In Afrika weben hauptsächlich die Männer. Über die Rollen solcher Webrollen-Halter läuft eine Schnur, mit der der Weber mittels Fuß-Pedalen die Kettfäden zu sogenannten ‘Fächern’ trennen kann. Dann ‘schießt’ der Weber den Schuss-Faden quer durch das ‘Fach’. So entsteht ein Gewebe. Damit der Weber den ganzen Tag über auch ’etwas Schönes’ vor Augen hat, werden diese Webrollen-Halter besonders schön geschnitzt!

Das ist bei dem vorliegenden Webrollen-Halter einem Schnitzer der Guro sehr gut gelungen: Aus hellem, leichtem Holz in einem Stück geschnitzt und ursprünglich schwarz gefärbt. Auf der Halterung der Webrolle (unten) sitzt ein besonders schöner Kopf einer Guro-Frau auf einem langen Hals (mit Zier-Narben hinten und einer Halskette). Der Kopf ist unter seiner typischen Kamm-Frisur gelocht. Hier lief die Schnur durch, mit der der Webrollen-Halter vor dem Gesicht des Webers am Webstuhl aufgehängt wurde. Das Gesicht der Frau zeigt die charakteristischen Züge des Guro-Stils: schmal, lang und elegant. Mit hoher Stirn, Augenbrauen, langer, schmaler Nase und einem leicht nach vor gezogenen, kleinen Mund. Auf beiden Wangen ist je eine schräge Zier-Narbe zu erkennen. Ein stilistisch erstklassig gearbeitetes Stück, mit altersbedingtem Farbabrieb, minimalen Abbrüchen oben und je einem Riss an der rechten Seite des Kopfes und unten vorne. Jedoch mit einer eindrucksvollen, alten Patina durch sehr langen Gebrauch.
H: ca. 29 cm.
1. Drittel 20. Jh.. (ME)

Provenienz:
Neumeister-Auktion, München, 11. 11. 2010;
jetzt: Dr. Karl-Ferdinand Schädler, München.