Lot Nr. 22 #


Agnolo di Cosimo di Mariano, gen. Il Bronzino, Werkstatt


Agnolo di Cosimo di Mariano, gen. Il Bronzino, Werkstatt - Alte Meister

(Monticelli 1503–1572 Florenz)
Porträt des Großherzogs Cosimo I. de’ Medici in Rüstung,
Öl auf Holz, 72 x 58 cm, gerahmt

Provenienz:
vermutlich Sammlung des Ordens des hl. Stephan, Palazzo dei Cavalieri, Pisa (Sammlungsstempel mit Stephanskreuz und einer Inventarnummer auf der Rückseite);
Sammlung Marquis de La Rossiere, vor 1885;
Sammlung Madame de Witte, Paris;
Sammlung Marquise de Bryas;
Auktion, Couturier, Paris, 14. März 1975, Lot 59 (als „Bronzino zugeschrieben“);
Privatsammlung, Frankreich

Ausgestellt:
Paris, Palais d’Orsay, Exposition 1874 (als „Bronzino“);
Paris, Musée du Louvre, Exposition de tableaux, statues et objects d’art au profit de l’oeuvre des orphelins d’Alsace-Lorraine, 1885 (als „Bronzino“)

Literatur:
Catalogue d’exposition de tableaux, statues et objects d’art au profit de l’oeuvre des orphelins d’Alsace-Lorraine, Musée du Louvre, Paris 1885, Kat. Nr. 46 (als „Bronzino“);
R. Simon, Bronzino’s Portraits of Cosimo I de’ Medici, Dissertation, Columbia University, New York 1982, Bd. II, S. 235, Kat. Nr. A 9, Abb. S. 431 (als „Bronzino Werkstatt“);
R. Simon, Bronzino’s Portrait of Cosimo I in Armour, in: The Burlington Magazine, London, Sept. 1983, S. 527–539, Nr. 9, S. 536

Wir danken Robert Simon und Louis Waldman, die das vorliegende Porträt unabhängig voneinander als Arbeit der Werkstatt Bronzinos bestätigt haben.
Als dieses Gemälde kürzlich auf dem Kunstmarkt angeboten wurde, verbargen weite Bereiche einer Übermalung, die nun in Vorbereitung der Versteigerung entfernt wurden, die hohe Qualität der Ausführung.

Bei dem vorliegenden Gemälde handelt es sich um eine Variation von Bronzinos vielgerühmtem Bildnis des ersten Großherzogs der Toskana, Cosimo I. Um 1543, als sich Cosimos Macht in Florenz gefestigt hatte, stellte sich die Notwendigkeit der Schaffung eines offiziellen Porträts. Bronzino wurde mit der Ausführung des Bildnisses des Herzogs, das sowohl in der Toskana als auch im Ausland für politische Propagandazwecke eingesetzt wurde, betraut; in der Folge wurden zahlreiche Fassungen hergestellt. Die Auftragserteilung erfolgte im Jahr oder um 1543. Um 1545, als Cosimo als Ritter in den Orden vom Goldenen Vlies aufgenommen wurde, schuf Bronzino ein größeres Dreiviertelporträt. Die vorliegende Fassung kann daher zwischen 1543 und 1545 datiert werden.

Cosimo trägt eine Rüstung; eine der elegant gelängten Hände ruht auf dem Helm, den er abgenommen hat – ein Hinweis, daß seine Regierung eine friedvolle sein sollte. Im Helm spiegeln sich raffiniert die Inkarnattöne der Hand. Bei der Darstellung der Rüstung wurde auf eine genaue Beschreibung der Verzierungen geachtet. Cosimos Blick folgt der Richtung des Kopfes, wodurch eine gewisse Distanz zwischen Dargestelltem und Betrachter entsteht, zwischen denen keinerlei Kontaktaufnahme vorgesehen ist. Das Bildnis, das in einem modernen Sinn als ikonisch gelten kann, wurde geschaffen, um zu beeindrucken. Im distanzierten, abgehobenen und kühlen Gesichtsausdruck sowie in der Körperhaltung und der Gestaltung des Hintergrunds kommt ein Streben nach Eleganz zum Ausdruck, das auch der an Cosimos Hof herrschenden hochentwickelten künstlerischen Atmosphäre entsprach.

