Lot Nr. 209


Jan van Bijlert und Werkstatt


Jan van Bijlert und Werkstatt - Alte Meister

(Utrecht 1603–1671) und
Musizierende Gesellschaft,
bezeichnet und datiert unten links: GHonthorst 1626,
Öl auf Leinwand, 109 x 97 cm, gerahmt

Provenienz:
Privatsammlung, Wien

Wir danken Paul Huys Janssen, der das Gemälde im Dezember 2014 im Original begutachtet und als Werk von Bijlert und seiner Werkstatt bestätigt hat. Eine zweite Fassung dieser Komposition, zugeschrieben an Jan van Bijlert, wurde am 10. Juli 2002 bei Sotheby’s, London, als Lot 32 versteigert. Joachim von Sandrart berichtet, dass Jan van Bijlert nach der Ausbildung bei seinem Vater, dem Glasmaler Herman van Bijlert, nach dessen Tod 1616 in die Werkstatt Abraham Bloemaerts eintrat. Nach beendeter Lehre begann er eine ausgedehnte Studienreise, die ihn über Frankreich nach Rom führte. Dort wird er 1621 als Giovanni Bilardo erstmalig erwähnt. Um 1623 wurde er Mitglied der römischen Schildersbent (Bentvueghels). Vermutlich kehrte er gegen Ende 1624, sicher aber vor dem Mai 1625, wieder nach Utrecht zurück. 1626 gehörte er zu den Mitbegründern der Utrechter Lukasgilde, als deren Dekan er ab 1632 fungierte. Auch als Lehrmeister war Bijlert, wie Houbraken notierte, sehr gefragt. Zum Zeitpunkt von Bijlerts Rückkehr in seine Heimatstadt hatten sich dort Hendrick ter Bruggen, Dirck van Baburen und Gerrit van Honthorst als wichtigste Vertreter des nordischen Caravaggismus bereits etabliert. Ihr Einfluss ist auch auf dem hier vorliegenden Gemälde sichtbar, das nicht ohne Grund mit einer falschen Signatur Honthorsts versehen wurde. Das Bild entstand zu einem Zeitpunkt, als sich der Stil der Utrechter Caravaggisten unter Führung Honthorsts vom strengen Naturalismus in Richtung eines akademischeren Klassizismus weiterentwickelt hatte.

Vergleichbare Gemälde Bijlerts sind eine um 1630 entstandene Gesellschaft beim Essen von Waffeln und Fladen, (Herzog Anton Ulrich-Museum, Braunschweig, Inv. Nr. 1976/187, vgl. P. Huys Janssen, Jan van Bijlert, Amsterdam 1998, S. 152, Nr. 140, Abb.. 85) und ein 1625/30 entstandener Lautenspieler (Privatbesitz, vgl. P. Huys Janssen ebd., 1998, S. 145, Nr. 124, Abb. 60). Diese Vergleiche lassen den Schluss zu, dass die Musizierende Gesellschaft zu Beginn der 1630er Jahre entstanden ist.

Typisch für die Utrechter Caravaggisten, unter ihnen auch Bijlert, sind Genreszenen mit Soldaten, Karten- und Violinspielern in Halbfigur, fröhliche Gesellschaften, fast immer zu nächtlicher Stunde bei Kerzenlicht. Die Figuren, deren Kolorit stark und leuchtend ist, werden geschickt und effektvoll um eine Lichtquelle komponiert, so dass manche hell beleuchtet, andere stark verschattet sind. Die dadurch erreichten Licht- und Schatteneffekte bilden ein Charakteristikum für die Werke der Utrechter Maler.

Experte: Dr. Alexander Strasoldo Dr. Alexander Strasoldo
+43 1 515 60 403

oldmasters@dorotheum.com

19.04.2016 - 18:00

Schätzwert:
EUR 150.000,- bis EUR 200.000,-

Jan van Bijlert und Werkstatt


(Utrecht 1603–1671) und
Musizierende Gesellschaft,
bezeichnet und datiert unten links: GHonthorst 1626,
Öl auf Leinwand, 109 x 97 cm, gerahmt

Provenienz:
Privatsammlung, Wien

Wir danken Paul Huys Janssen, der das Gemälde im Dezember 2014 im Original begutachtet und als Werk von Bijlert und seiner Werkstatt bestätigt hat. Eine zweite Fassung dieser Komposition, zugeschrieben an Jan van Bijlert, wurde am 10. Juli 2002 bei Sotheby’s, London, als Lot 32 versteigert. Joachim von Sandrart berichtet, dass Jan van Bijlert nach der Ausbildung bei seinem Vater, dem Glasmaler Herman van Bijlert, nach dessen Tod 1616 in die Werkstatt Abraham Bloemaerts eintrat. Nach beendeter Lehre begann er eine ausgedehnte Studienreise, die ihn über Frankreich nach Rom führte. Dort wird er 1621 als Giovanni Bilardo erstmalig erwähnt. Um 1623 wurde er Mitglied der römischen Schildersbent (Bentvueghels). Vermutlich kehrte er gegen Ende 1624, sicher aber vor dem Mai 1625, wieder nach Utrecht zurück. 1626 gehörte er zu den Mitbegründern der Utrechter Lukasgilde, als deren Dekan er ab 1632 fungierte. Auch als Lehrmeister war Bijlert, wie Houbraken notierte, sehr gefragt. Zum Zeitpunkt von Bijlerts Rückkehr in seine Heimatstadt hatten sich dort Hendrick ter Bruggen, Dirck van Baburen und Gerrit van Honthorst als wichtigste Vertreter des nordischen Caravaggismus bereits etabliert. Ihr Einfluss ist auch auf dem hier vorliegenden Gemälde sichtbar, das nicht ohne Grund mit einer falschen Signatur Honthorsts versehen wurde. Das Bild entstand zu einem Zeitpunkt, als sich der Stil der Utrechter Caravaggisten unter Führung Honthorsts vom strengen Naturalismus in Richtung eines akademischeren Klassizismus weiterentwickelt hatte.

Vergleichbare Gemälde Bijlerts sind eine um 1630 entstandene Gesellschaft beim Essen von Waffeln und Fladen, (Herzog Anton Ulrich-Museum, Braunschweig, Inv. Nr. 1976/187, vgl. P. Huys Janssen, Jan van Bijlert, Amsterdam 1998, S. 152, Nr. 140, Abb.. 85) und ein 1625/30 entstandener Lautenspieler (Privatbesitz, vgl. P. Huys Janssen ebd., 1998, S. 145, Nr. 124, Abb. 60). Diese Vergleiche lassen den Schluss zu, dass die Musizierende Gesellschaft zu Beginn der 1630er Jahre entstanden ist.

Typisch für die Utrechter Caravaggisten, unter ihnen auch Bijlert, sind Genreszenen mit Soldaten, Karten- und Violinspielern in Halbfigur, fröhliche Gesellschaften, fast immer zu nächtlicher Stunde bei Kerzenlicht. Die Figuren, deren Kolorit stark und leuchtend ist, werden geschickt und effektvoll um eine Lichtquelle komponiert, so dass manche hell beleuchtet, andere stark verschattet sind. Die dadurch erreichten Licht- und Schatteneffekte bilden ein Charakteristikum für die Werke der Utrechter Maler.

Experte: Dr. Alexander Strasoldo Dr. Alexander Strasoldo
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Käufer Hotline Mo.-Fr.: 10.00 - 17.00
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Auktion: Alte Meister
Auktionstyp: Saalauktion
Datum: 19.04.2016 - 18:00
Auktionsort: Wien | Palais Dorotheum
Besichtigung: 09.04. - 19.04.2016

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