Lot Nr. 15


Pierfrancesco di Jacopo Foschi


Pierfrancesco di Jacopo Foschi - Alte Meister

(Florenz 1502–1567)
Porträt einer Dame,
Öl auf Holz, 96,4 x 68,5 cm, gerahmt

Provenienz:
Galerie Brunner, Paris, 1921/22 (als Andrea del Sarto, Porträt der Frau des Künstlers);
Privatsammlung, Berlin, 1927 (als Jacopo da Pontormo);
Detlev Baron von Hadeln, Florenz (als Jacopo da Pontormo);
bei Knoedler, New York 1960/61 (als Jacopo da Pontormo);
Auktion, Sotheby’s, London, 6. Juli 1988, Los 68; (als Francesco Ubertini, gen. Il Bacchiacca);
Sammlung Lore und Rudolf Heinemann;
Auktion, Christie’s, London, 4. Juli 1997, Los 85 (als Francesco Ubertini, gen. Il Bacchiacca);
Privatsammlung, England;
Europäische Privatsammlung

Ausgestellt:
Baltimore, Baltimore Museum of Art, Bacchiacca and His Friends, 10. Januar – 19. Februar 1961, Nr. 58 (als Jacopo da Pontormo)

Literatur:
S. J. Freedberg, Andrea del Sarto, 1963, II, S. 230 (als Francesco Ubertini, gen. Il Bacchiacca);
P. Costamagna/A. Fabre, Un ritratto di Tommaso di Stefano agli Uffizi, in: Prospettiva, 40, 1985, S. 73, Anm. 14 (als von Berenson Tommaso di Stefano zugeschrieben);
S. Padovani, in: Andrea del Sarto, 1486–1530, Dipinti e disegni a Firenze, Ausst.-Kat., Florenz 1986–1987, S.181–182;
P. Costamagna, Pontormo, Paris 1994, S. 303–304, Nr. A. 72 (als Tommaso di Stefano?)

Das vorliegende Gemälde hat eine beeindruckende Zuschreibungsgeschichte aufzuweisen. Es galt als Werk Andrea del Sartos und später Jacopo da Pontormos. Später hat Federico Zeri es Pier Francesco Foschi zugeordnet (siehe Fototeca Zeri, Nr. 34244). Die Verwirrung um die Zuschreibung erklärt sich durch die enge Zusammenarbeit der genannten Künstler: Foschi war ein Schüler Andrea del Sartos und arbeitete 1536 mit Pontormo zusammen an den Fresken in Careggi.

Foschi kennt man in erster Linie durch seine Porträts, vor allem jene, die zwischen 1530 und 1540 entstanden sind, etwa Bildnis eines einen Blumenkranz windenden jungen Mannes (Utah Museum of Fine Arts) und Bildnis eines Mannes (Florenz, Uffizien). Im vorliegenden Gemälde offenbart sich Foschis ausgeprägte Fähigkeit, eine große Ähnlichkeit mit seinen Dargestellten zu erzielen. Unser Bild lässt sich am ehesten mit dem Bildnis einer Dame (Madrid, Sammlung Thyssen-Bornemisza, Nr. 145) vergleichen, das im selben Zeitraum entstanden sein muss. Sowohl das vorliegende Gemälde als auch das Madrider Bildnis stellen das kultivierte Genre manieristischer Porträtkunst zur Schau. Beide Dargestellte tragen ähnliche Kleider mit Puffärmeln und einen nahezu identischen Kopfschmuck.

Foschi hält in seinen Porträts generell am manieristischen Stil fest und setzt einen leichten Kontrapost ein, indem er den Kopf der bzw. des Porträtierten vom Körper wegdreht dargestellt. Diese Haltung verleiht der Darstellung eine Unmittelbarkeit und den Anschein von Bewegung, was in der vorliegenden Komposition besonders deutlich zum Ausdruck kommt. Das Werk steht mit seiner lebendigen Farbigkeit und seinen brillant wiedergegebenen Details – vor allem ersichtlich in den Händen und Handschuhen, dem subtilen Inkarnat, der pietra serena des Interieurs und dem Muschelgold der Brosche und der Ketten – in seiner Kostbarkeit Bronzinos marmorgleichen Porträts der Medici in der Tribuna der Uffizien um nichts nach.

Im Rahmen jüngst durchgeführter Studien und Ausstellungen zu Pontormo und seinem Kreis wurde Einigung hinsichtlich der Zuschreibung einer Gruppe von Werken an Foschi erzielt. Das vorliegende Gemälde entstand zwar in einem von Künstlerpersönlichkeiten wie Pontormo und Andrea del Sarto dominierten Umfeld, doch hielten auch andere künstlerische Einflüsse, etwa aus der Porträtmalerei des Nordens, am weltoffenen Florentiner Hof der damaligen Zeit Einzug. Unter dem Schaffen von Tommaso di Stefano (dem das vorliegende Werk ebenfalls einmal zugeschrieben war), Pietro di Matteo, Rosso Fiorentino, Franciabigio und Jacone tritt Foschis Stil als besonders markant hervor.

Zusatzabbildung:
Fig. 1. Das vorliegende Gemälde auf dem Titelbild des Apollo Magazins (Dezember 1960) als Jacopo da Pontormo.