Die Rüstung ist auch als Symbol dynastischer Legitimierung zu lesen, zumal man ihr nachsagt, ein diplomatisches Geschenk gewesen zu sein, das Erzherzog Ferdinand von Österreich, der Bruder Karls V., Cosimo zur Besteigung des vom Kaiserhaus anerkannten Herzogsthrons 1537 überreicht hatte. Die Rüstung wurde glaubhaft dem Innsbrucker Hofwaffenschmied Jörg Seusenhofer zugeschrieben, wobei die schmückenden Gravuren von der Hand seines Mitarbeiters Leonhard Meurl stammen. Fragmente der Rüstung sind identifiziert worden und befinden sich heute im Museo di Castel Sant’Angelo in Rom (siehe Abb. 1 und 2). Auch eine ikonografische Erklärung drängt sich auf: Die Herrscher Italiens legten eine Vorliebe an den Tag, sich in der Art der großen Helden der griechischen und römischen Antike darstellen zu lassen. Dieser Typus des Porträts „all’antica“ findet sich auch in einer Reihe von Büsten des Benvenuto Cellini, die heute im Museo del Bargello aufbewahrt werden.

In der Wissenschaft gab und gibt es immer noch heftige Debatten, welches der zahlreichen bekannten Porträts nun die Urfassung darstellt und welche der Repliken von Bronzino selbst und welche von seiner Werkstatt stammen (Robert Simon verzeichnet über zwanzig Versionen – eigenhändige Fassungen, Werkstattrepliken und außerhalb der Werkstatt entstandene Kopien, wobei er die vorliegende Fassung für eine Werkstattarbeit hält).

Vasari beschreibt dieses erste Werk in einer ganzen Reihe offizieller Porträts, das vermutlich in der Medici-Villa in Poggio a Caiano entstanden ist: „Il signor duca, veduta in queste ed altre opere l’eccellenza di questo pittore, e particularmente che era suo proprio ritrarre dal naturale quanto con più diligenzia si può imaginare, fece ritrarre sè, che allora era giovane, armato tutto d’arme bianche e con una mano sopra l’elmo“ (siehe Vasari-Milanesi, Le vite de’ più eccellenti pittori, scultori ed architettori, Florenz 1881, Bd. VII, S. 597/98). In der kunstgeschichtlichen Forschung herrscht allgemeine Einigkeit darüber, dass das heute in den Uffizien in Florenz aufbewahrte Gemälde die erste Fassung darstellt (datiert um 1545, 71 x 57 cm, Inv. Nr. 28.). Als Urfassung des späteren Dreiviertelporträts gilt die in Sydney in der Art Gallery of New South Wales Foundation befindliche Version (datiert um 1545, 86 x 67 cm). Das vorliegende Gemälde wäre als Werkstattarbeit einzuschätzen, die unter der Anleitung des Meisters entstanden ist. Die Gesichtszüge scheinen gut gezeichnet; Infrarotaufnahmen zeigen leichte Pentimente um die Augenpartie, was auf ein mögliches Einschreiten des Meisters hinweisen könnte.

Cosimo verstand es, sein eindrucksvolles Bildnis als diplomatisches Instrument einzusetzen; oft schenkte er Familienmitgliedern, aber auch politischen Verbündeten Porträts als Zeichen seiner Freundschaft. Ein gut dokumentiertes Beispiel ist eine Version des späteren – nach den 1560er-Jahren entstandenen – Typus, die Cosimo Emanuele Filiberto, dem Herzog von Savoyen, überließ und die in der Guardaroba Medicea als „per mandare al Duca di Savoia“ aufscheint (Archivio di Stato, Florenz, Inv. Guardaroba Filza 65, 1560–1567, fol. 160b, vgl. R. Simon, op. cit. 1983, S. 532). Des Weiteren gehören dazu auch die Kopien der Bildnisse von Cosimo und seiner Frau, die der Großherzog dem einflussreichen Kardinal Granvelle überreichte, worauf in einem Brief des Großherzogs an seinen Botschafter am Hof Karls V. Bezug genommen wird: „s’e ordinate al Maiordomo che facci fare e ritratti che desidera Mons. D’Arras della Ducchesa et di noi“ (vgl. R. Simon, ebd., S. 532, Nr. 23). Das Inventarverzeichnis der Guardaroba von 1560 bis 1567 verzeichnet, dass Porträts Cosimos an den Heerführer Karls V. Giovanni Battista Castaldo, an Albert V. von Bayern und an den Cavaliere de Nobili geschickt wurden (siehe R. Simon, ebd., S. 532).

