Klarglas, mit Kobaltglas geschichtet, runder abgesetzter Fuß, mit Rankengravur verziert, zylindrische Schale, auf der Wandung Medaillon mit feiner Gravur des sitzenden Gambrinus, auf der Rückseite gravierte Hopfenranken, Nordböhmen, Gravur Franz de Paula Zach zugeschrieben, München, 50er Jahre d. 19. Jhs., Höhe 27 cm (Zí)

Der hier zur Versteigerung gelangende Kelch ist ein besonders hochwertiges Beispiel der nordböhmischen Glashüttenproduktion der 50er Jahre d. 19. Jhs. Ab der Mitte der 40er Jahre erzeugte die Harrachsdorfer Glashütte im Werk Nový Svět (Neue Welt) Exponate aus mit Kobalt- und Rubinglas geschichtetem Klarglas, welches anschließend mit Schliff in Kombination mit Gravur (oft mattiert) verziert wurde. Im unteren Teil wurde oft mit Schliff verziert, während die Wandung dieser Trinkgefäße mit Feingravur überzogen wurde. Besonders dramatisch war der optische Effekt der unterschiedlich tief abgeschliffenen farbigen Glasmasse, was der Gravur große Plastizität verlieh. Darüber hinaus war diese Gravur mattiert. Dies reduzierte Lichtspiegelungen, was dem Betrachter eine bessere Wahrnehmung des dargestellten Motivs ermöglichte. Beliebt waren vor allem figurale Motive - Bacchus, Gambrinus, Madona della Sedia, oder Ritterszenen. Trotz des hohen Niveaus der gravierten Szenen ist es oft schwierig, deren Autor zu bestimmen. "Halbfertigprodukte" aus Glas wurden von mehreren Glasgraveuren bezogen, so z.B. A. Pfeiffer in Karlsbad, Franz de Paula Zach in München, Ignaz Pelikan in Meistersdorf oder Carl Pfohl. Auf der Grundlage eines Vergleichs des zur Versteigerung gelangenden Kelchs mit anderen Kelchen in öffentlichen Sammlungen unter den Aspekten des Sujets der Gravur, der Qualität und der Art der Ausführung glauben wir, dass der Autor der Gravur in diesem Fall Franz de Paula Zach sein dürfte.