Lot Nr. 720


Anselm Kiefer *


(Donaueschingen 1945 geb.)
„Johannis-Logen“, betitelt, Mischtechnik (Gouache, Aquarell, Kohle), Fotografie, Collage auf starkem Papier, das Papier teilweise original gerissen und gefaltet, 102 x 113 cm, gerahmt, (PS)

Provenienz:
Privatsammlung, Nordrhein-Westfalen

Bereits in seinem Frühwerk setzt sich Anselm Kiefer mit den Symbolen, Motiven und Themen der kulturellen und politischen deutschen Tradition auseinander, die unter anderem zum Aufstieg der Nationalsozialisten beigetragen haben. Seiner Ansicht nach hat die visuelle Auseinandersetzung mit der deutschen Geschichte eine kollektiv therapeutische und heilende Wirkung auf das deutsche Volk.

'Johannisloge' ist die Bezeichnung für Freimaurerlogen, die ihre Lehrinhalte in den drei Graden - Lehrling, Geselle und Meister - vermitteln. Der Schutzpatron dieser Logen ist Johannes der Täufer und ihr Fest der Johannistag, der auch der höchste Festtag der Johannislogen ist. Mit der gespiegelten Dopplung des Freimaurer-Symbols – Winkel und Zirkel – schließt Kiefer seine unterschiedlichen Treppensysteme ein und verbindet sie gleichsam miteinander. An den jeweiligen Schenkeln bzw. Endpunkten der Winkel und Zirkel notiert Kiefer die Namen verschiedener Logen und freimaurerischer Dachverbände. Die Treppenfragmente, ursprünglich im Sinne der Freimaurer ansteigend um die unterschiedlichen Hierarchien zu symbolisieren, verlaufen in Kiefers Werk linear, tendenziell eher nach unten, wobei die Zahlenreihen von außen nach innen steigen. In der Vorgehensweise ist dieses Werk wie ein Synonym für die Arbeiten Kiefers an zu sehen: Er spielt bewusst mit unterschiedlichsten Ikonographien, die er stets manipuliert. Die Johannis-Logen zeigen einmal mehr die Besonderheit von Kiefers Werken: je mehr man sich mit ihnen vertraut macht und je besser man sich in ihnen auszukennen scheint, desto mehr stellt sich das Gefühl ein, sich im Labyrinth der kieferschen Symbolik verlaufen zu haben. Das Labyrinth gewinnt fortschreitend an Umfang und Vielschichtigkeit und dessen Einheit und Gesamtzusammenhang ist nur mit der Unsicherheit vergleichbar, mit welcher der Interpret, der sich ihm stellen will, es versucht zu meistern.

Provenienz:
Privatsammlung, Nordrhein-Westfalen

Sogar in diesem Werk beschäftigt sich Anselm Kiefer schon mit Symbolen, Motiven und Themen der deutschen Kultur und politischen Tradition, die unter anderem zum Aufstieg des Nationalsozialismus beitrug. Aus dieser Sicht hat eine visuelle Auseinandersetzung mit der deutschen Geschichte für deutsche Menschen eine kollektiv therapeutische und heilende Auswirkung.

„Johannislogen“ ist die Bezeichnung für die Freimaurerlogen, die in den drei Graden der Freimaurerei ausbilden – Lehrling-, Geselle- und Meister-Freimaurer. Der Schutzpatron dieser Johannislogen ist Johannes der Täufer und ihr Festtag ist der Johannistag, der auch der wichtigste Feiertag für die Johannislogen ist. Kiefer umschließt seine verschiedenen Treppenhaus-Systeme mit Spiegelbild-Verdoppelungen von Freimaurer-Symbolen – Quadrat und Kompasse – und verbindet sie gleichzeitig miteinander. Auf den Seiten oder auf den Spitzen der Quadrate und Kompasse hat Kiefer die Namen verschiedener Freimaurerlogen und Schirmorganisationen niedergeschrieben. Die Treppenhäuser, die in ihrem original Freimaurer-Kontext aufwärts steigen, um die unterschiedlichen Hierarchien zu symbolisieren, sind in Kiefers Werk in einer geraden Linie angeordnet, jedoch mit einer Tendenz nach unten, während die numerische Reihenfolge von außen nach innen aufsteigt. Die in diesem Werk verwendeten Verfahren können als Synonym für Kiefers Aktivität gesehen werden. Er spielt bewusst mit verschiedenen Ikonographien und manipuliert diese immer. Seine Johannislogen verraten einmal mehr den besonderen Charakter von Kiefers Werken: Je vertrauter man mit ihnen wird, desto mehr glaubt man, sich selbst in ihnen zu erkennen, umso mehr wächst in einem das Gefühl, seinen Weg im Labyrinth von Kiefers Symbolismus verloren zu haben. Das Labyrinth wird zunehmend extensiv und vielschichtig und seine Einheit und allgemeine Verbindung kann nur mit der Unsicherheit verglichen werden, mit welcher der Betrachter seine Auseinandersetzung mit dem Labyrinth zu beherrschen versucht.

