2017, Spanplatten, Blech, Magnete, ca. 42000 Zettel, Höhe ca. 148 cm, Breite ca. 77 cm, Tiefe ca. 23 cm. (DRAX)

Nummer 1 der limitierten Auflage von 7 Stück.

Ausgestellt in:
Spazio Pulpo, Wien, Vienna Design Week 2017.

Ein Computer vor dem Computer
"Die Frage nach der Organisation von Wissen durch ein ordnendes System stellt sich, seit es archiviert und wieder abrufbar gemacht werden soll. Als das schriftlich festgehaltene Wissen zu groß wurde, um von einem Einzelnen verinnerlicht werden zu können, begann man Exzerpte relevanter Passagen aus Fachbüchern anzulegen und diese über Verweissysteme in Kästen abzulegen. So wurden die Verwalter dieser Zettelkästen zu den führenden Universalgelehrten ihrer Zeit. Sie wuchsen und verwuchsen sprichwörtlich mit der Komplexität ihrer erweiterbaren Speichermedien. Das beste Beispiel hierfür bietet der Systemtheoretiker Niklas Luhmann mit seinem legendären Zettelkasten. Als ausgelagerte Erweiterung seines eigenen Gehirns wurde der Zettelkasten zu einer fundamentalen Stütze, was in der Selbsterkenntnis kumuliert, dass er ohne seinen Zettelkasten gar nicht mehr arbeiten könne. Auf mehr als 90 000 Karten und mit unzähligen Querverweisen, sammelte und vernetzte Luhmann seine gesamte Lektüre und ergänzte sie mit eigenen Ausführungen und Anmerkungen. "Ohne die Zettel, also allein durch Nachdenken, würde ich auf solche Ideen nicht kommen", sagte Luhmann selbst einmal auf sein Werk und die Rolle seines Zettelkastens darin angesprochen. Für ihn war der Zettelkasten ein Zweitgedächtnis und eigenständiger Kommunikationspartner, der mit der Auseinandersetzung wächst und sich in sich selbst weiter verzweigt - also zu einer Form von lernfähiger, künstlicher Intelligenz in Form von biederem Holz und Papier.
(breadedEscalope)