Lot Nr. 176 -


Jan Brueghel II.


Jan Brueghel II. - Alte Meister

(Antwerpen 1601–1678)
Der Geist Gottes über den Wassern (Genesis, 1, 1)
Öl auf Kupfer, 72 x 93 cm, gerahmt

Provenienz:
Privatsammlung, seit den 1970er Jahren

Ausgestellt:
Paris, Pinacothèque de Paris, La Dynastie Brueghel, 2013/2014, Nr. 49-54

Klaus Ertz schreibt in seinem Gutachten (in Fotokopie): „In meinem 1984 erschienenen Buch über Jan Brueghel d. J. habe ich schon beweisen können, dass dieser Maler viel qualitätvoller war, als das die unüberschaubare Anzahl von teilweise sehr schlechten Gemälden aus dem Kunsthandel bisher vermuten lässt. Ohne dieses künstlerische Niveau, von dem auch die zu begutachtende Folge zeugt, wäre die durch Quellen nachweisbare Zusammenarbeit mit Peter Paul Rubens, Hendrik van Balen und Josse de Momper nicht möglich. Obwohl Jan Brueghel d. J. in solchen Zyklen sich der Dienste eines auf Akte spezialisierten Figurenmalers bediente, kann leider aus dem in Fragmenten erhaltenen Tagebuch, das voller Belege für solche Gemeinschaftsarbeiten ist, nicht erschlossen werden, welchen Maler er für diesen ‚Paradieszyklus‘ gewählt hat. Nachweislich arbeitete er um die Jahrhundertmitte mit folgenden Künstlern zusammen: Pieter Wauters, Jan van de Perre, Frans Wauters von Lierre, David Teniers d. J. und Abraham Diepenbeek, von denen die beiden letzten aus stilistischen Gründen ausscheiden. Wer von den anderen möglicherweise als Urheber in Frage kommt, (wie viele Mitarbeiter Jans mögen uns ganz unbekannt sein?) ist bei der gegenwärtigen Forschungslage zur flämischen Kunst um die Jahrhundertmitte auch nicht vermutungsweise zu äußern, da das Werk dieser Maler noch ganz im Dunkeln liegt. Von Beginn an spielt die Paradieslandschaft im Werk Jan Brueghels d. J. eine große Rolle. Immer wieder beschäftigt er sich mit den Vorlagen seines väterlichen Vorbildes, Jan Brueghel d. Ä., kopiert diese, wandelt sie ab. Der sehr freie Pinselstrich, locker und schnell eingesetzt, zeigt uns allerdings in dieser Folge einen Maler, der sich von der frühen, von den Gemälden des Vaters übernommenen, minutiös und detailgenau eingesetzten Pinselführung weit entfernt hat. In einigen Motiven, so in den Tieren wie Hund, Kakadu, Affe oder den Landschaftsmotiven des fernen flussdurchzogenen Tales ist Jan II immer noch der Wahrer des väterlichen Erbes. Doch dazu kommen neue Ideen, die ohne Vorbild sind. Allein das Thema ‚Adams Leben‘ kommt bei Jan I nicht vor, während Jan II es mehrfach verwandt hat“.

Um die Zuschreibung der hier vorliegenden Serie an Jan Brueghel d. J. abzusichern, vergleicht Ertz sie mit folgenden sicheren Werken (vier Einzelbildern und einer Paradiesfolge von ebenfalls sechs Gemälden:

1. Paradieslandschaft mit Sündenfall (Pinacoteca Ambrosiana, Mailand, um 1650);
2. Paradieslandschaft mit Vertreibung (Pinacoteca Ambrosiana, Mailand, um 1650);
3. Adam bei der Feldarbeit (Privatbesitz, um 1650);
4. Adam bei der Feldarbeit (Auktion Spik, Berlin, 2. Mai 1957, Lot 84, um 1650);
5. Adams Leben (Folge von sechs Gemälden, Privatsammlung, USA, um 1650)

Alle diese Vergleichsbeispiele können um 1650 datiert werden, so dass auch der hier vorliegende Paradieszyklus in die Mitte des 17. Jahrhunderts datiert werden kann.

Noch einmal Ertz: „Die Farben sind wesentlich beruhigter, als das in Gemälden festzustellen ist, die kurz nach der Rückkehr aus Italien (1625) gemalt wurden. Die große Buntheit, das Arbeiten mit starken, reinen Lokalfarben ist zugunsten einer tonigeren Farbpalette zurückgedrängt. Da macht sich der Einfluss der holländischen Malerei bemerkbar. Das überaus Bunte ist einem beruhigteren Gesamtton Braun-Blau gewichen. Nur gelegentlich blitzen noch reine Rots, Gelbs und Blaus auf“.

Experte: Damian Brenninkmeyer Damian Brenninkmeyer
+43 1 515 60 403

old.masters@dorotheum.com

19.04.2016 - 18:00

Erzielter Preis: **
EUR 38.234,-
Schätzwert:
EUR 15.000,- bis EUR 20.000,-

Jan Brueghel II.