Expertin: Dr. Petra Maria Schäpers Dr. Petra Maria Schäpers
+49 211 2107747

petra.schaepers@dorotheum.de

25.11.2015 - 18:00

Erzielter Preis: **
EUR 161.600,-
Schätzwert:
EUR 130.000,- bis EUR 150.000,-

Anselm Kiefer *


(Donaueschingen 1945 geb.)
„Johannis-Logen“, betitelt, Mischtechnik (Gouache, Aquarell, Kohle), Fotografie, Collage auf starkem Papier, das Papier teilweise original gerissen und gefaltet, 102 x 113 cm, gerahmt, (PS)

Provenienz:
Privatsammlung, Nordrhein-Westfalen

Bereits in seinem Frühwerk setzt sich Anselm Kiefer mit den Symbolen, Motiven und Themen der kulturellen und politischen deutschen Tradition auseinander, die unter anderem zum Aufstieg der Nationalsozialisten beigetragen haben. Seiner Ansicht nach hat die visuelle Auseinandersetzung mit der deutschen Geschichte eine kollektiv therapeutische und heilende Wirkung auf das deutsche Volk.

'Johannisloge' ist die Bezeichnung für Freimaurerlogen, die ihre Lehrinhalte in den drei Graden - Lehrling, Geselle und Meister - vermitteln. Der Schutzpatron dieser Logen ist Johannes der Täufer und ihr Fest der Johannistag, der auch der höchste Festtag der Johannislogen ist. Mit der gespiegelten Dopplung des Freimaurer-Symbols – Winkel und Zirkel – schließt Kiefer seine unterschiedlichen Treppensysteme ein und verbindet sie gleichsam miteinander. An den jeweiligen Schenkeln bzw. Endpunkten der Winkel und Zirkel notiert Kiefer die Namen verschiedener Logen und freimaurerischer Dachverbände. Die Treppenfragmente, ursprünglich im Sinne der Freimaurer ansteigend um die unterschiedlichen Hierarchien zu symbolisieren, verlaufen in Kiefers Werk linear, tendenziell eher nach unten, wobei die Zahlenreihen von außen nach innen steigen. In der Vorgehensweise ist dieses Werk wie ein Synonym für die Arbeiten Kiefers an zu sehen: Er spielt bewusst mit unterschiedlichsten Ikonographien, die er stets manipuliert. Die Johannis-Logen zeigen einmal mehr die Besonderheit von Kiefers Werken: je mehr man sich mit ihnen vertraut macht und je besser man sich in ihnen auszukennen scheint, desto mehr stellt sich das Gefühl ein, sich im Labyrinth der kieferschen Symbolik verlaufen zu haben. Das Labyrinth gewinnt fortschreitend an Umfang und Vielschichtigkeit und dessen Einheit und Gesamtzusammenhang ist nur mit der Unsicherheit vergleichbar, mit welcher der Interpret, der sich ihm stellen will, es versucht zu meistern.

Provenienz:
Privatsammlung, Nordrhein-Westfalen

Sogar in diesem Werk beschäftigt sich Anselm Kiefer schon mit Symbolen, Motiven und Themen der deutschen Kultur und politischen Tradition, die unter anderem zum Aufstieg des Nationalsozialismus beitrug. Aus dieser Sicht hat eine visuelle Auseinandersetzung mit der deutschen Geschichte für deutsche Menschen eine kollektiv therapeutische und heilende Auswirkung.

„Johannislogen“ ist die Bezeichnung für die Freimaurerlogen, die in den drei Graden der Freimaurerei ausbilden – Lehrling-, Geselle- und Meister-Freimaurer. Der Schutzpatron dieser Johannislogen ist Johannes der Täufer und ihr Festtag ist der Johannistag, der auch der wichtigste Feiertag für die Johannislogen ist. Kiefer umschließt seine verschiedenen Treppenhaus-Systeme mit Spiegelbild-Verdoppelungen von Freimaurer-Symbolen – Quadrat und Kompasse – und verbindet sie gleichzeitig miteinander. Auf den Seiten oder auf den Spitzen der Quadrate und Kompasse hat Kiefer die Namen verschiedener Freimaurerlogen und Schirmorganisationen niedergeschrieben. Die Treppenhäuser, die in ihrem original Freimaurer-Kontext aufwärts steigen, um die unterschiedlichen Hierarchien zu symbolisieren, sind in Kiefers Werk in einer geraden Linie angeordnet, jedoch mit einer Tendenz nach unten, während die numerische Reihenfolge von außen nach innen aufsteigt. Die in diesem Werk verwendeten Verfahren können als Synonym für Kiefers Aktivität gesehen werden. Er spielt bewusst mit verschiedenen Ikonographien und manipuliert diese immer. Seine Johannislogen verraten einmal mehr den besonderen Charakter von Kiefers Werken: Je vertrauter man mit ihnen wird, desto mehr glaubt man, sich selbst in ihnen zu erkennen, umso mehr wächst in einem das Gefühl, seinen Weg im Labyrinth von Kiefers Symbolismus verloren zu haben. Das Labyrinth wird zunehmend extensiv und vielschichtig und seine Einheit und allgemeine Verbindung kann nur mit der Unsicherheit verglichen werden, mit welcher der Betrachter seine Auseinandersetzung mit dem Labyrinth zu beherrschen versucht.

Expertin: Dr. Petra Maria Schäpers Dr. Petra Maria Schäpers
+49 211 2107747

petra.schaepers@dorotheum.de


Käufer Hotline Mo.-Fr.: 10.00 - 17.00
kundendienst@dorotheum.at

+43 1 515 60 200
Auktion: Zeitgenössische Kunst, Teil 1
Auktionstyp: Saalauktion
Datum: 25.11.2015 - 18:00
Auktionsort: Wien | Palais Dorotheum
Besichtigung: 14.11. - 25.11.2015


** Kaufpreis inkl. Käufergebühr und Mehrwertsteuer

Es können keine Kaufaufträge über Internet mehr abgegeben werden. Die Auktion befindet sich in Vorbereitung bzw. wurde bereits durchgeführt.