Lot Nr. 129


Giriama, Kenia: Ein Grab-, Gedenk- oder Ahnen-Pfahl, 'Kigango' genannt, für einen verstorbenen, bedeutenden Mann.


Giriama, Kenia: Ein Grab-, Gedenk- oder Ahnen-Pfahl, 'Kigango' genannt, für einen verstorbenen, bedeutenden Mann. - Stammeskunst / Tribal-Art

Der Küsten-Streifen Kenias, mit Mombasa, Malindi und anderen Städten am Indischen Ozean, ist ‘islamisiert’. Durch den Jahrhunderte alten Dhau-Handel zwischen Ostafrika, Arabien und Indien. Jedoch weiter im Inneren von Kenia leben Bantu-sprechende Stämme, wie die Giriama, Kambe, Chonyi, Jibana und andere. Diese Stämme haben weitgehend bis heute an ihrem alten Ahnen-Glauben festgehalten. Äußeres Zeichen dieses alten Glaubens ist das Schnitzen und Aufstellen solcher Grab- oder Gedenk-Skulpturen, genannt ‘Kigango’ (Mehrzahl: ‘Vigango’). Sie werden für wohlhabende, bedeutende, verstorbene Männer (seltener auch für Frauen), für ehemals hochrangige Mitglieder des Männer-Geheimbundes ‘Gohu’ oder für allgemein wichtige Ahnen errichtet. Diese ‘Vigango’ werden in weit abstrahierter, brettartiger Menschen-Form, mit flachen Scheiben-Köpfen oder mit dreidimensionalen Köpfen und mit Reihen von dreieckigen Kerbschnitt-Mustern geschnitzt. Beiderseitige Einschnitte im unteren Teil der Stele symbolisieren die Hüften dieses stilisierten Menschenbildes. Die ‘Vigango’ bestehen aus sehr hartem Holz, das von Termiten nicht aufgefressen wird. Ein ‘Kigango’ wird nach der festlichen Bestattungs-Zeremonie für einen Verstorbenen im ‘Heiligen Hain’ (‘Kaya’), unter einem schützenden Flugdach aus Blättern, oder im Freien (im Dorf) aufgestellt. Nicht als ‘Grabstein’ auf dem Grab! Jetzt ‘wohnt’ die Seele (oder der Geist) des Toten in ‘seiner’ Gedenk-Stele. ‘Kigango’ werden mit Flüssigkeiten beopfert und als Orakel befragt. Wird das Dorf an einen anderen Ort verlegt, so bleiben die Ahnen-Pfähle auf ihrem angestammten Platz stehen. Dann werden nahe beim oder im neuen Dorf neu geschnitzte ‘Vigango’ als vollwertiger Ersatz errichtet. Der hier präsentierte ‘Giriama-Pfahl’ (‘Kigango’) entspricht dem klassischen Formenkanon in einfacher Ausführung: flach, brettartig, mit flachem, rundem Kopf, angedeuteten, geschlitzten Augen, Nase und Mund, mit Hals, sowie an der Vorderseite eine Mittelachse und daneben zwei senkrechte Reihen aus Kerbschnitt-Dreiecken. Unter diesem ‘Oberkörper’ der stilisierten Figur symbolisieren an beiden Seiten größere, dreieckige Einschnitte die Hüfte des ‘Ahnen’. Der relativ kleine Pfahl zeigt insgesamt eine gute, nachgedunkelte Patina an seiner Oberfläche, leichte Verwitterungs-Spuren oben, sowie eine starke Verwitterung und Erosion im unteren Drittel, dort wo dieser ‘Kigango’ seit seiner Errichtung in der Erde steckte. H: 103 cm; B: ca. 11 cm; ca. 2 cm bis 5,5 cm dick.1. Hälfte bis Mitte 20. Jh.. (ME)

Provenienz: Österreichische Privatsammlung

Experte: Prof. Erwin Melchardt Prof. Erwin Melchardt
+43-1-515 60-465

erwin.melchardt@dorotheum.at

02.11.2015 - 14:00

Rufpreis:
EUR 500,-

Giriama, Kenia: Ein Grab-, Gedenk- oder Ahnen-Pfahl, 'Kigango' genannt, für einen verstorbenen, bedeutenden Mann.