Von Bedeutung ist, dass das Goldene Vlies im vorliegenden Gemälde nicht erscheint. Zweifellos wäre es mit einbezogen worden, wäre das Bild nach 1546 entstanden. Entsprechende Beispiele befinden sich im Toledo Museum of Art, in den Staatlichen Kunstsammlungen Kassel und im Palazzo Pitti, Florenz. Daher muss das vorliegende Gemälde wohl vor 1546 ausgeführt worden sein. Als eine alternative Hypothese wäre zu bemerken, dass die Tafel auf der Rückseite das Stephanskreuz trägt – möglicherweise ein Hinweis darauf, dass sie sich einst im Besitz des Sankt-Stephansordens befand, den Cosimo 1561 gründete. Der Hauptsitz des Ordens, der von Giorgio Vasari geplante Palazzo dei Cavalieri, wurde im Jahr darauf in Pisa erbaut. Da Cosimo Großmeister dieses Ordens war, wäre es vorstellbar, dass er eine Replik des „früheren Porträttypus“ in Auftrag gab, die für den Palazzo Cavalieri bestimmt war und die ihn als jugendlichen und kraftvollen Herrscher zeigen sollte; in diesem Fall wäre es natürlich nicht angebracht gewesen, das Emblem eines anderen Ritterordens abzubilden. Simon zufolge wurde der „frühe Typus“ um 1560 durch ein Porträt abgelöst, das den Herzog im Alter von 40 Jahren zeigte. Das vorliegende Porträt könnte demnach auch eines der letzten von diesem ersten Typus gewesen sein, die in Auftrag gegeben wurden.

Cosimos Vater Giovanni dalle Bande Nere war ein gefeierter condottiere. Er gehörte einer Nebenlinie der Familie an, und nichts wies darauf hin, dass Cosimo einmal die Geschicke der Stadt lenken würde. In der Tat gelang es ihm, die Medici-Dynastie, die die Stadt bis ins frühe 18. Jahrhundert regieren sollte, zu neuem Leben zu erwecken. Cosimo de’ Medici zog nach einigen innerfamiliären Streitigkeiten in die Stadt ein und übernahm im Alter von nur 17 Jahren die Herrschaft. Bald stieg er zu großer Macht auf und regierte bis 1564, als er zugunsten seines Sohnes Francesco de’ Medici abdankte. Kaiser Karl V. ernannte ihn zum Herzog von Florenz. Cosimo war ein bedeutender Förderer der Künste. Unter ihm entstanden die Uffizien mit dem vorrangigen Ziel, dort den Regierungssitz einzurichten; im Laufe der Zeit wurden sie zum Museum. Nachdem er zuerst im Palazzo Medici Riccardi und dann im Palazzo Vecchio residiert hatte, verlegte er seinen Wohnsitz in den Palazzo Pitti und leitete dort die Errichtung der Boboli-Gärten in die Wege. Cosimo hatte Bronzino in den späten 1530er-Jahren zu seinem offiziellen Hofmaler ernannt. Bronzino war bei Pontormo, ebenfalls einem Hofmaler der Medici, ausgebildet worden, mit dem zusammen er an einer Reihe wichtiger künstlerischer Projekte gearbeitet hatte. Er schuf religiöse und mythologische Gemälde, doch wurde er vor allem als großer Porträtist gefeiert. Bronzino und seine Werkstatt malten zahlreiche Mitglieder des Florentiner Adels, doch zu seinen herausragendsten künstlerischen Leistungen zählen die Staatsporträts der Herrscherfamilie.

