Solche lang-ovalen, an ihrer Vorderseite mit tiefen Reliefs beschnitzte und mit Naturfarben gefärbte ‘Gope-Bretter’ werden von den Männern im Papua-Golf, an der südöstlichen Küste Neuguineas in ihren großen Männerhäusern aufgestellt oder aufgehängt. In den Mündungs-Gebieten der Flüsse Fly, Wapo, Era und Purari.

Diese reliefierten Bretter stellen mächtige Ahnengeister und mythische Helden dar. Es gibt große ‘Gope-Bretter’ für ganze Papua-Klans, und kleinere Bretter (wie das vorliegende), die einzelnen, individuellen Kriegern gehören. Die dargestellten Ahnen und Helden helfen ihren Besitzern bei der Jagd, im Krieg und früher auch bei der, heute nicht mehr praktizierten Kopfjagd. Sie spielen bei den Initiations-Riten eine Rolle und bieten auch allgemeinen Schutz vor Krankheit und Unglück. Das hier präsentierte, alte ‘Gope-Brett’ zeigt in seinem vorderseitigen Relief das flächig und gekonnt aufgelöste Gesicht eines wichtigen Ahnen (wie z. B. des mythischen Helden ‘Irivake’). Über die zentrale Mittel-Achse gekonnt und symmetrisch ‘gespiegelt’, mit in kleinteilig und symmetrisch aufgelösten Kurven-Elementen an den Rand-Flächen und mit einer Schlange, die sich entlang der zentralen Achse von unten nach oben schlängelt. Alles in tiefem Relief aus dem Holz geschnitten, sowie mit Russ und Erdfarben aus roter Ockerund weißer Kaolin-Erde schwarz, rot und weiß gefärbt. Die Holz-Planke, aus der dieses lang-ovale ‘Gope-Brett’ geschnitten worden ist, stammt von einem alten Kriegs-Boot (siehe die Rückseite des Brettes!). Altes Holz von Kriegs-Kanus wird von den Papua gerne zur Herstellung solcher Kult-Objekte verwendet, denn man schreibt diesem Material von vornherein besondere Kraft und Stärke zu!

Ein perfektes Stück mit rundum guter, alter Patina, nur kleinen, minimalen Abbrüchen im Relief, zarten Rissen und etwas altersbedingtem Farb-Abrieb. Sonst keine Schäden!
H: 99 cm; B: 29 cm.
Um 1900.

Provenienz:
Nach Angaben des Einbringers stammt dieses ‘Gope-Brett’ aus Neuguinea von einem Marine-Offizier eines der beiden deutschen Vermessungs-Schiffe, der ‘SMS Möwe’ oder ihres Schwester-Schiffes ‘SMS Planet’, die beide am Anfang des 20. Jahrhunderts (von ca. 1906 bis 1914) im Süd-Pazifik, im Gebiet der damaligen deutschen Kolonien (Neuguinea, Bismarck-Archipel, Mikronesien usw.) umfangreiche Vermessungen (Tiefenmessungen mit Echo-Lot u. a.) durchgeführt haben. Dann wurde das ‘Gope-Brett’ des Marine-Offiziers innerhalb seiner Familie in Naumburg (Sachsen-Anhalt, D) vererbt. Jetzt: Deutsche Privatsammlung, Bremen. (ME)

Lit.:
‘Ozeanische Kunst’ von Anthony J. P. Meyer, Abb. 110;
‘New Guinea Art’ von Marcia & John Friede, Abb. 461, 464, 465;
‘Art Papou’, Katalog Musées de Marseille, Abb. 175, 176, 177, 178; ‘Melanesien. Schwarze Inseln der Südsee’, Katalog Rautenstrauch-Joest-Museum für Völkerkunde, Köln, Abb. 260.