Erst in den 90er-Jahren des vorigen Jahrhunderts wurden diese typischen, ‘phallischen’, zu einem umgedrehten ‘Y’ abstrahierten Ahnen-Figuren der Dagari weiteren Kreisen bekannt. Die Dagari sind Verwandte der Lobi, die im Südwesten von Burkina Faso und im Nordwesten von Ghana leben. Ihre signifikanten Ahnen-Skulpturen, ‘Kpin sebla’ genannt, werden an versteckten Plätzen oder in Schreinen aufgestellt und dürfen nur von ’Eingeweihten’ gesehen werden. Diese Figuren werden mit Hirsebier, Hirsebrei oder dem Blut von Opfertieren beopfert. Aber nur von vorne! Daher tragen ‘echte’ Dagari-Ahnenfiguren stets nur an ihrer Vorderseite eine krustige Opfer-Patina.

Die vorliegende, männliche Ahnenfigur der Dagari zeigt diesen ‘klassischen’, weit stilisierten Typ. Mit ausgeprägtem Kopf und einer ‘Kinn-Spitze’ vorne, langem Körper, verbreiterter Hüfte mit angedeutetem Geschlecht, weit gespreizten Beinen und runden ‘Füßen’. Aus hartem, rötlich braunem Holz geschnitzt. Dieser Dagari-Ahne trägt an seiner Vorderseite (zum Eingang des Ahnen-Schreins hin) eine starke, krustige Opfer-Patina. Auf der Rückseite ist die Figur glatt und blank! Ein kleiner, alter Ausbruch an der linken Seite des ‘Körpers’. Sonst keine Schäden! Ein ‘klassisches’, altes Beispiel dieses Skulpturen-Typs.
H: 72 cm; B: 29 cm.
1. Hälfte 20. Jh.. (ME)

Provenienz:
Wiener Privatsammlung.

Lit.:
’Lobi’ von Daniela Bognolo, Abb. 3.