Zusatzabbildungen:
Fragmente der Rüstung Cosimos I., Rom, Museo di Castel Sant‘Angelo

Experte: Dr. Alexander Strasoldo Dr. Alexander Strasoldo
+43 1 515 60 403

oldmasters@dorotheum.com

20.10.2015 - 18:00

Erzielter Preis: **
EUR 171.976,-
Schätzwert:
EUR 60.000,- bis EUR 80.000,-

Agnolo di Cosimo di Mariano, gen. Il Bronzino, Werkstatt


(Monticelli 1503–1572 Florenz)
Porträt des Großherzogs Cosimo I. de’ Medici in Rüstung,
Öl auf Holz, 72 x 58 cm, gerahmt

Provenienz:
vermutlich Sammlung des Ordens des hl. Stephan, Palazzo dei Cavalieri, Pisa (Sammlungsstempel mit Stephanskreuz und einer Inventarnummer auf der Rückseite);
Sammlung Marquis de La Rossiere, vor 1885;
Sammlung Madame de Witte, Paris;
Sammlung Marquise de Bryas;
Auktion, Couturier, Paris, 14. März 1975, Lot 59 (als „Bronzino zugeschrieben“);
Privatsammlung, Frankreich

Ausgestellt:
Paris, Palais d’Orsay, Exposition 1874 (als „Bronzino“);
Paris, Musée du Louvre, Exposition de tableaux, statues et objects d’art au profit de l’oeuvre des orphelins d’Alsace-Lorraine, 1885 (als „Bronzino“)

Literatur:
Catalogue d’exposition de tableaux, statues et objects d’art au profit de l’oeuvre des orphelins d’Alsace-Lorraine, Musée du Louvre, Paris 1885, Kat. Nr. 46 (als „Bronzino“);
R. Simon, Bronzino’s Portraits of Cosimo I de’ Medici, Dissertation, Columbia University, New York 1982, Bd. II, S. 235, Kat. Nr. A 9, Abb. S. 431 (als „Bronzino Werkstatt“);
R. Simon, Bronzino’s Portrait of Cosimo I in Armour, in: The Burlington Magazine, London, Sept. 1983, S. 527–539, Nr. 9, S. 536

Wir danken Robert Simon und Louis Waldman, die das vorliegende Porträt unabhängig voneinander als Arbeit der Werkstatt Bronzinos bestätigt haben.
Als dieses Gemälde kürzlich auf dem Kunstmarkt angeboten wurde, verbargen weite Bereiche einer Übermalung, die nun in Vorbereitung der Versteigerung entfernt wurden, die hohe Qualität der Ausführung.

Bei dem vorliegenden Gemälde handelt es sich um eine Variation von Bronzinos vielgerühmtem Bildnis des ersten Großherzogs der Toskana, Cosimo I. Um 1543, als sich Cosimos Macht in Florenz gefestigt hatte, stellte sich die Notwendigkeit der Schaffung eines offiziellen Porträts. Bronzino wurde mit der Ausführung des Bildnisses des Herzogs, das sowohl in der Toskana als auch im Ausland für politische Propagandazwecke eingesetzt wurde, betraut; in der Folge wurden zahlreiche Fassungen hergestellt. Die Auftragserteilung erfolgte im Jahr oder um 1543. Um 1545, als Cosimo als Ritter in den Orden vom Goldenen Vlies aufgenommen wurde, schuf Bronzino ein größeres Dreiviertelporträt. Die vorliegende Fassung kann daher zwischen 1543 und 1545 datiert werden.

Cosimo trägt eine Rüstung; eine der elegant gelängten Hände ruht auf dem Helm, den er abgenommen hat – ein Hinweis, daß seine Regierung eine friedvolle sein sollte. Im Helm spiegeln sich raffiniert die Inkarnattöne der Hand. Bei der Darstellung der Rüstung wurde auf eine genaue Beschreibung der Verzierungen geachtet. Cosimos Blick folgt der Richtung des Kopfes, wodurch eine gewisse Distanz zwischen Dargestelltem und Betrachter entsteht, zwischen denen keinerlei Kontaktaufnahme vorgesehen ist. Das Bildnis, das in einem modernen Sinn als ikonisch gelten kann, wurde geschaffen, um zu beeindrucken. Im distanzierten, abgehobenen und kühlen Gesichtsausdruck sowie in der Körperhaltung und der Gestaltung des Hintergrunds kommt ein Streben nach Eleganz zum Ausdruck, das auch der an Cosimos Hof herrschenden hochentwickelten künstlerischen Atmosphäre entsprach.

