Lot Nr. 2


Ligurische Schule, um 1450


Ligurische Schule, um 1450 - Alte Meister

Verkündigung,
Tempera auf Holz, 54,5 x 35,4 cm, gerahmt

Das vorliegende Gemälde zeigt eine ungewöhnliche Verschmelzung nordeuropäischer und italienischer Stilmerkmale. Die Szene ist in einem prächtig ausgestatteten Raum angesiedelt, der in seiner genauen Wiedergabe von Details – zum Beispiel des perspektivisch dargestellten Fensters mit halb geschlossenen Läden und der Bank mit Holzlehne, deren Maserung mit Gold hervorgehoben ist – von flämischen Vorbildern angeregt ist. Die auf einer Art Chorstuhl vor einem Pult sitzende Heilige Jungfrau ist in ein reich mit Gold verziertes Gewand gehüllt. Ihr blauer Mantel, dessen Saum sich kurvenreich in „gotischer“ Manier windet, bedeckt einen Teil des Kopfes, lässt aber das unter einem Schleier befindliche Haar sichtbar. Dieses wird von einem mit Perlen verzierten Band in der Mode des Mailänder Hofes zur Zeit von Bianca Maria Visconti und Francesco Sforza zusammengehalten.

Der in ein kostbares Brokatgewand gekleidete und eine lange Schriftrolle haltende Engel ist in einem ligurisch-provenzalischen Stil dargestellt, der irgendwo zwischen Jacques Durandi und dem frühen Giovanni Mazone einzuordnen ist und sich vor allem in der Typologie des Gesichts äußert. Die Jungfrau ist hingegen unverkennbar in lombardischer Manier porträtiert. Ein besonders interessantes Detail ist eine Art „Dachboden“ über der Decke mit perspektivisch dargestellten goldenen Balken, eingerahmt von abwechselnd schwarzen und weißen Marmorfliesen (ein typisch genuesisches Motiv). Darüber erhebt sich ein Giebel im „antiken“ Stil, der mit einer Krone im spätgotischen Flamboyantstil abschließt.

Der in Ligurien tätige Künstler dieses außergewöhnlichen Gemäldes ist sicherlich in Verbindung mit dem sogenannten „Meister der Del-Monte-Verkündigung“ zu sehen, dem Schöpfer des Altargemäldes im Santuario della Nostra Signora del Monte in Genua und des großen Altars in der Kirche Santissima Annunziata in Pontremoli, der derzeit dem jungen Giovanni Mazone zugeschrieben wird (siehe G. Zanelli, „Per gli esordi genovesi di Giovanni Mazone“, in: Prospettiva, 101.2001, S. 58–67). Große Ähnlichkeit hinsichtlich der Gesichtstypologie und der sorgfältigen Ausführung besteht auch zur Tafel des Hl. Martin mit dem Bettler in der Sammlung Cernuschi in Paris, die mit „JOHAN(N)IS DE MO(N)TE ORPHANO D(E) MEDIOLANO PINSIT“ signiert ist (siehe A. D. Floriani, in: G. Alegri/A. D. Floriani, La Pittura in Liguria. Il Quattrocento, Genua 1991, S. 235, 237, Abb. 215). Um 1460 datierbar, ist dieses Werk das einzige, das mit Sicherheit Giovanni da Montorfano, einem zwischen 1455 und 1479 in Ligurien tätigen Künstler aus der Lombardei, gegeben werden kann. Der angenommene ligurische Ursprung unserer Tafel wird auch durch deren augenscheinlich Zitierung in der späteren Verkündigung (um 1475) von Tommaso Biazaci bestätigt (M. Calderia, in: Corti e Città. Arte del Quattrocento nelle Alpi Occidentali, Ausst.-Kat., Mailand 2006, S. 412–413), die sich in der Kirche von San Martino in Andagna, einem Dorf bei Molino di Triora im Valle Argentina in Ligurien befindet.

Das vorliegende Gemälde scheint ursprünglich Teil des Seitenflügels eines Triptychons gewesen zu sein. Die Einkerbungen für die Eisenhalterung und die Rahmung sind noch auf der Rückseite der Tafel sichtbar. Das Gemälde ist von einer spitz zulaufenden bogenförmigen Umrandung eingefasst, auf der ursprünglich ein geschnitzter Rahmen aufgesetzt gewesen sein könnte.

