1.: Die weibliche Zwillings-Figur 'Ibeji' (genauere Erklärung siehe Kat.-Nr. 50) zeigt den typischen Stil von Ilobu, Oyo: mit großem, langgezogenem Kopf, die Nase läuft in einem Schwung aus der Stirn gerade nach unten, die Augen sind groß und umrandet, Lippen und Kinn betont nach vorne gezogen. Mit Narben-Tätowierungen an beiden Wangen. Die Arme sind leicht angewinkelt, Hände und Füße sind auffallend groß. Geschmückt mit je einem Metall-Armreifen über den Händen. Ein altes Stück, mit stark abgegriffener Patina durch langen Gebrauch, sowie mit Resten von früherer Blau-Färbung der Frisur und von Beopferung mit Rotholz-Pulver. Eine alte, weiße Sammlungs-Inschrift erkennt man an der Unterseite der runden Bodenplatte (kaum lesbar). H: 28 cm. Um 1900 bis 1. Drittel 20. Jh..
2.: Die männliche 'Ibeji'-Figur entspricht ganz dem Stil von Ede, Oyo: mit der üblichen 5-Spitzen-Frisur, kleinem, rundem Kopf, großen, hervortretenden Augen, die zur Hälfte von Augenlidern bedeckt sind. Mit kurzer, abgesetzter Nase und breitem Mund. Narben-Tätowierungen auf Stirn, Wangen, Kinn und Bauch. Der Körper zeigt hängende Schultern, sowie kleine Hände und Füße. Der 'Ibeji' ist mit einer Halskette aus kleinen, alten, schwarzen Glasperlen und einer Schnur mit 16 eisernen Anhängern geschmückt, sowie mit zwei Armbändern aus bunten, größeren Glasperlen. Das Stück zeigt eine sehr gute, glänzende Gebrauchs-Patina, eine ursprüngliche Blaufärbung an der Frisur (mittels 'Waschblau'), sowie Reste früherer Beopferungen (Rotholz-Pulver). Ein altes Sammlungs-Etikett klebt an der Unterseite der runden Bodenplatte. H: 27 cm. 1. Hälfte 20. Jh..
Beide 'Ibeji' zeigen keine nennenswerten Schäden (nur beim 'Mann' sind die Frisur und Ohren hinten leicht bestoßen). Ihre Stil-Typen (Ilobu, Oyo; Ede, Oyo) gelten als selten! (ME)

Provenienz: Sammlung Marcel de Schryver, Genf; Österr. Privatsammlung.

Lit.: 'Ibeji. The Cult of Yoruba Twins', Abb. 62, 63, 66, 67, 68 und 95, 96, 97, 98, 101, 104.