Bei den Iatmul (und auch bei den Sawos) am mittleren Sepik-Fluss wurden die Schädel bedeutender, verstorbener Männer mit rötlicher Tonerde überzogen, ein Gesicht wurde aus diesem Ton neu modelliert und mit jenen Mustern bemalt, die der Verstorbene auch zu Lebzeiten bei Zeremonien und Festen als Gesichts-Bemalung getragen hat. Diese übermodellierten Ahnen-Schädel wurden im Männerhaus aufbewahrt und in eigenen Zeremonien rituell verehrt. Der vorliegende, übermodellierte 'Sepik-Schädel' ist alt. Das zeigt die Patina des blanken Knochens, der am Hinterhaupt, hinten und unten (mit Unterkiefer und Zähnen) freiliegt. Auch die Rattan-Streifen, mit denen der Unterkiefer an den Schädel angebunden wurde, sind alt. Die Augen des 'Ahnen' bestehen aus zwei quer liegenden, in den roten Ton eingedrückten Kauri-Schnecken. Wie auch der Schmuck-Kranz aus Kauri- und kleinen Nassa-Schnecken über der Stirn und die zehn Zöpfe aus echtem Papua-Kraushaar in den übermodellierten Ton eingedrückt wurden. Den Stil der Gesichts-Gestaltung, sowie die schwarze und weiß-graue Bemalung kann man als 'spät' bezeichnen. Guter Zustand, keine Schäden. H: 17 cm; B: 17 cm; L: 24 cm. Ende 19. Jh. bis frühes 20. Jh.. (ME)

Provenienz: Deutsche Privatsammlung.

Lit.: 'Ozeanische Kunst' von Anthony J. P. Meyer, Abb. S. 230, 276; 'Art and Artefacts of the Pacific, Africa and the Americas. The James Hooper Collection' von Steven Phelps, Abb. 991, 992; 'New Guinea Art' von Marcia & John Friede, Abb. 163, 164; 'Art Papou' von Alain Nicolas, Katalog Musée d'Arts Africains, Océaniens, Amérindiens, Marseille, Abb. 276.