Ein alter, lange verwendeter Aschanti-Hocker in ‘klassischer’ Form. Mit einer breiten, konkav nach unten geschwungenen Sitzfläche und einer links und rechts abgetreppten Bodenplatte. Die rechteckige Mittel-Säule ist hohl gearbeitet (von unten ausgehöhlt), vorne und hinten geometrisch durchbrochen, sowie mit Kerbschnitt-Ornamentik verziert. Die vier seitlichen Stützen tragen außen abgerundete Zackenbänder als Dekor. Die untere Stufe ist ebenfalls mit vertieftem Relief in Kreuz- und Bänder-Form verziert. Alles aus einem Stück hellem, hartem Holz geschnitzt! Der Hocker zeigt alte Risse an den beiden hinteren Stützen und an der Mittel-Säule hinten, altersbedingte, unwesentliche Abbrüche am schmalen Rand der Sitzfläche und an der Bodenplatte, sowie an den äußeren Zackenbändern.

Für die Aschanti bedeuten ihre Hocker mehr als nur ihr Zweck als alltägliche Sitzmöbel. Sie sind Teil der individuellen Persönlichkeit ihrer ‘Besitzer’: Jeder Mann, jede Frau hat einen eigenen Hocker. Wird er gerade nicht ‘besessen’, wird der Hocker schräg an die nächste Wand gelehnt, damit kein umherirrender, ‘böser Geist’ von ihm Besitz ergreift. Stirbt ein bedeutender ‘Besitzer’, so wird sein persönlicher Hocker schwarz oder dunkelbraun gefärbt.

Er wird im Haus aufbewahrt und niemand darf in Zukunft darauf sitzen. So wird bei den Aschanti aus einem Alltags-Objekt ein fast ‘sakrales’ Erinnerungs-Denkmal an einen bedeutenden Ahnen.
H: ca. 39 cm, B: 55 cm; Tiefe: 27 cm (Sitzfläche).
1. Hälfte 20. Jh.. (ME)

Provenienz:
Österreichische Privatsammlung.

Lit.:
‘Afrikanische Sitze’ von Sandro Bocola, S. 74, Abb. 35,36, 37, 40, 41 u. a.