Lot Nr. 702


Herbert Zangs *


(Krefeld 1924–2003)
Verweißung, 1976, signiert, datiert Zangs 1976, weiße Farbe (Acryl) auf braunem Packpapier, 99 x 212,5 cm, ger.

Gutachten:
Emmy de Martelaere, Archiv Herbert Zangs, Paris 23.1.2016. Das Werk wurde im Archiv unter der Nr. 2144 registriert.

Provenienz:
Galerie Zeitkunst, Kitzbühel

Das Malen ist für Herbert Zangs der unmittelbare Ausdruck seiner ungestümen Begeisterung und großen Neugier auf das Leben. Diese Neugier macht ihn zum Halbnomaden, der unmittelbar nach dem zweiten Weltkrieg per Anhalter durch Deutschland zieht und bereits Anfang der 50er Jahre auf Einladung der Galeristin Dina Vierny als einer der ersten deutschen Künstler nach dem Krieg nach Paris reist. Die Begeisterung und Neugier führt auch dazu, dass das Werk von Herbert Zangs vor allem in den frühen fünfziger Jahren durch seinen heterogenen Reichtum beeindruckt. Mit der figurativen Malerei, die er seit seiner Studienzeit an der Düsseldorfer Kunstakademie praktiziert, finanziert sich Zangs seinen Lebensunterhalt.

Das Neuartige der abstrakten Arbeiten von Herbert Zangs ist wie auch im Werk der Künstler von ZERO nicht ausschließlich in der bildnerischen Gestaltung zu finden, sondern es erfordert eine neue Art des Sehens und Denkens. Das Weiß, das in seinen abstrakten Werken der 50er und dann abermals der 70er Jahre eine maßgebliche Rolle spielt, hebt die Materialität unter anderem der Collage oder Assemblage aus Fundstücken auf besondere Weise hervor und regt die Imagination des Betrachters an. Nur für kurze Zeit agiert Zangs bei der Herstellung der weißen Bilder im Sinne des ‚action painting‘, in dem er die weiße Farbe gestisch auf den Malgrund durch Tropfen, Spritzen oder in Häufchen aufbringt. Bald kehrt er zur seriellen Reihung und gestisch gerasterten Ordnung seiner „Verweißungen“ zurück, die er erstmalig 1956 öffentlich zeigt. Herbert Zangs zieht es vor zu leben, zu reisen und sich jährlich für mehrere Monate in sein Haus im südfranzösischen Cucuron zurückzuziehen, anstatt sich mit oder gegen ZERO, das Informel, Nouveau Réalisme oder eine andere künstlerische Strömung zu positionieren. Er ist mit seinen „Verweißungen“, mono- oder polychromen Materialcollagen und seinen seriellen Arbeiten sowohl einer der Vorreiter des deutschen Informel, als auch greift er mit diesen Werken dem Grundgedanken von ZERO voraus. Seine Aussage auf die Frage eines Journalisten nach dem Wichtigsten für ihn ist „Leben, denn Leben ist Bewegung und alles andere...“ Die Vergessenheit, in die Herbert Zangs über mehrere Jahrzehnte geraten ist, hat er sich selbst zuzuschreiben. Zangs lebte und reiste lieber, anstatt sich mit dem Verkauf seiner Bilder intensiv zu beschäftigen.
Eines der Tropfenbilder von 1954 erregt 1970 die Aufmerksamkeit Adolf Luthers im Krefelder Kaiser-Wilhelm-Museum. Auch die Umwälzungen der Kunstszene in den 1960er Jahren führten dazu, dass das Frühwerk von Herbert Zangs, das Adolf Luther nach einigen Nachforschungen in einem Krefelder Keller entdeckt hatte, auf ein lebhaftes Interesse in der Kunstwelt stieß. Für Zangs selbst war die Begegnung mit seinem eignen Frühwerk ein entscheidender Wendepunkt, er knüpfte an seine „Verweißungen“ an und setzte die Arbeit im Sinne der frühen Materialbilder fort. Die „Werke ab den siebziger Jahren treiben die interne Spannung der frühen Arbeiten aus sich heraus zu tänzerischer, spielerischer und ungebändigter Aktivität, die sich immer weniger mit der Materie verbindet, sondern sie nur noch benutzt zu freier, aktionistischer Gestik. Die Arbeiten der fünfziger Jahre waren die eines frühen Pioniers. In den siebziger Jahren war der Boden bereitet, die Norm des Tafelbildes überwunden. Die Prozesse des künstlerischen konnten sich nun ungehindert und mit großer, überzeugender Spontanität in die weiten Felder des Experiments hinein ausbreiten.“
Erich Franz, Herbert Zangs: Bild als Aktion, in Emmy de Martelaere, Herbert Zangs, Cahier d‘Archives, Tome I, Fascicule 1, Paris 2004, S. 35

„Kunst ist die totale Freiheit (...) Es ist wie ein Kind, das man als eigene Persönlichkeit in die Welt ziehen lässt, damit es sich entwickeln kann, in Freiheit, ohne an Mamas Rockzipfel zu kleben“
Herbert Zangs, in: Thomas Weber, Herbert Zangs, Düsseldorf 1997, S. 175

22.11.2016 - 18:00

Erzielter Preis: **
EUR 56.250,-
Schätzwert:
EUR 40.000,- bis EUR 60.000,-

Herbert Zangs *


(Krefeld 1924–2003)
Verweißung, 1976, signiert, datiert Zangs 1976, weiße Farbe (Acryl) auf braunem Packpapier, 99 x 212,5 cm, ger.

