Lot Nr. 43


Jacopo Vignali


Jacopo Vignali - Alte Meister

(Pratovecchio 1592–1664 Florenz)
Samson und Delilah,
Öl auf Leinwand, original oktogonal, vergrößert, 96 x 87,5 cm, gerahmt

Provenienz:
vermutlich Domenico Corsini, Florenz;
Europäische Privatsammlung

Literatur:
vermutlich S. B. Bartolozzi, Vita di Jacopo Vignali pittor fiorentino, Florenz 1753, S. XXI

Wir danken Sandro Bellesi, der die Zuschreibung auf Grundlage einer hochauflösenden Fotografie bestätigt hat, für seine Hilfe bei der Katalogisierung des vorliegenden Gemäldes.

Belllesi datiert das vorliegende Gemälde in die erste Hälfte der 1630er-Jahre und ist der Auffassung, dass es sich mit großer Sicherheit um jenes Werk handelt, das in der von Sebastian Benedict Bartolozzi verfassten Biografie Vignalis erwähnt wird (siehe S. B. Bartolozzi, Vita di Jacopo Vignali pittor fiorentino, Florenz 1753, S. XXI). Dem Text zufolge schuf Vignali im Rahmen eines Auftrags von Domenico Corsini mehrere Szenen aus dem Alten Testament, darunter den Erzvater Jakob und Samson und Delilah.

Die Identifizierung des vorliegenden Werks als das bei Bartolozzi erwähnte und einst im Besitz von Domenico Corsini befindliche Bild stützt sich auf stilistische Gemeinsamkeiten mit anderen Gemälden des Malers aus den frühen 1630er-Jahren, insbesondere mit dem monogrammierten und mit 1630 datierten Barmherzigen Samariter, heute im Museo di San Marco (siehe S. Bellesi, in: Luce e Ombra. Caravaggismo e naturalismo nella pittura toscana del Seicento, Ausst.-Kat., hrsg. von P. Carofano, Pontedera, Pisa 2005, S. 50–53, Nr. 17, mit vorangehender Literatur) und dem für 1636 dokumentierten Gemälde Die Auffindung Ruggieros durch Leone und die Zauberin Melissa in der Galleria Palatina in Florenz (E. Fumagalli, L’arme e gli amori. La poesia di Ariosto, Tasso e Guarini nell’arte fiorentina del Seicento, Ausst.-Kat., hrsg. von E. Fumagalli, M. Rossi und R. Spinelli, Florenz, Livorno 2001, S. 222–223, Nr. 86, mit vorangehender Literatur). Das Haupt Samsons ist vergleichbar mit jenem des Verwundeten im Barmherzigen Samariter sowie mit jenem der von Vignali in dem Gemälde Zerbino, Isabella und der Einsiedler wiederverwendeten Figur (siehe S. Bellesi, op. cit., 2005, S. 50 und 52). Ebenfalls typisch für Vignalis Schaffen der 1630er-Jahre ist das Gesicht der Delilah, das jenem anderer weiblicher Figuren des Künstlers aus jener Zeit nahesteht, vor allem dem der Rebecca in dem Bild Rebecca und Elieser am Brunnen, Banca Popolare di Vicenza, Prato, und dem der Prinzessin in Der junge Moses spielt mit der Krone des Pharaos, Sinebrychoffin Taide Museum, Helsinki (siehe S. Bellesi, Catalogo dei pittori fiorentini del ‘600 e ‘700. Biografie e opere, Bd. III, Florenz 2009, Abb. 1168 und 1173).

Aus Pratovecchio bei Arezzo stammend, traf Jacopo Vignali in jungen Jahren in Florenz ein, wo er in die Werkstatt Matteo Rossellis eintrat. Vignali ließ sich 1616, nach seinem Abschluss an der Accademia delle Arti del Disegno, als freier Künstler nieder. In seinem Frühwerk zeichnete er sich durch einen verfeinerten, eklektizistischen Stil aus, der sich vor allem aus den Lehren Rossellis und jener postcaravaggesken Manier speiste, die Bartolomeo Manfredi und Gerrit Van Honthorst in die Toskana gebracht hatten. Ab Mitte der 1620er-Jahre, als bereits der junge Carlo Dolci sein Schüler war, wandte der Maler sein Interesse der Andachtsmalerei zu und spielte eine führende Rolle im Rahmen von zusammen mit Francesco Curradi ausgeführten kirchlichen Aufträgen. In seiner Reifezeit entwickelte er eine höchst eigenständige Interpretation der Natur in Verbindung mit einer Sinnlichkeit, die er aus den Werken Francesco Furinis übernahm.

