Lot Nr. 116


Tragödie von Mayerling,


Tragödie von Mayerling, - Autographen

E. B. m. U. des Theodor Weber, k. u. k. Hoffourier, über die Ereignisse, nach dem Tod des Kronprinzen bis zum Begräbnis in der Kapuzinergruft; Wien, 12. 2. 1889, 8 S., eng beschrieben, kleine Falteinrisse, tw. fachgerecht hinterlegt, kl.-8vo, Kuvert (beschädigt).

Der außerordentlich interessante Brief aus wenig bekannter Perspektive ist an Georg Umthammer, Oberlehrer zu Seitenstetten gerichtet: "... Der Dienst seit 30. Jänner bis 10. Februar war auch qualvoll anstrengend und konnte nur die Aufregung darüber weghelfen. Ich habe, da ich diese Woche gerade die Hauptinspektion zu versehen hatte, wo alle Dienste zuerst einen treffen, die Leiche des Kronprinzen von Baden abzuholholen gehabt, wo ich mit einem Seperatzuge, um dem Menschenauflauf auszuweichen, erst um 1 Uhr nachts bei Sturm und Wetter am Südbahnhof eintraf. Da wartete nur der Obersthofmeister Prinz Hohenlohe ganz allein, dem ich sofort den Schlüssel des Leichenwaggons übergab. Derselbe wurde nun von 12 Hoflaquais geöffnet, die schon mit einer schwarzen Tragbahre die Leiche erwarteten. Sie wurde in einem mit 6 Rappen bespannten Leichenfourgon (ganz geschlossen) gebracht und von 6 Leibgardereitern mit einem Offizier eskortiert und in die Hofburg gebracht. Dort wurde der Verblichene in seinem Schlafzimmer in sein Bett gelegt, nur im Hemde, damit es so aussah, als wäre er im Bette gestorben. Dann kamen das Kaiserpaar und Erzherzogin Stephanie ihn besichtigen - da wollte einem schier das Herz brechen - besonders der Kaiser war fassungslos ... Wir Hoffouriere hatten abwechselnd Dienst ... bei der Leiche um den Zudrang des Publikums abzuwehren und den Zutritt zu regeln. Das war aber nicht leicht. Montag früh um 5 Uhr waren schon am Josefplatz tausende Menschen angesammelt, und von welcher Sorte?! Mob, der die Gelegenheit zu nichts Gutem benützen wollte ... Unzählige Ohnmächtige oder leicht Verwundete wurden in der Nachbarschaft behandelt. Es war ein Bild Dantes ... Dienstag um 1 Uhr wurde der Sarg geschlossen ... Wieder war der Kaiser fassungslos und verbarg sein Gesicht wiederholt in den Händen oder im Taschentuche. Dann nach der Beerdigung in der Gruft bei den Kapuzinern unten warf er sich zum letzten Male auf den schon geschlossenen Sarg und küsste den Deckel. Oben dem Publikum gegenüber zeigte er viel Fassung … Nun was soll ich Ihnen über die Todesursache sagen? … Glauben sie an das, was der Kaiser nach langem Kampfe mit sich verkündete: Es liegt ein Selbstmord vor …" Zuletzt: Dorotheum Autographen und historische Fotos, 28.6.2002, Kat. Nr. 120.