(Antwerpen 1601–1678)
Der Geist Gottes über den Wassern (Genesis, 1, 1)
Öl auf Kupfer, 72 x 93 cm, gerahmt

Provenienz:
Privatsammlung, seit den 1970er Jahren

Ausgestellt:
Paris, Pinacothèque de Paris, La Dynastie Brueghel, 2013/2014, Nr. 49-54

Klaus Ertz schreibt in seinem Gutachten (in Fotokopie): „In meinem 1984 erschienenen Buch über Jan Brueghel d. J. habe ich schon beweisen können, dass dieser Maler viel qualitätvoller war, als das die unüberschaubare Anzahl von teilweise sehr schlechten Gemälden aus dem Kunsthandel bisher vermuten lässt. Ohne dieses künstlerische Niveau, von dem auch die zu begutachtende Folge zeugt, wäre die durch Quellen nachweisbare Zusammenarbeit mit Peter Paul Rubens, Hendrik van Balen und Josse de Momper nicht möglich. Obwohl Jan Brueghel d. J. in solchen Zyklen sich der Dienste eines auf Akte spezialisierten Figurenmalers bediente, kann leider aus dem in Fragmenten erhaltenen Tagebuch, das voller Belege für solche Gemeinschaftsarbeiten ist, nicht erschlossen werden, welchen Maler er für diesen ‚Paradieszyklus‘ gewählt hat. Nachweislich arbeitete er um die Jahrhundertmitte mit folgenden Künstlern zusammen: Pieter Wauters, Jan van de Perre, Frans Wauters von Lierre, David Teniers d. J. und Abraham Diepenbeek, von denen die beiden letzten aus stilistischen Gründen ausscheiden. Wer von den anderen möglicherweise als Urheber in Frage kommt, (wie viele Mitarbeiter Jans mögen uns ganz unbekannt sein?) ist bei der gegenwärtigen Forschungslage zur flämischen Kunst um die Jahrhundertmitte auch nicht vermutungsweise zu äußern, da das Werk dieser Maler noch ganz im Dunkeln liegt. Von Beginn an spielt die Paradieslandschaft im Werk Jan Brueghels d. J. eine große Rolle. Immer wieder beschäftigt er sich mit den Vorlagen seines väterlichen Vorbildes, Jan Brueghel d. Ä., kopiert diese, wandelt sie ab. Der sehr freie Pinselstrich, locker und schnell eingesetzt, zeigt uns allerdings in dieser Folge einen Maler, der sich von der frühen, von den Gemälden des Vaters übernommenen, minutiös und detailgenau eingesetzten Pinselführung weit entfernt hat. In einigen Motiven, so in den Tieren wie Hund, Kakadu, Affe oder den Landschaftsmotiven des fernen flussdurchzogenen Tales ist Jan II immer noch der Wahrer des väterlichen Erbes. Doch dazu kommen neue Ideen, die ohne Vorbild sind. Allein das Thema ‚Adams Leben‘ kommt bei Jan I nicht vor, während Jan II es mehrfach verwandt hat“.

Um die Zuschreibung der hier vorliegenden Serie an Jan Brueghel d. J. abzusichern, vergleicht Ertz sie mit folgenden sicheren Werken (vier Einzelbildern und einer Paradiesfolge von ebenfalls sechs Gemälden:

1. Paradieslandschaft mit Sündenfall (Pinacoteca Ambrosiana, Mailand, um 1650);
2. Paradieslandschaft mit Vertreibung (Pinacoteca Ambrosiana, Mailand, um 1650);
3. Adam bei der Feldarbeit (Privatbesitz, um 1650);
4. Adam bei der Feldarbeit (Auktion Spik, Berlin, 2. Mai 1957, Lot 84, um 1650);
5. Adams Leben (Folge von sechs Gemälden, Privatsammlung, USA, um 1650)

Alle diese Vergleichsbeispiele können um 1650 datiert werden, so dass auch der hier vorliegende Paradieszyklus in die Mitte des 17. Jahrhunderts datiert werden kann.

Noch einmal Ertz: „Die Farben sind wesentlich beruhigter, als das in Gemälden festzustellen ist, die kurz nach der Rückkehr aus Italien (1625) gemalt wurden. Die große Buntheit, das Arbeiten mit starken, reinen Lokalfarben ist zugunsten einer tonigeren Farbpalette zurückgedrängt. Da macht sich der Einfluss der holländischen Malerei bemerkbar. Das überaus Bunte ist einem beruhigteren Gesamtton Braun-Blau gewichen. Nur gelegentlich blitzen noch reine Rots, Gelbs und Blaus auf“.

Experte: Damian Brenninkmeyer Damian Brenninkmeyer
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Käufer Hotline Mo.-Fr.: 10.00 - 17.00
old.masters@dorotheum.at

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Auktion: Alte Meister
Auktionstyp: Saalauktion
Datum: 19.04.2016 - 18:00
Auktionsort: Wien | Palais Dorotheum
Besichtigung: 09.04. - 19.04.2016


** Kaufpreis inkl. Käufergebühr und Mehrwertsteuer(für Lieferland Österreich)

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