Lot Nr. 63


Henrik Frans van Lint


Henrik Frans van Lint - Alte Meister

(Antwerpen 1684–1763 Rom)
Klassische Landschaft mit vor einem Tempietto sitzenden Figuren,
unten rechts signiert und datiert: Enrico van Lint.Studio.F./Roma 1748,
Öl auf Leinwand, 48 x 72 cm, gerahmt

Provenienz:
ab Mitte des 19. Jahrhunderts in einer europäischen Privatsammlung, mit Weitergabe im Erbgang;
Auktion, Sotheby’s, London, 7. Dezember 2005, Los 52;
Privatsammlung, Bayern

Das vorliegende Gemälde ist ein außergewöhnlich schönes Beispiel für Van Lints „claudianische“ Landschaften. Darin erscheinende Figuren und Architekturmotive wiederholen sich in anderen Kompositionen des Künstlers. So scheint der Tempietto eines von Van Lints Lieblingsmotiven in seinen Antikenlandschaften gewesen zu sein: Er kehrt sowohl in einem der Pendants eines Gemäldepaars, das bei Sotheby’s am 8. Juli 1999 versteigert wurde (Los 79), als auch in einer Klassischen Landschaft mit Reiterinnen wieder, deren linke Bildhälfte zudem einen ähnlichen Weitblick mit Fluss zeigt (abgebildet in: A. Busiri Vici, Peter, Hendrik e Giacomo van Lint, Rom 1987, S. 192–193, Kat. Nr. 234). Weitere Spielarten finden sich in zahlreichen „claudianischen“ Landschaften des Künstlers, etwa in einem signierten und mit 1744 datierten Werk (vormals bei Agnew’s in London; Busiri Vici, op. cit., S. 178–179, Kat. Nr. 215, mit Abb.). Die ein Bündel tragende stehende männliche Figur kehrt in derselben Haltung in zwei weiteren Kompositionen Van Lints mit ähnlichen Maßen wieder (ebd., S. 167, Kat. Nr. 194 und 195, mit Abb.). Die im Schoß einer anderen weiblichen Gestalt liegende Frau taucht ebenfalls in weiteren Gemälden des Künstlers auf – so in zwei Werken, die sich einst in Stuttgart und in einer Privatsammlung in Castelgandolfo befanden (ebd., S. 212–213, Kat. Nr. 256, und S. 228, Kat. Nr. 273, jeweils mit Abb.).

Obgleich Van Lint häufig Mitarbeiter als Figurenmaler beschäftigte, stammt die Staffage im vorliegenden Gemälde höchstwahrscheinlich von seiner Hand. Die gelängten linearen Formen und der dekorative Klassizismus haben viel mit der Kunst Claude Lorrains gemein. Es scheint, dass Van Lint für die Figurendarstellungen bewusst einen Stil wählte, der mit ihrem landschaftlichen Umfeld im Einklang stand.

Der gebürtige Antwerpener Van Lint ließ sich um 1710 für den Rest seines Lebens in Rom nieder und schloss sich dort der Gemeinschaft der Schildersbent, den dort tätigen Malern aus dem Norden, an. Bald handelte er sich den Beinamen „Lo Studio“ ein, der auf die große Genauigkeit, mit der er sowohl Figuren als auch Architekturen wiedergab, zurückzuführen ist. Häufig verwendete er sein Pseudonym, um seine Werke zu signieren (wie auch im Fall des vorliegenden Gemäldes). Neben topografischen Ansichten der Orte und Denkmäler Roms spezialisierte sich Van Lint auf ausgesprochen klassizistische Sujets mit Bacchanalien und Göttern und Göttinnen in arkadischen Landschaften, die unter dem starken Eindruck Claude Lorrains entstanden sind.