Der außerordentlich interessante Brief aus wenig bekannter Perspektive ist an Georg Umthammer, Oberlehrer zu Seitenstetten gerichtet: "... Der Dienst seit 30. Jänner bis 10. Februar war auch qualvoll anstrengend und konnte nur die Aufregung darüber weghelfen. Ich habe, da ich diese Woche gerade die Hauptinspektion zu versehen hatte, wo alle Dienste zuerst einen treffen, die Leiche des Kronprinzen von Baden abzuholholen gehabt, wo ich mit einem Seperatzuge, um dem Menschenauflauf auszuweichen, erst um 1 Uhr nachts bei Sturm und Wetter am Südbahnhof eintraf. Da wartete nur der Obersthofmeister Prinz Hohenlohe ganz allein, dem ich sofort den Schlüssel des Leichenwaggons übergab. Derselbe wurde nun von 12 Hoflaquais geöffnet, die schon mit einer schwarzen Tragbahre die Leiche erwarteten. Sie wurde in einem mit 6 Rappen bespannten Leichenfourgon (ganz geschlossen) gebracht und von 6 Leibgardereit ern mit einem Offizier eskortiert und in die Hofburg gebracht. Dort wurde der Verblichene in seinem Schlafzimmer in sein Bett gelegt, nur im Hemde, damit es so aussah, als wäre er im Bette gestorben. Dann kamen das Kaiserpaar und Erzherzogin Stephanie ihn besichtigen - da wollte einem schier das Herz brechen - besonders der Kaiser war fassungslos ... Wir Hoffouriere hatten abwechselnd Dienst ... bei der Leiche um den Zudrang des Publikums abzuwehren und den Zutritt zu regeln. Das war aber nicht leicht. Montag früh um 5 Uhr waren schon am Josefplatz tausende Menschen angesammelt, und von welcher Sorte?! Mob, der die Gelegenheit zu nichts Gutem benützen wollte ... Unzählige Ohnmächtige oder leicht Verwundete wurden in der Nachbarschaft be handelt. Es war ein Bild Dantes ... Dienstag um 1 Uhr wurde der Sarg geschlossen ... Wieder war der Kaiser fassungs los und verbarg sein Gesicht wiederholt in den Händen oder im Taschentuche. Dann nach der Beerdigung in der Gruft bei den Kapuzinern unten warf er sich zum letzten Male auf den schon geschlossenen Sarg und küsste den Deckel. Oben dem Publikum gegenüber zeigte er viel Fassung … Nun was soll ich Ihnen über die Todesursache sagen? … Glauben sie an das, was der Kaiser nach langem Kampfe mit sich verkündete: Es liegt ein Selbstmord vor …" Zuletzt: Dorotheum Autographen und historische Fotos, 28.6.2002, Kat. Nr. 120.

Experte: Mag. Andreas Löbbecke Mag. Andreas Löbbecke
+43-1-515 60-389

books@dorotheum.at

30.11.2015 - 14:00

Erzielter Preis: **
EUR 3.000,-
Rufpreis:
EUR 1.200,-

Tragödie von Mayerling,


E. B. m. U. des Theodor Weber, k. u. k. Hoffourier, über die Ereignisse, nach dem Tod des Kronprinzen bis zum Begräbnis in der Kapuzinergruft; Wien, 12. 2. 1889, 8 S., eng beschrieben, kleine Falteinrisse, tw. fachgerecht hinterlegt, kl.-8vo, Kuvert (beschädigt).

Der außerordentlich interessante Brief aus wenig bekannter Perspektive ist an Georg Umthammer, Oberlehrer zu Seitenstetten gerichtet: "... Der Dienst seit 30. Jänner bis 10. Februar war auch qualvoll anstrengend und konnte nur die Aufregung darüber weghelfen. Ich habe, da ich diese Woche gerade die Hauptinspektion zu versehen hatte, wo alle Dienste zuerst einen treffen, die Leiche des Kronprinzen von Baden abzuholholen gehabt, wo ich mit einem Seperatzuge, um dem Menschenauflauf auszuweichen, erst um 1 Uhr nachts bei Sturm und Wetter am Südbahnhof eintraf. Da wartete nur der Obersthofmeister Prinz Hohenlohe ganz allein, dem ich sofort den Schlüssel des Leichenwaggons übergab. Derselbe wurde nun von 12 Hoflaquais geöffnet, die schon mit einer schwarzen Tragbahre die Leiche erwarteten. Sie wurde in einem mit 6 Rappen bespannten Leichenfourgon (ganz geschlossen) gebracht und von 6 Leibgardereitern mit einem Offizier eskortiert und in die Hofburg gebracht. Dort wurde der Verblichene in seinem Schlafzimmer in sein Bett gelegt, nur im Hemde, damit es so aussah, als wäre er im Bette gestorben. Dann kamen das Kaiserpaar und Erzherzogin Stephanie ihn besichtigen - da wollte einem schier das Herz brechen - besonders der Kaiser war fassungslos ... Wir Hoffouriere hatten abwechselnd Dienst ... bei der Leiche um den Zudrang des Publikums abzuwehren und den Zutritt zu regeln. Das war aber nicht leicht. Montag früh um 5 Uhr waren schon am Josefplatz tausende Menschen angesammelt, und von welcher Sorte?! Mob, der die Gelegenheit zu nichts Gutem benützen wollte ... Unzählige Ohnmächtige oder leicht Verwundete wurden in der Nachbarschaft behandelt. Es war ein Bild Dantes ... Dienstag um 1 Uhr wurde der Sarg geschlossen ... Wieder war der Kaiser fassungslos und verbarg sein Gesicht wiederholt in den Händen oder im Taschentuche. Dann nach der Beerdigung in der Gruft bei den Kapuzinern unten warf er sich zum letzten Male auf den schon geschlossenen Sarg und küsste den Deckel. Oben dem Publikum gegenüber zeigte er viel Fassung … Nun was soll ich Ihnen über die Todesursache sagen? … Glauben sie an das, was der Kaiser nach langem Kampfe mit sich verkündete: Es liegt ein Selbstmord vor …" Zuletzt: Dorotheum Autographen und historische Fotos, 28.6.2002, Kat. Nr. 120.