Das vorliegende Werk stellt eine der bekanntesten Episoden der alttestamentarischen Geschichte des Samson aus dem Buch der Richter (13–16) dar. Samson war mit übernatürlichen Kräften ausgestattet. Als führendes Mitglied der Gemeinschaft der Israeliten verliebte er sich in Delilah, die dem feindlichen Stamm der Philister angehörte. Nachdem Delilah herausgefunden hatte, das Samsons große Stärke mit seinem Haar zu tun hatte, das seit seiner Geburt nie geschnitten worden war, verriet Delilah sein Geheimnis an die Philister und wurde dafür reichlich belohnt. Laut ausgehecktem Plan sollte Delilah den mächtigen Israeliten gefangen nehmen. Nachdem sie dafür gesorgt hatte, dass der verhasste Feind der Philister schlief, wurde ihm das Haar abgeschnitten. Als Samson erwachte, hatte ihn seine Kraft verlassen. Er wurde gefangengenommen und geblendet und von den Philistern zum Getreidemahlen verurteilt. Als Samson seine Stärke wiedererlangte, riss er eine große Zahl von Feinden mit sich in den Tod. Die vorliegende Komposition zeigt Delilahs Verrat: Den Kopf Samsons haltend, erleichtert sie die Arbeit des Philisters, der im Begriff ist, das Haar des schlafenden Helden abzuschneiden.

19.04.2016 - 18:00

Erzielter Preis: **
EUR 75.000,-
Schätzwert:
EUR 40.000,- bis EUR 60.000,-

Jacopo Vignali


(Pratovecchio 1592–1664 Florenz)
Samson und Delilah,
Öl auf Leinwand, original oktogonal, vergrößert, 96 x 87,5 cm, gerahmt

Provenienz:
vermutlich Domenico Corsini, Florenz;
Europäische Privatsammlung

Literatur:
vermutlich S. B. Bartolozzi, Vita di Jacopo Vignali pittor fiorentino, Florenz 1753, S. XXI

Wir danken Sandro Bellesi, der die Zuschreibung auf Grundlage einer hochauflösenden Fotografie bestätigt hat, für seine Hilfe bei der Katalogisierung des vorliegenden Gemäldes.

Belllesi datiert das vorliegende Gemälde in die erste Hälfte der 1630er-Jahre und ist der Auffassung, dass es sich mit großer Sicherheit um jenes Werk handelt, das in der von Sebastian Benedict Bartolozzi verfassten Biografie Vignalis erwähnt wird (siehe S. B. Bartolozzi, Vita di Jacopo Vignali pittor fiorentino, Florenz 1753, S. XXI). Dem Text zufolge schuf Vignali im Rahmen eines Auftrags von Domenico Corsini mehrere Szenen aus dem Alten Testament, darunter den Erzvater Jakob und Samson und Delilah.

