Lot Nr. 283


Tonga, Polynesien: Ein großes Stück Rindenbaststoff, 'Tapa' genannt, mit Naturfarben in typischen Mustern bemalt.


Tonga, Polynesien: Ein großes Stück Rindenbaststoff, 'Tapa' genannt, mit Naturfarben in typischen Mustern bemalt. - Stammeskunst/Tribal-Art

In ganz Ozeanien kannte man früher keine gewebten Textilien! Nur auf den Karolinen in Mikronesien und auf den Santa-Cruz-Inseln in der Salomonengruppe kannte man Webstühle. Aber sonst kleideten sich die Menschen in solche Rindenbaststoffe, 'Tapa' genannt.
Diese Rindenbaststoffe wurden aus der Rinde des Papier-Maulbeerbaumes hergestellt, fallweise auch aus der Rinde anderer Bäume. Die Baumrinde wurde großflächig vom Stamm gelöst und der weiche, innere Rindenbast in Streifen von der harten, äußeren Borke getrennt.
Die weichen Streifen wurden von den Frauen anschließend gewässert. Dann wurden die Streifen an ihren Rändern mit Schlägeln aus Holz oder Stein ('Tapa-beater'), so lange geschlagen, bis die Ränder gegenseitig fest verfilzt und verbunden waren. Oder die Ränder wurden mit Latex vom Gummibaum geklebt.
So entstanden größere, zusammenhängende Flächen des Rindenbaststoffes, die von Hand bemalt oder auch mittels Matrizen aus Palmblatt-Rippen bedruckt wurden.
Jede Insel oder Insel-Gruppe Ozeanienes hatte ihre eigenen Tapa-Muster entwickelt. Rindenbaststoff wurde nicht nur als Bekleidung verwendet, zumeist als Wickelröcke für Männer und Frauen, sondern auch für viele andere Zwecke: als Schlafmatten, Decken, als Geschenke bei Hochzeiten und Geburten, als Ritual-Bekleidung von Götter-Statuen und als Außenhaut bemalter Tanz-Masken, sowie als Rangzeichen und als Totentücher bei Begräbnissen. Vorliegender Rindenbaststoff 'Tapa' stammt aus Tonga. Erkennbar an seinen typischen Mustern:
Er ist in drei durchgehenden Bahnen komponiert, die ihrerseits wieder in zwölf abwechselnde Felder aufgeteilt sind. Der hellbraune, strukturierte Untergrund des breiten, langen Bild-Feldes entstand dadurch, dass man brettartige Matrizen ('Kupesi') mit Schnüren umwickelte, diese mit Farbe bestrich und auf das 'Tapa' legte. Darüber wurden mit dunkler, schwarzbrauner Pflanzenfarbe vielfältige Motive von Hand gemalt: sechs Symbole, die an Schmetterlinge erinnern, neben Drei-Punkt-Motiven, abwechselnd unterbrochen durch sechs Quadrate, die ihrerseits wieder in je 16 kleine, sehr dicht gemalte Quadrate aufgeteilt sind. Sie tragen naturalistische Blüten- und Pflanzen-Symbole, sowie geometrisch-abstrakte Motive.
Dieses Hauptfeld ist durch ähnlich gestaltete Streifen in der Mitte geteilt und an beiden Enden links und rechts abgeschlossen. An den äußeren Rändern dieses 'Tonga-Tapa' (lokal auch 'Ngatu' genannt) befinden sich sechs helle, ungefärbte Felder. Fünf dieser Felder tragen gemalte, arabische Ziffern: '24', '25','26' auf der einen Seite, sowie '24' und '26' (umgedreht) in zwei Feldern am gegenüber liegenden Rand.
Solche 'Entlehnungen' aus anderen, fremden Kultur-Bereichen kommen auf Rindenbaststoffen aus Tonga öfter vor. Sie haben aber nur dekorative Bedeutung als 'Muster'.
Insgesamt ist dieses'Tapa' ein interessantes Sammel-Objekt, mit nur minimalen Altersschäden (ein kleines Loch mittig).
1. Hälfte bis Mitte 20. Jh.; Maße: ca. 410 cm x 133 cm. (ME)

Provenienz: Amerikanische Sammlung, Privatsammlung Österreich.

Literatur: 'Traditional Tapa Textiles of the Pacific' von the Pacific' von Roger Neich & Mick Pendergrast, Abbildungen S. 44 bis S. 51.

Experte: Prof. Erwin Melchardt Prof. Erwin Melchardt
+43-1-515 60-465

erwin.melchardt@dorotheum.at

26.05.2015 - 15:00

Erzielter Preis: **
EUR 563,-
Schätzwert:
EUR 800,- bis EUR 1.000,-

Tonga, Polynesien: Ein großes Stück Rindenbaststoff, 'Tapa' genannt, mit Naturfarben in typischen Mustern bemalt.