Der außerordentlich interessante Brief aus wenig bekannter Perspektive ist an Georg Umthammer, Oberlehrer zu Seitenstetten gerichtet: "... Der Dienst seit 30. Jänner bis 10. Februar war auch qualvoll anstrengend und konnte nur die Aufregung darüber weghelfen. Ich habe, da ich diese Woche gerade die Hauptinspektion zu versehen hatte, wo alle Dienste zuerst einen treffen, die Leiche des Kronprinzen von Baden abzuholholen gehabt, wo ich mit einem Seperatzuge, um dem Menschenauflauf auszuweichen, erst um 1 Uhr nachts bei Sturm und Wetter am Südbahnhof eintraf. Da wartete nur der Obersthofmeister Prinz Hohenlohe ganz allein, dem ich sofort den Schlüssel des Leichenwaggons übergab. Derselbe wurde nun von 12 Hoflaquais geöffnet, die schon mit einer schwarzen Tragbahre die Leiche erwarteten. Sie wurde in einem mit 6 Rappen bespannten Leichenfourgon (ganz geschlossen) gebracht und von 6 Leibgardereit ern mit einem Offizier eskortiert und in die Hofburg gebracht. Dort wurde der Verblichene in seinem Schlafzimmer in sein Bett gelegt, nur im Hemde, damit es so aussah, als wäre er im Bette gestorben. Dann kamen das Kaiserpaar und Erzherzogin Stephanie ihn besichtigen - da wollte einem schier das Herz brechen - besonders der Kaiser war fassungslos ... Wir Hoffouriere hatten abwechselnd Dienst ... bei der Leiche um den Zudrang des Publikums abzuwehren und den Zutritt zu regeln. Das war aber nicht leicht. Montag früh um 5 Uhr waren schon am Josefplatz tausende Menschen angesammelt, und von welcher Sorte?! Mob, der die Gelegenheit zu nichts Gutem benützen wollte ... Unzählige Ohnmächtige oder leicht Verwundete wurden in der Nachbarschaft be handelt. Es war ein Bild Dantes ... Dienstag um 1 Uhr wurde der Sarg geschlossen ... Wieder war der Kaiser fassungs los und verbarg sein Gesicht wiederholt in den Händen oder im Taschentuche. Dann nach der Beerdigung in der Gruft bei den Kapuzinern unten warf er sich zum letzten Male auf den schon geschlossenen Sarg und küsste den Deckel. Oben dem Publikum gegenüber zeigte er viel Fassung … Nun was soll ich Ihnen über die Todesursache sagen? … Glauben sie an das, was der Kaiser nach langem Kampfe mit sich verkündete: Es liegt ein Selbstmord vor …" Zuletzt: Dorotheum Autographen und historische Fotos, 28.6.2002, Kat. Nr. 120.

Experte: Mag. Andreas Löbbecke Mag. Andreas Löbbecke
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stamps@dorotheum.at

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Auktion: Autographen
Auktionstyp: Saalauktion
Datum: 30.11.2015 - 14:00
Auktionsort: Wien | Palais Dorotheum
Besichtigung: 25.11. - 30.11.2015


** Kaufpreis exkl. Käufergebühr und Mehrwertsteuer

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