Die Identifizierung des vorliegenden Werks als das bei Bartolozzi erwähnte und einst im Besitz von Domenico Corsini befindliche Bild stützt sich auf stilistische Gemeinsamkeiten mit anderen Gemälden des Malers aus den frühen 1630er-Jahren, insbesondere mit dem monogrammierten und mit 1630 datierten Barmherzigen Samariter, heute im Museo di San Marco (siehe S. Bellesi, in: Luce e Ombra. Caravaggismo e naturalismo nella pittura toscana del Seicento, Ausst.-Kat., hrsg. von P. Carofano, Pontedera, Pisa 2005, S. 50–53, Nr. 17, mit vorangehender Literatur) und dem für 1636 dokumentierten Gemälde Die Auffindung Ruggieros durch Leone und die Zauberin Melissa in der Galleria Palatina in Florenz (E. Fumagalli, L’arme e gli amori. La poesia di Ariosto, Tasso e Guarini nell’arte fiorentina del Seicento, Ausst.-Kat., hrsg. von E. Fumagalli, M. Rossi und R. Spinelli, Florenz, Livorno 2001, S. 222–223, Nr. 86, mit vorangehender Literatur). Das Haupt Samsons ist vergleichbar mit jenem des Verwundeten im Barmherzigen Samariter sowie mit jenem der von Vignali in dem Gemälde Zerbino, Isabella und der Einsiedler wiederverwendeten Figur (siehe S. Bellesi, op. cit., 2005, S. 50 und 52). Ebenfalls typisch für Vignalis Schaffen der 1630er-Jahre ist das Gesicht der Delilah, das jenem anderer weiblicher Figuren des Künstlers aus jener Zeit nahesteht, vor allem dem der Rebecca in dem Bild Rebecca und Elieser am Brunnen, Banca Popolare di Vicenza, Prato, und dem der Prinzessin in Der junge Moses spielt mit der Krone des Pharaos, Sinebrychoffin Taide Museum, Helsinki (siehe S. Bellesi, Catalogo dei pittori fiorentini del ‘600 e ‘700. Biografie e opere, Bd. III, Florenz 2009, Abb. 1168 und 1173).

Aus Pratovecchio bei Arezzo stammend, traf Jacopo Vignali in jungen Jahren in Florenz ein, wo er in die Werkstatt Matteo Rossellis eintrat. Vignali ließ sich 1616, nach seinem Abschluss an der Accademia delle Arti del Disegno, als freier Künstler nieder. In seinem Frühwerk zeichnete er sich durch einen verfeinerten, eklektizistischen Stil aus, der sich vor allem aus den Lehren Rossellis und jener postcaravaggesken Manier speiste, die Bartolomeo Manfredi und Gerrit Van Honthorst in die Toskana gebracht hatten. Ab Mitte der 1620er-Jahre, als bereits der junge Carlo Dolci sein Schüler war, wandte der Maler sein Interesse der Andachtsmalerei zu und spielte eine führende Rolle im Rahmen von zusammen mit Francesco Curradi ausgeführten kirchlichen Aufträgen. In seiner Reifezeit entwickelte er eine höchst eigenständige Interpretation der Natur in Verbindung mit einer Sinnlichkeit, die er aus den Werken Francesco Furinis übernahm.

Das vorliegende Werk stellt eine der bekanntesten Episoden der alttestamentarischen Geschichte des Samson aus dem Buch der Richter (13–16) dar. Samson war mit übernatürlichen Kräften ausgestattet. Als führendes Mitglied der Gemeinschaft der Israeliten verliebte er sich in Delilah, die dem feindlichen Stamm der Philister angehörte. Nachdem Delilah herausgefunden hatte, das Samsons große Stärke mit seinem Haar zu tun hatte, das seit seiner Geburt nie geschnitten worden war, verriet Delilah sein Geheimnis an die Philister und wurde dafür reichlich belohnt. Laut ausgehecktem Plan sollte Delilah den mächtigen Israeliten gefangen nehmen. Nachdem sie dafür gesorgt hatte, dass der verhasste Feind der Philister schlief, wurde ihm das Haar abgeschnitten. Als Samson erwachte, hatte ihn seine Kraft verlassen. Er wurde gefangengenommen und geblendet und von den Philistern zum Getreidemahlen verurteilt. Als Samson seine Stärke wiedererlangte, riss er eine große Zahl von Feinden mit sich in den Tod. Die vorliegende Komposition zeigt Delilahs Verrat: Den Kopf Samsons haltend, erleichtert sie die Arbeit des Philisters, der im Begriff ist, das Haar des schlafenden Helden abzuschneiden.


Käufer Hotline Mo.-Fr.: 10.00 - 17.00
old.masters@dorotheum.at

+43 1 515 60 403
Auktion: Alte Meister
Auktionstyp: Saalauktion
Datum: 19.04.2016 - 18:00
Auktionsort: Wien | Palais Dorotheum
Besichtigung: 09.04. - 19.04.2016


** Kaufpreis inkl. Käufergebühr und Mehrwertsteuer

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