In ganz Ozeanien kannte man früher keine gewebten Textilien! Nur auf den Karolinen in Mikronesien und auf den Santa-Cruz-Inseln in der Salomonengruppe kannte man Webstühle. Aber sonst kleideten sich die Menschen in solche Rindenbaststoffe, 'Tapa' genannt.
Diese Rindenbaststoffe wurden aus der Rinde des Papier-Maulbeerbaumes hergestellt, fallweise auch aus der Rinde anderer Bäume. Die Baumrinde wurde großflächig vom Stamm gelöst und der weiche, innere Rindenbast in Streifen von der harten, äußeren Borke getrennt.
Die weichen Streifen wurden von den Frauen anschließend gewässert. Dann wurden die Streifen an ihren Rändern mit Schlägeln aus Holz oder Stein ('Tapa-beater'), so lange geschlagen, bis die Ränder gegenseitig fest verfilzt und verbunden waren. Oder die Ränder wurden mit Latex vom Gummibaum geklebt.
So entstanden größere, zusammenhängende Flächen des Rindenbaststoffes, die von Hand bemalt oder auch mittels Matrizen aus Palmblatt-Rippen bedruckt wurden.
Jede Insel oder Insel-Gruppe Ozeanienes hatte ihre eigenen Tapa-Muster entwickelt. Rindenbaststoff wurde nicht nur als Bekleidung verwendet, zumeist als Wickelröcke für Männer und Frauen, sondern auch für viele andere Zwecke: als Schlafmatten, Decken, als Geschenke bei Hochzeiten und Geburten, als Ritual-Bekleidung von Götter-Statuen und als Außenhaut bemalter Tanz-Masken, sowie als Rangzeichen und als Totentücher bei Begräbnissen. Vorliegender Rindenbaststoff 'Tapa' stammt aus Tonga. Erkennbar an seinen typischen Mustern:
Er ist in drei durchgehenden Bahnen komponiert, die ihrerseits wieder in zwölf abwechselnde Felder aufgeteilt sind. Der hellbraune, strukturierte Untergrund des breiten, langen Bild-Feldes entstand dadurch, dass man brettartige Matrizen ('Kupesi') mit Schnüren umwickelte, diese mit Farbe bestrich und auf das 'Tapa' legte. Darüber wurden mit dunkler, schwarzbrauner Pflanzenfarbe vielfältige Motive von Hand gemalt: sechs Symbole, die an Schmetterlinge erinnern, neben Drei-Punkt-Motiven, abwechselnd unterbrochen durch sechs Quadrate, die ihrerseits wieder in je 16 kleine, sehr dicht gemalte Quadrate aufgeteilt sind. Sie tragen naturalistische Blüten- und Pflanzen-Symbole, sowie geometrisch-abstrakte Motive.
Dieses Hauptfeld ist durch ähnlich gestaltete Streifen in der Mitte geteilt und an beiden Enden links und rechts abgeschlossen. An den äußeren Rändern dieses 'Tonga-Tapa' (lokal auch 'Ngatu' genannt) befinden sich sechs helle, ungefärbte Felder. Fünf dieser Felder tragen gemalte, arabische Ziffern: '24', '25','26' auf der einen Seite, sowie '24' und '26' (umgedreht) in zwei Feldern am gegenüber liegenden Rand.
Solche 'Entlehnungen' aus anderen, fremden Kultur-Bereichen kommen auf Rindenbaststoffen aus Tonga öfter vor. Sie haben aber nur dekorative Bedeutung als 'Muster'.
Insgesamt ist dieses'Tapa' ein interessantes Sammel-Objekt, mit nur minimalen Altersschäden (ein kleines Loch mittig).
1. Hälfte bis Mitte 20. Jh.; Maße: ca. 410 cm x 133 cm. (ME)

Provenienz: Amerikanische Sammlung, Privatsammlung Österreich.

Literatur: 'Traditional Tapa Textiles of the Pacific' von the Pacific' von Roger Neich & Mick Pendergrast, Abbildungen S. 44 bis S. 51.

Experte: Prof. Erwin Melchardt Prof. Erwin Melchardt
+43-1-515 60-465

erwin.melchardt@dorotheum.at


Käufer Hotline Mo.-Fr.: 10.00 - 17.00
kundendienst@dorotheum.at

+43 1 515 60 200
Auktion: Stammeskunst/Tribal-Art
Auktionstyp: Saalauktion
Datum: 26.05.2015 - 15:00
Auktionsort: Wien | Palais Dorotheum
Besichtigung: 20.05. - 26.05.2015


** Kaufpreis inkl. Käufergebühr und Mehrwertsteuer

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