Gutachten:
Emmy de Martelaere, Archiv Herbert Zangs, Paris 23.1.2016. Das Werk wurde im Archiv unter der Nr. 2144 registriert.

Provenienz:
Galerie Zeitkunst, Kitzbühel

Das Malen ist für Herbert Zangs der unmittelbare Ausdruck seiner ungestümen Begeisterung und großen Neugier auf das Leben. Diese Neugier macht ihn zum Halbnomaden, der unmittelbar nach dem zweiten Weltkrieg per Anhalter durch Deutschland zieht und bereits Anfang der 50er Jahre auf Einladung der Galeristin Dina Vierny als einer der ersten deutschen Künstler nach dem Krieg nach Paris reist. Die Begeisterung und Neugier führt auch dazu, dass das Werk von Herbert Zangs vor allem in den frühen fünfziger Jahren durch seinen heterogenen Reichtum beeindruckt. Mit der figurativen Malerei, die er seit seiner Studienzeit an der Düsseldorfer Kunstakademie praktiziert, finanziert sich Zangs seinen Lebensunterhalt.

Das Neuartige der abstrakten Arbeiten von Herbert Zangs ist wie auch im Werk der Künstler von ZERO nicht ausschließlich in der bildnerischen Gestaltung zu finden, sondern es erfordert eine neue Art des Sehens und Denkens. Das Weiß, das in seinen abstrakten Werken der 50er und dann abermals der 70er Jahre eine maßgebliche Rolle spielt, hebt die Materialität unter anderem der Collage oder Assemblage aus Fundstücken auf besondere Weise hervor und regt die Imagination des Betrachters an. Nur für kurze Zeit agiert Zangs bei der Herstellung der weißen Bilder im Sinne des ‚action painting‘, in dem er die weiße Farbe gestisch auf den Malgrund durch Tropfen, Spritzen oder in Häufchen aufbringt. Bald kehrt er zur seriellen Reihung und gestisch gerasterten Ordnung seiner „Verweißungen“ zurück, die er erstmalig 1956 öffentlich zeigt. Herbert Zangs zieht es vor zu leben, zu reisen und sich jährlich für mehrere Monate in sein Haus im südfranzösischen Cucuron zurückzuziehen, anstatt sich mit oder gegen ZERO, das Informel, Nouveau Réalisme oder eine andere künstlerische Strömung zu positionieren. Er ist mit seinen „Verweißungen“, mono- oder polychromen Materialcollagen und seinen seriellen Arbeiten sowohl einer der Vorreiter des deutschen Informel, als auch greift er mit diesen Werken dem Grundgedanken von ZERO voraus. Seine Aussage auf die Frage eines Journalisten nach dem Wichtigsten für ihn ist „Leben, denn Leben ist Bewegung und alles andere...“ Die Vergessenheit, in die Herbert Zangs über mehrere Jahrzehnte geraten ist, hat er sich selbst zuzuschreiben. Zangs lebte und reiste lieber, anstatt sich mit dem Verkauf seiner Bilder intensiv zu beschäftigen.
Eines der Tropfenbilder von 1954 erregt 1970 die Aufmerksamkeit Adolf Luthers im Krefelder Kaiser-Wilhelm-Museum. Auch die Umwälzungen der Kunstszene in den 1960er Jahren führten dazu, dass das Frühwerk von Herbert Zangs, das Adolf Luther nach einigen Nachforschungen in einem Krefelder Keller entdeckt hatte, auf ein lebhaftes Interesse in der Kunstwelt stieß. Für Zangs selbst war die Begegnung mit seinem eignen Frühwerk ein entscheidender Wendepunkt, er knüpfte an seine „Verweißungen“ an und setzte die Arbeit im Sinne der frühen Materialbilder fort. Die „Werke ab den siebziger Jahren treiben die interne Spannung der frühen Arbeiten aus sich heraus zu tänzerischer, spielerischer und ungebändigter Aktivität, die sich immer weniger mit der Materie verbindet, sondern sie nur noch benutzt zu freier, aktionistischer Gestik. Die Arbeiten der fünfziger Jahre waren die eines frühen Pioniers. In den siebziger Jahren war der Boden bereitet, die Norm des Tafelbildes überwunden. Die Prozesse des künstlerischen konnten sich nun ungehindert und mit großer, überzeugender Spontanität in die weiten Felder des Experiments hinein ausbreiten.“
Erich Franz, Herbert Zangs: Bild als Aktion, in Emmy de Martelaere, Herbert Zangs, Cahier d‘Archives, Tome I, Fascicule 1, Paris 2004, S. 35

„Kunst ist die totale Freiheit (...) Es ist wie ein Kind, das man als eigene Persönlichkeit in die Welt ziehen lässt, damit es sich entwickeln kann, in Freiheit, ohne an Mamas Rockzipfel zu kleben“
Herbert Zangs, in: Thomas Weber, Herbert Zangs, Düsseldorf 1997, S. 175


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kundendienst@dorotheum.at

+43 1 515 60 200
Auktion: Zeitgenössische Kunst I
Auktionstyp: Saalauktion
Datum: 22.11.2016 - 18:00
Auktionsort: Wien | Palais Dorotheum
Besichtigung: 12.11. - 22.11.2016


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