19.04.2016 - 18:00

Schätzwert:
EUR 40.000,- bis EUR 60.000,-

Ligurische Schule, um 1450


Verkündigung,
Tempera auf Holz, 54,5 x 35,4 cm, gerahmt

Das vorliegende Gemälde zeigt eine ungewöhnliche Verschmelzung nordeuropäischer und italienischer Stilmerkmale. Die Szene ist in einem prächtig ausgestatteten Raum angesiedelt, der in seiner genauen Wiedergabe von Details – zum Beispiel des perspektivisch dargestellten Fensters mit halb geschlossenen Läden und der Bank mit Holzlehne, deren Maserung mit Gold hervorgehoben ist – von flämischen Vorbildern angeregt ist. Die auf einer Art Chorstuhl vor einem Pult sitzende Heilige Jungfrau ist in ein reich mit Gold verziertes Gewand gehüllt. Ihr blauer Mantel, dessen Saum sich kurvenreich in „gotischer“ Manier windet, bedeckt einen Teil des Kopfes, lässt aber das unter einem Schleier befindliche Haar sichtbar. Dieses wird von einem mit Perlen verzierten Band in der Mode des Mailänder Hofes zur Zeit von Bianca Maria Visconti und Francesco Sforza zusammengehalten.

Der in ein kostbares Brokatgewand gekleidete und eine lange Schriftrolle haltende Engel ist in einem ligurisch-provenzalischen Stil dargestellt, der irgendwo zwischen Jacques Durandi und dem frühen Giovanni Mazone einzuordnen ist und sich vor allem in der Typologie des Gesichts äußert. Die Jungfrau ist hingegen unverkennbar in lombardischer Manier porträtiert. Ein besonders interessantes Detail ist eine Art „Dachboden“ über der Decke mit perspektivisch dargestellten goldenen Balken, eingerahmt von abwechselnd schwarzen und weißen Marmorfliesen (ein typisch genuesisches Motiv). Darüber erhebt sich ein Giebel im „antiken“ Stil, der mit einer Krone im spätgotischen Flamboyantstil abschließt.

Der in Ligurien tätige Künstler dieses außergewöhnlichen Gemäldes ist sicherlich in Verbindung mit dem sogenannten „Meister der Del-Monte-Verkündigung“ zu sehen, dem Schöpfer des Altargemäldes im Santuario della Nostra Signora del Monte in Genua und des großen Altars in der Kirche Santissima Annunziata in Pontremoli, der derzeit dem jungen Giovanni Mazone zugeschrieben wird (siehe G. Zanelli, „Per gli esordi genovesi di Giovanni Mazone“, in: Prospettiva, 101.2001, S. 58–67). Große Ähnlichkeit hinsichtlich der Gesichtstypologie und der sorgfältigen Ausführung besteht auch zur Tafel des Hl. Martin mit dem Bettler in der Sammlung Cernuschi in Paris, die mit „JOHAN(N)IS DE MO(N)TE ORPHANO D(E) MEDIOLANO PINSIT“ signiert ist (siehe A. D. Floriani, in: G. Alegri/A. D. Floriani, La Pittura in Liguria. Il Quattrocento, Genua 1991, S. 235, 237, Abb. 215). Um 1460 datierbar, ist dieses Werk das einzige, das mit Sicherheit Giovanni da Montorfano, einem zwischen 1455 und 1479 in Ligurien tätigen Künstler aus der Lombardei, gegeben werden kann. Der angenommene ligurische Ursprung unserer Tafel wird auch durch deren augenscheinlich Zitierung in der späteren Verkündigung (um 1475) von Tommaso Biazaci bestätigt (M. Calderia, in: Corti e Città. Arte del Quattrocento nelle Alpi Occidentali, Ausst.-Kat., Mailand 2006, S. 412–413), die sich in der Kirche von San Martino in Andagna, einem Dorf bei Molino di Triora im Valle Argentina in Ligurien befindet.

Das vorliegende Gemälde scheint ursprünglich Teil des Seitenflügels eines Triptychons gewesen zu sein. Die Einkerbungen für die Eisenhalterung und die Rahmung sind noch auf der Rückseite der Tafel sichtbar. Das Gemälde ist von einer spitz zulaufenden bogenförmigen Umrandung eingefasst, auf der ursprünglich ein geschnitzter Rahmen aufgesetzt gewesen sein könnte.


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+43 1 515 60 403
Auktion: Alte Meister
Auktionstyp: Saalauktion
Datum: 19.04.2016 - 18:00
Auktionsort: Wien | Palais Dorotheum
Besichtigung: 09.04. - 19.04.2016

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