Die Rüstung ist auch als Symbol dynastischer Legitimierung zu lesen, zumal man ihr nachsagt, ein diplomatisches Geschenk gewesen zu sein, das Erzherzog Ferdinand von Österreich, der Bruder Karls V., Cosimo zur Besteigung des vom Kaiserhaus anerkannten Herzogsthrons 1537 überreicht hatte. Die Rüstung wurde glaubhaft dem Innsbrucker Hofwaffenschmied Jörg Seusenhofer zugeschrieben, wobei die schmückenden Gravuren von der Hand seines Mitarbeiters Leonhard Meurl stammen. Fragmente der Rüstung sind identifiziert worden und befinden sich heute im Museo di Castel Sant’Angelo in Rom (siehe Abb. 1 und 2). Auch eine ikonografische Erklärung drängt sich auf: Die Herrscher Italiens legten eine Vorliebe an den Tag, sich in der Art der großen Helden der griechischen und römischen Antike darstellen zu lassen. Dieser Typus des Porträts „all’antica“ findet sich auch in einer Reihe von Büsten des Benvenuto Cellini, die heute im Museo del Bargello aufbewahrt werden.

In der Wissenschaft gab und gibt es immer noch heftige Debatten, welches der zahlreichen bekannten Porträts nun die Urfassung darstellt und welche der Repliken von Bronzino selbst und welche von seiner Werkstatt stammen (Robert Simon verzeichnet über zwanzig Versionen – eigenhändige Fassungen, Werkstattrepliken und außerhalb der Werkstatt entstandene Kopien, wobei er die vorliegende Fassung für eine Werkstattarbeit hält).

Vasari beschreibt dieses erste Werk in einer ganzen Reihe offizieller Porträts, das vermutlich in der Medici-Villa in Poggio a Caiano entstanden ist: „Il signor duca, veduta in queste ed altre opere l’eccellenza di questo pittore, e particularmente che era suo proprio ritrarre dal naturale quanto con più diligenzia si può imaginare, fece ritrarre sè, che allora era giovane, armato tutto d’arme bianche e con una mano sopra l’elmo“ (siehe Vasari-Milanesi, Le vite de’ più eccellenti pittori, scultori ed architettori, Florenz 1881, Bd. VII, S. 597/98). In der kunstgeschichtlichen Forschung herrscht allgemeine Einigkeit darüber, dass das heute in den Uffizien in Florenz aufbewahrte Gemälde die erste Fassung darstellt (datiert um 1545, 71 x 57 cm, Inv. Nr. 28.). Als Urfassung des späteren Dreiviertelporträts gilt die in Sydney in der Art Gallery of New South Wales Foundation befindliche Version (datiert um 1545, 86 x 67 cm). Das vorliegende Gemälde wäre als Werkstattarbeit einzuschätzen, die unter der Anleitung des Meisters entstanden ist. Die Gesichtszüge scheinen gut gezeichnet; Infrarotaufnahmen zeigen leichte Pentimente um die Augenpartie, was auf ein mögliches Einschreiten des Meisters hinweisen könnte.

Cosimo verstand es, sein eindrucksvolles Bildnis als diplomatisches Instrument einzusetzen; oft schenkte er Familienmitgliedern, aber auch politischen Verbündeten Porträts als Zeichen seiner Freundschaft. Ein gut dokumentiertes Beispiel ist eine Version des späteren – nach den 1560er-Jahren entstandenen – Typus, die Cosimo Emanuele Filiberto, dem Herzog von Savoyen, überließ und die in der Guardaroba Medicea als „per mandare al Duca di Savoia“ aufscheint (Archivio di Stato, Florenz, Inv. Guardaroba Filza 65, 1560–1567, fol. 160b, vgl. R. Simon, op. cit. 1983, S. 532). Des Weiteren gehören dazu auch die Kopien der Bildnisse von Cosimo und seiner Frau, die der Großherzog dem einflussreichen Kardinal Granvelle überreichte, worauf in einem Brief des Großherzogs an seinen Botschafter am Hof Karls V. Bezug genommen wird: „s’e ordinate al Maiordomo che facci fare e ritratti che desidera Mons. D’Arras della Ducchesa et di noi“ (vgl. R. Simon, ebd., S. 532, Nr. 23). Das Inventarverzeichnis der Guardaroba von 1560 bis 1567 verzeichnet, dass Porträts Cosimos an den Heerführer Karls V. Giovanni Battista Castaldo, an Albert V. von Bayern und an den Cavaliere de Nobili geschickt wurden (siehe R. Simon, ebd., S. 532).

