Thomas Hudson
(Devon 1701–1779 Twickenham)
Ein Bildnis eines Herrn, traditionell identifiziert als Sir William Temple, Bt.,
Öl auf Leinwand, 126,7 x 101,3 cm, gerahmt
Provenienz (laut rückseitigen Aufklebern):
Sir Robert Hatfield, 22 Carlton House Terrace;
The Cooling Galleries, London;
Galerie Thomas Agnew & Son, London
Wir danken Brian Allen für die Bestätigung der Eigenhändigkeit.
Das vorliegende Gemälde ist ein beeindruckendes Beispiel für die elegante Porträtmalerei Thomas Hudsons. Hudson, Schwiegersohn von Jonathan Richardson, war der gefragteste Bildnismaler Londons in des zweiten Viertels des 18. Jahrhunderts. Äußerst produktiv, wie er war, schuf er Bildnisse zahlreicher führender Persönlichkeiten dieser Generation. Hudsons erfolgreiches Maleratelier befand sich in Covent Garden, wo er eine große Werkstatt unterhielt, zu deren Lehrlingen Joshua Reynolds, Richard Phelps und Joseph Wright of Derby gehörten.
Während die Physiognomie in der für Hudson charakteristischen feinen und versierten Art wiedergegeben ist, beruht der vorehm-prächtige Eindruck des vorliegenden Gemäldes nicht nur auf dem Bildnis selbst und der eleganten Komposition, sondern auch auf der beeindruckenden Wiedergabe des Samtmantels, der Seidenweste, der Aufschläge und der Goldstickereien. Die heutige Forschung ist sich einig darin, dass Kooperationen zwischen hoch spezialisierten individuellen Künstlerpersönlichkeiten im England des 18. Jahrhunderts ebenso üblich waren wie im Antwerpen des 17. Jahrhunderts. Um der großen Nachfrage gerecht zu werden, griff Hudson auf die Dienste eines Draperiemalers zurück. George Vertue schrieb 1744 dazu: „Wahrhaftig zeigt sich, dass Hudson letztens mehr Erfolg und Beifall findet als die anderen, ja irgendein anderer in dem Fach – zur Zeit ein großer Renner –, wobei seine Bilder von Herrn Joseph Van Aken ausstaffiert und ausgeschmückt werden – einem sehr vornehmen und einfallsreichen Maler. Er dient & hilft ihm und anderen Malern bei der Ausstaffierung von deren Bildern und dabei, sie vorteilhaft zur Geltung zu bringen, zumal er es vermag, Stoffe wie Seide, Satin und Samt sowie Goldlitzen und Schnitzereien in einer vorzüglich freien, eleganten und dekorativen Manier zu zeichnen.“
In dem hier angebotenen Gemälde führte Hudson das Gesicht und die Hände aus, während der Draperiemaler, sehr wahrscheinlich Joseph van Aken, für die Pose und das Kostüm verantwortlich zeichnet. Die moderne Kunstwissenschaft unterscheidet gerne zwischen einem überlegenen Porträtmaler und einem untergeordneten Draperiemaler, doch lässt sich Joseph van Akens Berühmtheit und Bedeutung zu Lebzeiten aus zeitgenössischen Berichten, wie etwa Vertues Aufzeichnungen, zweifelsfrei nachvollziehen. Draperiemaler waren als Meistertechniker geschätzt und verfügten über einen Status, der dem von Porträtmalern in nichts nachstand; der Draperiemaler Peter Toms beispielsweise war Gründungsmitglied der Royal Academy. Aken arbeitete auch für Allen Ramsay, was die Ursache für häufig anzutreffende Fehlzuschreibungen und Verwechselungen der Werke beider Maler darstellen mag.
