Alessandro Varotari, gen. Padovanino
(Padua 1588–1649 Venedig)
Hektors Abschied von seiner Frau Andromache und seinem Sohn Astyanax,
Öl auf Leinwand, 111 x 131 cm, gerahmt
Wir danken Bernard Aikema, der die Zuschreibung nach Prüfung des vorliegenden Gemäldes im Original bestätigt hat.
Padovanino hat sich diesem seltenen Thema in einem weiteren Gemälde ähnlichen Formats gewidmet, das heute in der Staatsgalerie in Stuttgart aufbewahrt wird (Inv. Nr. 203) (siehe U. Ruggeri, Il Padovanino, S. 114/115, Nr. 34, mit Abb.). Der im vorliegenden Gemälde zum Ausdruck kommende Neo-Tizianismus und das sorgfältige Studium der Gewänder und Haartrachten verweisen in Verbindung mit den von dieser homerischen Szene ausgehenden dekorativen Eigenschaften auf eine Entstehung in den 1640er-Jahren. Wie bei anderen Werken dieser Periode zeigt sich, dass das Augenmerk des Künstlers besonderes auf der Ausdruckskraft des weichen Inkarnats in den Gesichtern und auf den starken, sich in den verschlungenen Händen äußernden Emotionen der Protagonisten lag.
Padovaninos erfolgreiche Wiederbelebung der venezianischen Kunst des 16. Jahrhunderts wurde von Nachfolgern wie Pietro della Vecchia und Giulio Carpioni weitergeführt. Seine Werke verbinden eine neue barocke Größe und räumliche Ausdehnung mit einer lebendigen Farbigkeit, die der Künstler am Beginn seiner Laufbahn von Tizian übernommen hatte. Unter seinen profanen Sujets, zu denen auch das vorliegende Werk zählt, ist das Gemälde Penelope überlässt den Freiern den Bogen des Odysseus (National Gallery, Dublin) ein ausgezeichnetes Beispiel für die literarischen und esoterisch-humanistischen Themen in Padovaninos Schaffen, die wohl seiner Nähe zu den gebildetsten Kreisen des zeitgenössischen Venedigs, vor allem zur Accademia degli Incogniti, geschuldet sind. Letztere war 1630 von Giovan Francesco Loredan, einem führenden Intellektuellen, gegründet worden und wurde auch von ihm geleitet. Mitglieder der Accademia degli Incogniti, darunter die Dichter des Marinismus Giacomo Pighetti und Pietro Michiel, besaßen Werke von Padovanino, an denen sie wohl die gekonnte Erneuerung des Stils Tizians und die raffinierten literarischen Anspielungen schätzten.
Das vorliegende Gemälde zeigt eine Episode aus dem sechsten Gesang von Homers Ilias (Vers 486–665): Hektor, einer der Söhne des trojanischen Königs Priamos, stattet seiner Frau Andromache und seinem Sohn Astyanax einen Besuch ab. Er kommt gerade vom Schlachtfeld, um seine Mutter Hekabe zu überreden, gemeinsam mit den anderen trojanischen Frauen Minerva ein Opfer darzubringen. Das Gemälde zeigt den Augenblick (Vers 617–620), in dem der Sohn, der sich vor dem Vater in Rüstung und Helm fürchtet, Schutz in den Armen einer Kinderfrau sucht.
19.04.2016 - 18:00
- Schätzwert:
-
EUR 30.000,- bis EUR 40.000,-
Alessandro Varotari, gen. Padovanino
(Padua 1588–1649 Venedig)
Hektors Abschied von seiner Frau Andromache und seinem Sohn Astyanax,
Öl auf Leinwand, 111 x 131 cm, gerahmt
Wir danken Bernard Aikema, der die Zuschreibung nach Prüfung des vorliegenden Gemäldes im Original bestätigt hat.
Padovanino hat sich diesem seltenen Thema in einem weiteren Gemälde ähnlichen Formats gewidmet, das heute in der Staatsgalerie in Stuttgart aufbewahrt wird (Inv. Nr. 203) (siehe U. Ruggeri, Il Padovanino, S. 114/115, Nr. 34, mit Abb.). Der im vorliegenden Gemälde zum Ausdruck kommende Neo-Tizianismus und das sorgfältige Studium der Gewänder und Haartrachten verweisen in Verbindung mit den von dieser homerischen Szene ausgehenden dekorativen Eigenschaften auf eine Entstehung in den 1640er-Jahren. Wie bei anderen Werken dieser Periode zeigt sich, dass das Augenmerk des Künstlers besonderes auf der Ausdruckskraft des weichen Inkarnats in den Gesichtern und auf den starken, sich in den verschlungenen Händen äußernden Emotionen der Protagonisten lag.
Padovaninos erfolgreiche Wiederbelebung der venezianischen Kunst des 16. Jahrhunderts wurde von Nachfolgern wie Pietro della Vecchia und Giulio Carpioni weitergeführt. Seine Werke verbinden eine neue barocke Größe und räumliche Ausdehnung mit einer lebendigen Farbigkeit, die der Künstler am Beginn seiner Laufbahn von Tizian übernommen hatte. Unter seinen profanen Sujets, zu denen auch das vorliegende Werk zählt, ist das Gemälde Penelope überlässt den Freiern den Bogen des Odysseus (National Gallery, Dublin) ein ausgezeichnetes Beispiel für die literarischen und esoterisch-humanistischen Themen in Padovaninos Schaffen, die wohl seiner Nähe zu den gebildetsten Kreisen des zeitgenössischen Venedigs, vor allem zur Accademia degli Incogniti, geschuldet sind. Letztere war 1630 von Giovan Francesco Loredan, einem führenden Intellektuellen, gegründet worden und wurde auch von ihm geleitet. Mitglieder der Accademia degli Incogniti, darunter die Dichter des Marinismus Giacomo Pighetti und Pietro Michiel, besaßen Werke von Padovanino, an denen sie wohl die gekonnte Erneuerung des Stils Tizians und die raffinierten literarischen Anspielungen schätzten.
Das vorliegende Gemälde zeigt eine Episode aus dem sechsten Gesang von Homers Ilias (Vers 486–665): Hektor, einer der Söhne des trojanischen Königs Priamos, stattet seiner Frau Andromache und seinem Sohn Astyanax einen Besuch ab. Er kommt gerade vom Schlachtfeld, um seine Mutter Hekabe zu überreden, gemeinsam mit den anderen trojanischen Frauen Minerva ein Opfer darzubringen. Das Gemälde zeigt den Augenblick (Vers 617–620), in dem der Sohn, der sich vor dem Vater in Rüstung und Helm fürchtet, Schutz in den Armen einer Kinderfrau sucht.
Käufer Hotline
Mo.-Fr.: 10.00 - 17.00
old.masters@dorotheum.at +43 1 515 60 403 |
Auktion: | Alte Meister |
Auktionstyp: | Saalauktion |
Datum: | 19.04.2016 - 18:00 |
Auktionsort: | Wien | Palais Dorotheum |
Besichtigung: | 09.04. - 19.04.2016 |