Solche Figuren symbolisieren für die Tschokwe die Kraft und Fruchtbarkeit weiblicher Ahnen. Sie werden in Schreinen aufgestellt und spielen bei der Initiation der Mädchen eine Rolle. Die hier angebotene, stehende, weibliche Ahnen-Figur zeigt den perfekten Tschokwe-Stil. Besonders die Gestaltung des Kopfes ist mit den beliebten und bekannten ‘Mwana pwo-Masken’ der Tschokwe vergleichbar. Die Figur ist aus hartem Holz geschnitzt und schwarzbraun gefärbt. Den Kopf bekrönt eine fein linierte, dreifache Kamm-Frisur. Auf der Stirn zeigt die Frau das typische Stammeszeichen der Tschokwe, ‘Cingelyengelye’ genannt (eine Art ‘Malteser-Kreuz’). Weitere Narben-Tätowierungen trägt sie an beiden Schläfen, auf den Wangen und auf ihren Brüsten. Die Augenbrauen-Bögen sind ebenso typisch hoch und weit gezogen, die Augen sind geschlitzt und auch ihre Ohren zeigen eine charakteristische, runde Tschokwe-Form. Die Arme sind frei gearbeitet und beide Hände ruhen auf ihrem Bauch, neben dem kreisrund betonten Nabel. Auf ihren proportional starken, geknickten Beinen und Füßen steht sie fest auf dem Boden. Als Schmuck trägt die ‘Ahnin’ eine enge, geknotete Halskette und einen Gürtel aus altem, textilem Material. Insgesamt eine stilistisch sehr gute Klein-Skulptur, mit minimalen, altersbedingten Schäden: kleine, alte Abbrüche an den Kanten der Frisur und am linken Fuß unten, zarte Risse an der rechten Hand und entlang der gekerbten Rückenlinie, sowie einige Ausbrüche an beiden Beinen (früher Insektenfraß?). Dafür jedoch eine gute, teils glänzende, ältere Patina!
H: ca. 27 cm.
1. Hälfte 20. Jh.. (ME)

Provenienz:
Österreichische Privatsammlung.

Lit.:
‘La Sculpture Tshokwe’ von Marie-Louise Bastin, Abb. 64, 65, 103;
‘Chokwe!’ von Manuel Jordan, Abb. 61 (Kopf), 106, 110, 111, 112, 113; ‘Chokwe and their Bantu Neighbours’ von Jean David und Gerhard Merzeder, Abb. 114, 116, 117.