Physiker, Begründer der Quantenmechanik, 1887 - 1961. E. B. m. U., Wien, 30. 12. 1919, 2 S., hellblaues Papier, im unteren Bereich leicht gebräunt, 4to.

"Lieber verehrter Freund! Vielen Dank für Deine lieben Zeilen vom 22. Inzwischen war ich leider gezwungen, ein Trauerkuvert an Dich zu adress ieren, das die Nachricht vom Tode meines Vaters gebracht haben wird. Wenn wir auch seit einiger Zeit mit der traurigen Möglichkeit rechnen mußten, kam uns die Katastrophe jetzt doch unerwartet plötzlich da die letzten Schritte der Krank heit, die nicht chronisch zu verlaufen, wohl auch für kürzere Zeit sich merklich zu bessern pflegt, mit unheimlich er Raschheit durchlaufen wurden. Ich habe seither einen Brief aus Jena erhalten, der aber nicht wesentlich Neues enthält. Ob meine Vorschläge bezüglich des Sommersemesters angenommen sind, weiß ich auch nicht. Wahrscheinlich wird es wohl der Fall sein. Wenn die Übersiedlung wirklich eine dauernde werden sollte, so hatte das für mich viel Schmerzliches, weil ich meine Mutter fast ebenso ungern ihrem Freundesund Bekanntenkreis in Wien ent reissen und in ganz neue Verhältnisse verpfalnzt, wie ohne Gatten und Kind. - ich habe leider keine Geschwister - in Wien zurückbleibend wissen möchte. Daß das Leben reich (?) ist, ist eine alte Sache und wohl unvermeidlich. Aber es ist auch heimtückisch. Es bürdet seine Lasten nicht den jungen Schultern auf, die sie tragen könnten, sondern den alten, die ausruhen müßten. In der Jugend hegt und hätschelt es uns, wenn wir die 40 oder 50 frohgemut überschritten haben, dann bekommen wir plötz lich den Fußtritt ...".