Eine alte Thangka (tibetisches Rollbild religiösen Inhalts) aus Tibet - wegen der Feinheit seiner malerischen Darstellung eventuell von einem nepalischen Künstler (Mönch) gemalt.
Die Thangka stellt den indischen Wander-Prediger, Religions-, Ordens- und Klostergründer Padmasambhava dar: Padmasambhava (der 'Lotosgeborene', auch 'Guru Rinpoche', der 'kostbare Lehrer' genannt) erschien der Legende nach im 8. Jh. n. Chr. in Nord-Indien (heute: Nord-Pakistan) im See 'Dhanakosha' auf einer Lotos-Blüte. Obwohl er - ähnlich wie Gautama Buddha selbst - ein kleines Königreich erbte, entschloss er sich zu einem Leben als Wander-Mönch. Der 38. König von Tibet, Trisong Detse (742-797 n. Chr.) lud Padmasambhava nach Tibet ein, um als Buddhist gegen die alte schamanistische Bön-Religion und ihre Götter vorzugehen. Es gelang ihm, die lokalen Götter-Vorstellungen mit den Lehren des Buddhismus zu vereinen. Daraus wurde der tibetische Lamaismus. Padmasambhava selbst soll, der Legende nach, dafür den ersten tibetischen Mönchs-Orden, die 'Nyingmapa-Schule', und das Kloster Samye gegründet haben.
Auf dem Rücken einer Tigerin soll er danach nach Bhutan geflogen sein, wo er heute noch sehr verehrt wird. Dort soll er das Kloster Taktshang (das 'Tigernest') gegründet haben. Soweit einige Legenden um den, im Himalaya-Gebiet auch heute noch sehr populären'Guru Rinpoche'. Unsere Thangka zeigt Padmasambhava im'klassischen' Kanon seiner Darstellungen:
Der 'Lotosgeborene' sitzt auf einer Wolke über blühenden Lotos-Pflanzen in einem See (nach seiner Geburts-Legende). In seiner rechten Hand hält er das Ritual-Gerät 'Dorje' ('Diamant-Zepter'), in seiner linken Hand eine 'Kapala' (Schädel-Schale), in der das Gefäß mit dem 'Elixier des ewigen Lebens' steht. An seiner linken Schulter lehnt eine lange 'magische Lanze' mit Dorje und flammendem Dreizack als Spitze. Die große, zentrale Figur des Padmasambhava ist mit einem schlicht gemalten Nimbus und einer Aureole eingefasst. Außen davon entfaltet sich jedoch eine höchst detailreich und fein gemalte Welt aus lamaistischen Schutz-Gottheiten, Buddha-Darstellungen und Szenen aus dem legendären, mythischen Leben des 'Guru Rimpoche'.
Ein außerordentliches Stück religiöser, tibetischer Malerei! Eingefasst mit einer alten, zum Teil zerrissenen Bordüre aus Seide, bedruckt mit Blüten auf rotbraunem Grund. Die dunkle Naht zwischen Bild und Bordüre dürfte später nachgenäht worden sein. In der Malerei Altersschäden (kleine Risse und Löcher), ein Riss verklebt (hinten) und altersbedingte Verschmutzung.
18., frühes 19. Jh. Maße: 102 x 70 cm (nur das Bild). (ME)

Provenienz: Deutsche Privatsammlung.