Experte: Dr. Alexander Strasoldo
Dr. Alexander Strasoldo
+43 1 515 60 403
old.masters@dorotheum.com
18.10.2016 - 18:00
- Schätzwert:
-
EUR 20.000,- bis EUR 25.000,-
Thomas Hudson
(Devon 1701–1779 Twickenham)
Ein Bildnis eines Herrn, traditionell identifiziert als Sir William Temple, Bt.,
Öl auf Leinwand, 126,7 x 101,3 cm, gerahmt
Provenienz (laut rückseitigen Aufklebern):
Sir Robert Hatfield, 22 Carlton House Terrace;
The Cooling Galleries, London;
Galerie Thomas Agnew & Son, London
Wir danken Brian Allen für die Bestätigung der Eigenhändigkeit.
Das vorliegende Gemälde ist ein beeindruckendes Beispiel für die elegante Porträtmalerei Thomas Hudsons. Hudson, Schwiegersohn von Jonathan Richardson, war der gefragteste Bildnismaler Londons in des zweiten Viertels des 18. Jahrhunderts. Äußerst produktiv, wie er war, schuf er Bildnisse zahlreicher führender Persönlichkeiten dieser Generation. Hudsons erfolgreiches Maleratelier befand sich in Covent Garden, wo er eine große Werkstatt unterhielt, zu deren Lehrlingen Joshua Reynolds, Richard Phelps und Joseph Wright of Derby gehörten.
Während die Physiognomie in der für Hudson charakteristischen feinen und versierten Art wiedergegeben ist, beruht der vorehm-prächtige Eindruck des vorliegenden Gemäldes nicht nur auf dem Bildnis selbst und der eleganten Komposition, sondern auch auf der beeindruckenden Wiedergabe des Samtmantels, der Seidenweste, der Aufschläge und der Goldstickereien. Die heutige Forschung ist sich einig darin, dass Kooperationen zwischen hoch spezialisierten individuellen Künstlerpersönlichkeiten im England des 18. Jahrhunderts ebenso üblich waren wie im Antwerpen des 17. Jahrhunderts. Um der großen Nachfrage gerecht zu werden, griff Hudson auf die Dienste eines Draperiemalers zurück. George Vertue schrieb 1744 dazu: „Wahrhaftig zeigt sich, dass Hudson letztens mehr Erfolg und Beifall findet als die anderen, ja irgendein anderer in dem Fach – zur Zeit ein großer Renner –, wobei seine Bilder von Herrn Joseph Van Aken ausstaffiert und ausgeschmückt werden – einem sehr vornehmen und einfallsreichen Maler. Er dient & hilft ihm und anderen Malern bei der Ausstaffierung von deren Bildern und dabei, sie vorteilhaft zur Geltung zu bringen, zumal er es vermag, Stoffe wie Seide, Satin und Samt sowie Goldlitzen und Schnitzereien in einer vorzüglich freien, eleganten und dekorativen Manier zu zeichnen.“
In dem hier angebotenen Gemälde führte Hudson das Gesicht und die Hände aus, während der Draperiemaler, sehr wahrscheinlich Joseph van Aken, für die Pose und das Kostüm verantwortlich zeichnet. Die moderne Kunstwissenschaft unterscheidet gerne zwischen einem überlegenen Porträtmaler und einem untergeordneten Draperiemaler, doch lässt sich Joseph van Akens Berühmtheit und Bedeutung zu Lebzeiten aus zeitgenössischen Berichten, wie etwa Vertues Aufzeichnungen, zweifelsfrei nachvollziehen. Draperiemaler waren als Meistertechniker geschätzt und verfügten über einen Status, der dem von Porträtmalern in nichts nachstand; der Draperiemaler Peter Toms beispielsweise war Gründungsmitglied der Royal Academy. Aken arbeitete auch für Allen Ramsay, was die Ursache für häufig anzutreffende Fehlzuschreibungen und Verwechselungen der Werke beider Maler darstellen mag.
Experte: Dr. Alexander Strasoldo
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Käufer Hotline
Mo.-Fr.: 10.00 - 17.00
old.masters@dorotheum.at +43 1 515 60 403 |
Auktion: | Alte Meister |
Auktionstyp: | Saalauktion |
Datum: | 18.10.2016 - 18:00 |
Auktionsort: | Wien | Palais Dorotheum |
Besichtigung: | 08.10. - 18.10.2016 |