überdeckt; einige Korrekturen zeigen sich auch in den Beinen des Kindes sowie in den Händen und Fingern der Madonna.

Wir danken Gianluca Poldi für die technische Untersuchung des vorliegenden Gemäldes.

25.04.2017 - 18:00

Erzielter Preis: **
EUR 75.000,-
Schätzwert:
EUR 60.000,- bis EUR 80.000,-

Costantino dei Servi


(Florenz 1554–1622 Arezzo)
Madonna mit Kind,
signiert unten Mitte: OPS. DE/GOSTA/NTINI/DESE/RVIS,
Öl auf Holz, Tondo, Durchmesser 86,8 cm, gerahmt

Provenienz:
Roberta Eugenie Bulkley (1847–1920), Cleveland, 1880er-Jahre;
im Erbgang an deren Sohn Robert Johns Bulkley (1880–1965), Cleveland;
Adams, Davidson & Company, Washington D. C., 1968 (laut Inserat Connoisseur, Bd. 169, Dezember 1968, als Eugenio di Giulio Costantini);
Mr. & Mrs. Preston Howard Saunders, Cleveland;
deren Schenkung an das Cleveland Museum of Art, 1971 [im Gedenken an Senator Robert J. Bulkley, Nr. 71.278];
Auktion, Sotheby’s, New York, 27. Januar 2011, Lot 305

Literatur:
Connoisseur, Bd. CLXIX, 1968, S. LXXX, Abb. (Inserat, Adams, Davidson & Company, Washington D. C., als Eugenio di Giulio Constantini);
Bulletin of The Cleveland Museum of Art, Bd. LVIV, Juni 1972, S. 157;
Cleveland Museum of Art, Catalogue of Paintings: Part Three. European Paintings of the 16th, 17th, and 18th Centuries, Cleveland 1982, S. 413–415, Nr. 181, mit Abb.;
A. Chong, European & American Painting in The Cleveland Museum of Art: A Summary Catalogue, Cleveland 1993, S. 221, mit Abb.;
R. J. M. Olson, The Florentine Tondo, New York 2000, S. 229, Abb. 8.2

Der vorliegende Tondo zeigt die Madonna mit Kind. Letzteres ist im Begriff, den Schoß der Mutter zu erklimmen, wobei es ein Bein abspreizt, um sich auf ihr Knie zu setzen. Der prominent im Vordergrund befindliche Felsen trägt die Signatur des Künstlers; dahinter folgt die pyramidenförmig angeordnete Figurengruppe, gefolgt von einer Meereslandschaft mit befestigter Stadt im Hintergrund. Der von Wolken durchzogene Himmel erstrahlt im rötlichen Dämmerlicht.

Das Werk ist eines der seltenen Beispiele für das bildnerische Schaffen des Florentiner Künstlers Costantino dei Servi, der auch als Architekt und Ingenieur tätig war. Der Künstler war höchst erfolgreich. In Italien pendelte er zwischen Florenz, Rom und der Emilia Romagna und arbeitete darüber hinaus an zahlreichen ausländischen Fürstenhöfen, darunter in Paris, Prag und selbst Persien.

Costantino dei Servi entstammte der Werkstatt Santi di Titos und bildete schon früh seinen eigenen Stil aus. Er orientierte sich an den damals in Florenz vorherrschenden Manieristen, aber auch am Beispiel berühmter Meister der vorherigen Generation wie Andrea del Sarto. Auch die Wahl des Bildformats im vorliegenden Fall erscheint angesichts der Tatsache, dass das Bild im letzten Jahr des 16. Jahrhunderts entstanden ist, als bewusst vorgenommener Rückgriff. Der Tondo war möglicherweise als Hommage an einen der großen Meister gedacht, die die Stadt Florenz zwischen der Mitte des 15. Jahrhunderts und der zweiten Dekade des 16. Jahrhunderts, als dieses Bildformat weit verbreitet war, zur Berühmtheit geführt hatten. Ikonografisch beruht das vorliegende Gemälde mit seiner ungewöhnlichen Haltung des Kindes auf dem Knie der Mutter auf Andrea del Sartos Fresko der Madonna del Sacco im Kreuzgang der Basilika Santissima Annunziata in Florenz. Die Monumentalität der Figuren lässt sich auf michelangeske Beispiele zurückführen, insbesondere auf den Doni Tondo (Uffizien, Florenz).

Technische Untersuchung
Die mit einer vertikalen Holzstange verstrebte Tafel weist eine Stärke von rund 3 Zentimetern auf. Der Erhaltungszustand ist bis auf den geringen Abrieb und kleine Ergänzungen gut. Unter dem Röntgenschirm (siehe Literatur, The Cleveland Museum of Art, European Paintings of the 16th, 17th, and 18th Centuries, S. 415) ist die Übermalung einer früheren Bildkomposition zu sehen, welche entweder umbrischen oder toskanischen Ursprungs ist und die Heilige Jungfrau mit Kind und Täuferknaben in einer Landschaft zeigt.

Mittels Infrarotreflektografie lässt sich keinerlei Unterzeichnung feststellen, was möglicherweise vermuten lässt, dass sie mit Eisengallustinte ausgeführt wurde, welche unter Infrarotstrahlung nicht sichtbar ist. In den IR-Bildern sind einige Veränderungen zu erkennen: Der Schleier der Madonna war rechts ursprünglich länger und wurde dann von Meer und Himmel überdeckt; einige Korrekturen zeigen sich auch in den Beinen des Kindes sowie in den Händen und Fingern der Madonna.

Wir danken Gianluca Poldi für die technische Untersuchung des vorliegenden Gemäldes.


Käufer Hotline Mo.-Fr.: 10.00 - 17.00
old.masters@dorotheum.at

+43 1 515 60 403
Auktion: Alte Meister
Auktionstyp: Saalauktion
Datum: 25.04.2017 - 18:00
Auktionsort: Wien | Palais Dorotheum
Besichtigung: 15.04. - 25.04.2017


** Kaufpreis inkl. Käufergebühr und Mehrwertsteuer

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