19.04.2016 - 18:00

Erzielter Preis: **
EUR 100.000,-
Schätzwert:
EUR 80.000,- bis EUR 120.000,-

Henrik Frans van Lint


(Antwerpen 1684–1763 Rom)
Klassische Landschaft mit vor einem Tempietto sitzenden Figuren,
unten rechts signiert und datiert: Enrico van Lint.Studio.F./Roma 1748,
Öl auf Leinwand, 48 x 72 cm, gerahmt

Provenienz:
ab Mitte des 19. Jahrhunderts in einer europäischen Privatsammlung, mit Weitergabe im Erbgang;
Auktion, Sotheby’s, London, 7. Dezember 2005, Los 52;
Privatsammlung, Bayern

Das vorliegende Gemälde ist ein außergewöhnlich schönes Beispiel für Van Lints „claudianische“ Landschaften. Darin erscheinende Figuren und Architekturmotive wiederholen sich in anderen Kompositionen des Künstlers. So scheint der Tempietto eines von Van Lints Lieblingsmotiven in seinen Antikenlandschaften gewesen zu sein: Er kehrt sowohl in einem der Pendants eines Gemäldepaars, das bei Sotheby’s am 8. Juli 1999 versteigert wurde (Los 79), als auch in einer Klassischen Landschaft mit Reiterinnen wieder, deren linke Bildhälfte zudem einen ähnlichen Weitblick mit Fluss zeigt (abgebildet in: A. Busiri Vici, Peter, Hendrik e Giacomo van Lint, Rom 1987, S. 192–193, Kat. Nr. 234). Weitere Spielarten finden sich in zahlreichen „claudianischen“ Landschaften des Künstlers, etwa in einem signierten und mit 1744 datierten Werk (vormals bei Agnew’s in London; Busiri Vici, op. cit., S. 178–179, Kat. Nr. 215, mit Abb.). Die ein Bündel tragende stehende männliche Figur kehrt in derselben Haltung in zwei weiteren Kompositionen Van Lints mit ähnlichen Maßen wieder (ebd., S. 167, Kat. Nr. 194 und 195, mit Abb.). Die im Schoß einer anderen weiblichen Gestalt liegende Frau taucht ebenfalls in weiteren Gemälden des Künstlers auf – so in zwei Werken, die sich einst in Stuttgart und in einer Privatsammlung in Castelgandolfo befanden (ebd., S. 212–213, Kat. Nr. 256, und S. 228, Kat. Nr. 273, jeweils mit Abb.).

Obgleich Van Lint häufig Mitarbeiter als Figurenmaler beschäftigte, stammt die Staffage im vorliegenden Gemälde höchstwahrscheinlich von seiner Hand. Die gelängten linearen Formen und der dekorative Klassizismus haben viel mit der Kunst Claude Lorrains gemein. Es scheint, dass Van Lint für die Figurendarstellungen bewusst einen Stil wählte, der mit ihrem landschaftlichen Umfeld im Einklang stand.

Der gebürtige Antwerpener Van Lint ließ sich um 1710 für den Rest seines Lebens in Rom nieder und schloss sich dort der Gemeinschaft der Schildersbent, den dort tätigen Malern aus dem Norden, an. Bald handelte er sich den Beinamen „Lo Studio“ ein, der auf die große Genauigkeit, mit der er sowohl Figuren als auch Architekturen wiedergab, zurückzuführen ist. Häufig verwendete er sein Pseudonym, um seine Werke zu signieren (wie auch im Fall des vorliegenden Gemäldes). Neben topografischen Ansichten der Orte und Denkmäler Roms spezialisierte sich Van Lint auf ausgesprochen klassizistische Sujets mit Bacchanalien und Göttern und Göttinnen in arkadischen Landschaften, die unter dem starken Eindruck Claude Lorrains entstanden sind.


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old.masters@dorotheum.at

+43 1 515 60 403
Auktion: Alte Meister
Auktionstyp: Saalauktion
Datum: 19.04.2016 - 18:00
Auktionsort: Wien | Palais Dorotheum
Besichtigung: 09.04. - 19.04.2016


** Kaufpreis inkl. Käufergebühr und Mehrwertsteuer

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