Guinea Bissau: Eine typische ‘Knochen-Puppe’ der Balante, mit einem ‘Kind’ auf dem Rücken, ebenfalls aus einem Tier-Knochen. Mit Lederstreifen, Glasperlen und Kauris reich geschmückt. Die Balante sind mit rund einer halben Million Menschen die größte Ethnie im westafrikanischen Land Guinea Bissau, das an der Atlantik-Küste und auf vorgelagerten Inseln liegt. Eine geringere Zahl der Balante lebt auch in Senegal und Gambia. Typisch für die Balante sind solche ‘Puppen’ aus Tierknochen (wohl von einem Haus-Schwein). Diese ’Puppen’ gehören zur Kategorie der Kinderwunsch-Puppen, die in Westafrika häufig vorkommen (bei den Mossi, Ibo, Ibibio u. v. a.). Bei den Balante in Guinea Bissau werden diese ‘Puppen’ von Frauen mit Kinderwunsch in der Kleidung auf dem Rücken getragen.

Bei der hier vorliegende, typischen ‘Knochen-Puppe’ der Balante kommt noch ein Aspekt hinzu: Es ist eine ‘Mutter-Kind-Darstellung’! Denn die ‘Mutter’, die große ‘Knochen-Puppe’, trägt noch eine kleine ‘Puppe’ als ‘Kind’ auf ihrem Rücken! Das ‘Kind’ besteht aus einem kleineren Tier-Knochen und ist durch eine dichte Wicklung aus Lederstreifen fest mit seiner ‘Mutter’ verbunden. Zusätzlich ist diese interessante ‘Mutter-Kind-Puppe’ mit bunten Glasperlen-Ketten, einem Metall-Reifen (unten), sowie mit dünnen Leder-Streifen mit großen, weißen und schwarzen Glasperlen, gelochten Kauri-Schnecken und älteren, britischen Kolonial-Münzen geschmückt (Präge-Daten der Münzen: 1936, 1943 und 1959). Diese seitlichen Schmuck-Bündel aus Lederstreifen sollen wohl die Arme und Beine der ‘Mutter’ symbolisieren. Ein sehr interessantes Stück, mit sichtlich alter und glänzender Gebrauchs-Patina.
H: 30 cm (die ‘Mutter’); 14,5 cm (das ‘Kind’).
1. Hälfte bis Mitte 20. Jh..

Provenienz:
Wiener Privatsammlung.

Lit.:
’Dolls for play and ritual’, Katalog Afrika-Museum Berg en Dal, Holland, Abb. S. 29