Von Bedeutung ist, dass das Goldene Vlies im vorliegenden Gemälde nicht erscheint. Zweifellos wäre es mit einbezogen worden, wäre das Bild nach 1546 entstanden. Entsprechende Beispiele befinden sich im Toledo Museum of Art, in den Staatlichen Kunstsammlungen Kassel und im Palazzo Pitti, Florenz. Daher muss das vorliegende Gemälde wohl vor 1546 ausgeführt worden sein. Als eine alternative Hypothese wäre zu bemerken, dass die Tafel auf der Rückseite das Stephanskreuz trägt – möglicherweise ein Hinweis darauf, dass sie sich einst im Besitz des Sankt-Stephansordens befand, den Cosimo 1561 gründete. Der Hauptsitz des Ordens, der von Giorgio Vasari geplante Palazzo dei Cavalieri, wurde im Jahr darauf in Pisa erbaut. Da Cosimo Großmeister dieses Ordens war, wäre es vorstellbar, dass er eine Replik des „früheren Porträttypus“ in Auftrag gab, die für den Palazzo Cavalieri bestimmt war und die ihn als jugendlichen und kraftvollen Herrscher zeigen sollte; in diesem Fall wäre es natürlich nicht angebracht gewesen, das Emblem eines anderen Ritterordens abzubilden. Simon zufolge wurde der „frühe Typus“ um 1560 durch ein Porträt abgelöst, das den Herzog im Alter von 40 Jahren zeigte. Das vorliegende Porträt könnte demnach auch eines der letzten von diesem ersten Typus gewesen sein, die in Auftrag gegeben wurden.

Cosimos Vater Giovanni dalle Bande Nere war ein gefeierter condottiere. Er gehörte einer Nebenlinie der Familie an, und nichts wies darauf hin, dass Cosimo einmal die Geschicke der Stadt lenken würde. In der Tat gelang es ihm, die Medici-Dynastie, die die Stadt bis ins frühe 18. Jahrhundert regieren sollte, zu neuem Leben zu erwecken. Cosimo de’ Medici zog nach einigen innerfamiliären Streitigkeiten in die Stadt ein und übernahm im Alter von nur 17 Jahren die Herrschaft. Bald stieg er zu großer Macht auf und regierte bis 1564, als er zugunsten seines Sohnes Francesco de’ Medici abdankte. Kaiser Karl V. ernannte ihn zum Herzog von Florenz. Cosimo war ein bedeutender Förderer der Künste. Unter ihm entstanden die Uffizien mit dem vorrangigen Ziel, dort den Regierungssitz einzurichten; im Laufe der Zeit wurden sie zum Museum. Nachdem er zuerst im Palazzo Medici Riccardi und dann im Palazzo Vecchio residiert hatte, verlegte er seinen Wohnsitz in den Palazzo Pitti und leitete dort die Errichtung der Boboli-Gärten in die Wege. Cosimo hatte Bronzino in den späten 1530er-Jahren zu seinem offiziellen Hofmaler ernannt. Bronzino war bei Pontormo, ebenfalls einem Hofmaler der Medici, ausgebildet worden, mit dem zusammen er an einer Reihe wichtiger künstlerischer Projekte gearbeitet hatte. Er schuf religiöse und mythologische Gemälde, doch wurde er vor allem als großer Porträtist gefeiert. Bronzino und seine Werkstatt malten zahlreiche Mitglieder des Florentiner Adels, doch zu seinen herausragendsten künstlerischen Leistungen zählen die Staatsporträts der Herrscherfamilie.

Zusatzabbildungen:
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Experte: Dr. Alexander Strasoldo Dr. Alexander Strasoldo
+43 1 515 60 403

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Käufer Hotline Mo.-Fr.: 10.00 - 17.00
old.masters@dorotheum.at

+43 1 515 60 403
Auktion: Alte Meister
Auktionstyp: Saalauktion
Datum: 20.10.2015 - 18:00
Auktionsort: Wien | Palais Dorotheum
Besichtigung: 10.10. - 20.10.2015


** Kaufpreis inkl. Käufergebühr und Mehrwertsteuer(für Lieferland Österreich)

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