Der Küsten-Streifen Kenias, mit Mombasa, Malindi und anderen Städten am Indischen Ozean, ist ‘islamisiert’. Durch den Jahrhunderte alten Dhau-Handel zwischen Ostafrika, Arabien und Indien. Jedoch weiter im Inneren von Kenia leben Bantu-sprechende Stämme, wie die Giriama, Kambe, Chonyi, Jibana und andere. Diese Stämme haben weitgehend bis heute an ihrem alten Ahnen-Glauben festgehalten. Äußeres Zeichen dieses alten Glaubens ist das Schnitzen und Aufstellen solcher Grab- oder Gedenk-Skulpturen, genannt ‘Kigango’ (Mehrzahl: ‘Vigango’). Sie werden für wohlhabende, bedeutende, verstorbene Männer (seltener auch für Frauen), für ehemals hochrangige Mitglieder des Männer-Geheimbundes ‘Gohu’ oder für allgemein wichtige Ahnen errichtet. Diese ‘Vigango’ werden in weit abstrahierter, brettartiger Menschen-Form, mit flachen Scheiben-Köpfen oder mit dreidimensionalen Köpfen und mit Reihen von dreieckigen Kerbschnitt-Mustern geschnitzt. Beiderseitige Einschnitte im unteren Teil der Stele symbolisieren die Hüften dieses stilisierten Menschenbildes. Die ‘Vigango’ bestehen aus sehr hartem Holz, das von Termiten nicht aufgefressen wird. Ein ‘Kigango’ wird nach der festlichen Bestattungs-Zeremonie für einen Verstorbenen im ‘Heiligen Hain’ (‘Kaya’), unter einem schützenden Flugdach aus Blättern, oder im Freien (im Dorf) aufgestellt. Nicht als ‘Grabstein’ auf dem Grab! Jetzt ‘wohnt’ die Seele (oder der Geist) des Toten in ‘seiner’ Gedenk-Stele. ‘Kigango’ werden mit Flüssigkeiten beopfert und als Orakel befragt. Wird das Dorf an einen anderen Ort verlegt, so bleiben die Ahnen-Pfähle auf ihrem angestammten Platz stehen. Dann werden nahe beim oder im neuen Dorf neu geschnitzte ‘Vigango’ als vollwertiger Ersatz errichtet. Der hier präsentierte ‘Giriama-Pfahl’ (‘Kigango’) entspricht dem klassischen Formenkanon in einfacher Ausführung: flach, brettartig, mit flachem, rundem Kopf, angedeuteten, geschlitzten Augen, Nase und Mund, mit Hals, sowie an der Vorderseite eine Mittelachse und daneben zwei senkrechte Reihen aus Kerbschnitt-Dreiecken. Unter diesem ‘Oberkörper’ der stilisierten Figur symbolisieren an beiden Seiten größere, dreieckige Einschnitte die Hüfte des ‘Ahnen’. Der relativ kleine Pfahl zeigt insgesamt eine gute, nachgedunkelte Patina an seiner Oberfläche, leichte Verwitterungs-Spuren oben, sowie eine starke Verwitterung und Erosion im unteren Drittel, dort wo dieser ‘Kigango’ seit seiner Errichtung in der Erde steckte. H: 103 cm; B: ca. 11 cm; ca. 2 cm bis 5,5 cm dick.1. Hälfte bis Mitte 20. Jh.. (ME)

Provenienz: Österreichische Privatsammlung

Experte: Prof. Erwin Melchardt Prof. Erwin Melchardt
+43-1-515 60-465

erwin.melchardt@dorotheum.at


Käufer Hotline Mo.-Fr.: 10.00 - 17.00
kundendienst@dorotheum.at

+43 1 515 60 200
Auktion: Stammeskunst / Tribal-Art
Auktionstyp: Saalauktion
Datum: 02.11.2015 - 14:00
Auktionsort: Wien | Palais Dorotheum
Besichtigung: 28.10. - 02.11.2015

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