In der Kunst der Yoruba in Südwest-Nigeria wird die innige Verbindung zwischen Müttern und ihren Kindern oft betont und hervorgehoben. Sei es in Schnitzwerken für andere Zwecke, wie bei den Tanz-Zeptern für Gott Shango, den sogenannten ‘Shango-Keulen’, bei Darstellungen der ‘Schalenträgerinnen’ (siehe Kat.-Nr. 55), als ‘Große Mutter’ mit ihren Kindern auf den hohen Epa-Masken - oder auch als einzelne, für sich selbst stehende Skulpturen, wie der hier angebotenen.

Diese reizende Gruppe ist aus sehr hartem, braunem Holz geschnitzt. Die Frau und Mutter sitzt auf einem Hocker auf einem runden Sockel, trägt eine hohe, fein linierte Frisur, Armreifen, sowie stammestypische Zier-Narben auf beiden Wangen und sie zeigt einen, in sich ruhenden, zufriedenen Gesichtsausdruck. Sie trägt eines ihrer beiden Kinder, wohl das ältere, auf ihrem Rücken. Das jüngere Kind hält sie auf ihren Knien und unterstützt seinen Kopf fürsorglich mit ihrer linken Hand, während sie es mit ihrer Rechten säugt. Eine zu Herzen gehende Szene, die die große Wertschätzung der Yoruba für ihre Frauen und Mütter bezeugt (auch ihr ganzer ‘Gelede-Kult’ dreht sich um die Frauen, Mütter und Fruchtbarkeit!). Eine schöne, gekonnt komponierte und gearbeitete Figuren-Gruppe, mit zwei nicht störenden, altersbedingten, kleinen Abbrüchen am linken Ohr der Mutter und am rechten Fuß des Säuglings. Sonst keine Schäden! Aber mit einer alten, teils glänzenden Patina und teils krustigen Resten einer Opferpaste aus Rotholzpulver, wie sie bei sakral verehrten Objekten der Yoruba oft vorkommt (z. B. bei den ‘Ibeji-Zwillingsfiguren’).
H: 34 cm; B: ca. 10 cm.
1. Hälfte 20. Jh.. (ME)

Provenienz:
Österreichische Privatsammlung.

Lit.:
‘Yoruba. Sculpture of West Africa’ von William Fagg & John Pemberton III., Fig. 33, Abb. 50.