19.04.2016 - 18:00

Erzielter Preis: **
EUR 75.000,-
Schätzwert:
EUR 70.000,- bis EUR 90.000,-

Pierfrancesco di Jacopo Foschi


(Florenz 1502–1567)
Porträt einer Dame,
Öl auf Holz, 96,4 x 68,5 cm, gerahmt

Provenienz:
Galerie Brunner, Paris, 1921/22 (als Andrea del Sarto, Porträt der Frau des Künstlers);
Privatsammlung, Berlin, 1927 (als Jacopo da Pontormo);
Detlev Baron von Hadeln, Florenz (als Jacopo da Pontormo);
bei Knoedler, New York 1960/61 (als Jacopo da Pontormo);
Auktion, Sotheby’s, London, 6. Juli 1988, Los 68; (als Francesco Ubertini, gen. Il Bacchiacca);
Sammlung Lore und Rudolf Heinemann;
Auktion, Christie’s, London, 4. Juli 1997, Los 85 (als Francesco Ubertini, gen. Il Bacchiacca);
Privatsammlung, England;
Europäische Privatsammlung

Ausgestellt:
Baltimore, Baltimore Museum of Art, Bacchiacca and His Friends, 10. Januar – 19. Februar 1961, Nr. 58 (als Jacopo da Pontormo)

Literatur:
S. J. Freedberg, Andrea del Sarto, 1963, II, S. 230 (als Francesco Ubertini, gen. Il Bacchiacca);
P. Costamagna/A. Fabre, Un ritratto di Tommaso di Stefano agli Uffizi, in: Prospettiva, 40, 1985, S. 73, Anm. 14 (als von Berenson Tommaso di Stefano zugeschrieben);
S. Padovani, in: Andrea del Sarto, 1486–1530, Dipinti e disegni a Firenze, Ausst.-Kat., Florenz 1986–1987, S.181–182;
P. Costamagna, Pontormo, Paris 1994, S. 303–304, Nr. A. 72 (als Tommaso di Stefano?)

Das vorliegende Gemälde hat eine beeindruckende Zuschreibungsgeschichte aufzuweisen. Es galt als Werk Andrea del Sartos und später Jacopo da Pontormos. Später hat Federico Zeri es Pier Francesco Foschi zugeordnet (siehe Fototeca Zeri, Nr. 34244). Die Verwirrung um die Zuschreibung erklärt sich durch die enge Zusammenarbeit der genannten Künstler: Foschi war ein Schüler Andrea del Sartos und arbeitete 1536 mit Pontormo zusammen an den Fresken in Careggi.

Foschi kennt man in erster Linie durch seine Porträts, vor allem jene, die zwischen 1530 und 1540 entstanden sind, etwa Bildnis eines einen Blumenkranz windenden jungen Mannes (Utah Museum of Fine Arts) und Bildnis eines Mannes (Florenz, Uffizien). Im vorliegenden Gemälde offenbart sich Foschis ausgeprägte Fähigkeit, eine große Ähnlichkeit mit seinen Dargestellten zu erzielen. Unser Bild lässt sich am ehesten mit dem Bildnis einer Dame (Madrid, Sammlung Thyssen-Bornemisza, Nr. 145) vergleichen, das im selben Zeitraum entstanden sein muss. Sowohl das vorliegende Gemälde als auch das Madrider Bildnis stellen das kultivierte Genre manieristischer Porträtkunst zur Schau. Beide Dargestellte tragen ähnliche Kleider mit Puffärmeln und einen nahezu identischen Kopfschmuck.

Foschi hält in seinen Porträts generell am manieristischen Stil fest und setzt einen leichten Kontrapost ein, indem er den Kopf der bzw. des Porträtierten vom Körper wegdreht dargestellt. Diese Haltung verleiht der Darstellung eine Unmittelbarkeit und den Anschein von Bewegung, was in der vorliegenden Komposition besonders deutlich zum Ausdruck kommt. Das Werk steht mit seiner lebendigen Farbigkeit und seinen brillant wiedergegebenen Details – vor allem ersichtlich in den Händen und Handschuhen, dem subtilen Inkarnat, der pietra serena des Interieurs und dem Muschelgold der Brosche und der Ketten – in seiner Kostbarkeit Bronzinos marmorgleichen Porträts der Medici in der Tribuna der Uffizien um nichts nach.

Im Rahmen jüngst durchgeführter Studien und Ausstellungen zu Pontormo und seinem Kreis wurde Einigung hinsichtlich der Zuschreibung einer Gruppe von Werken an Foschi erzielt. Das vorliegende Gemälde entstand zwar in einem von Künstlerpersönlichkeiten wie Pontormo und Andrea del Sarto dominierten Umfeld, doch hielten auch andere künstlerische Einflüsse, etwa aus der Porträtmalerei des Nordens, am weltoffenen Florentiner Hof der damaligen Zeit Einzug. Unter dem Schaffen von Tommaso di Stefano (dem das vorliegende Werk ebenfalls einmal zugeschrieben war), Pietro di Matteo, Rosso Fiorentino, Franciabigio und Jacone tritt Foschis Stil als besonders markant hervor.

Zusatzabbildung:
Fig. 1. Das vorliegende Gemälde auf dem Titelbild des Apollo Magazins (Dezember 1960) als Jacopo da Pontormo.


Käufer Hotline Mo.-Fr.: 10.00 - 17.00
old.masters@dorotheum.at

+43 1 515 60 403
Auktion: Alte Meister
Auktionstyp: Saalauktion
Datum: 19.04.2016 - 18:00
Auktionsort: Wien | Palais Dorotheum
Besichtigung: 09.04. - 19.04.2016


** Kaufpreis inkl. Käufergebühr und Mehrwertsteuer

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