(Venedig 1655–1730 Villabona)
Perseus und Andromeda,
Öl auf Leinwand, 98 x 133 cm, gerahmt

Wir danken Bernard Aikema für die Bestätigung der Zuschreibung nach Begutachtung des Gemäldes im Original.

Lazzarinis schönste Werke zeichnen sich durch ihre kühle, neoklassizistische Eleganz aus. Eine weitere Besonderheit sind die lichtdurchfluteten, hellen Farben, die im Gegensatz zu den dunkleren Werken vieler venezianischer Künstler der zweiten Hälfte des 17. Jahrhunderts stehen. So galt dieses Werk einst als Arbeit des Bolognesers Marcantonio Franceschini (was nicht verwundert, arbeiteten doch beide Künstler in einem ähnlichen Stil und wurden z. B. für das Haus Liechtenstein mit ähnlichen Arbeiten betraut), oder eines französischen Künstlers.

Dramatisch, aber immer auf die Wahrung der „Idea del Bello“ bedacht, inszeniert hier Lazzarini, sich in Details durchaus vom literarischen Vorbild Ovid entfernend, die Geschichte der Andromeda und des Perseus. Nach der Bezwingung der Medusa kehrt Perseus heim. Als er nach Äthiopien in die Gebiete des Königs Kepheus gelangt, erblickt er die gefesselte Andromeda. Perseus verliebt sich in ihre Schönheit, befragt sie sodann nach Herkunft und dem Grund ihres Schicksals. Sie schildert ihm ihre Lage: Ihre Mutter Kassiopeia hatte vor den Nereiden, den Töchtern des Meeresgottes Nereus, geprahlt, schöner zu sein, als diese. Das Land wurde aus Rache von einer Flut und einem Meeresungeheuer heimgesucht. Ein Orakel versprach Befreiung von diesen Plagen, wenn Andromeda dem Ungeheuer geopfert werde. Während dieser Schilderung taucht das drohende Ungeheuer aus dem Meer auf. Nach einem Angstschrei Andromedas erscheinen ihre trauernden Eltern, und Perseus beschließt, Andromeda zu retten. Diesen Moment hat Lazzarini festgehalten, wobei er darauf verzichtete, Andromeda, wie sonst oft üblich, angekettet darzustellen. Im linken Vordergrund erscheinen die verzweifelten Eltern Kepheus und Kassiopeia mit ihrem Hofstaat, während im Hintergrund Meeresnymphen ihr Schicksal betrauern. Perseus besiegt heldenhaft - mit Hilfe des Medusenhauptes - das Meeresungeheuer.

Lazzarini hebt die statuenhafte Schönheit der Andromeda hier durch ihr helles Inkarnat besonders hervor und handelt damit auch im Sinne klassizistischen Kunstverständnisses. Er bezieht sich damit auf eine lange ikonographische Tradition: von Ovid wird die Gestalt der Andromeda in besonderer Weise mit einem Bildwerk verglichen: Perseus bewundert ihre Schönheit und - hätte nicht ein Windhauch ihr Haar bewegt - er würde sie für eine Marmorstatue, für ein „opus marmoreum“ gehalten haben; eine „imago formae eximiae“ nennt Ovid die Andromeda, ihre Schönheit wird mit der Idealschönheit einer Skulptur verglichen.

Lazzarini war gebürtiger Venezianer. In der Lagunenstadt lebte und wirkte er bis ins späte Alter. Seine künstlerische Ausbildung begann bei Francesco Rosa. Danach wurde er ein Schüler von Gerolamo Forabosco, und auch Pietro della Vecchia hatte Einfluss auf seine Entwicklung. Er schuf zahlreiche Fresken in Palästen Venedigs und in den Villen Venetiens. Auch von außerhalb Italiens erhielt er Aufträge, unter anderem von den Fürsten von Liechtenstein und den Grafen von Schönborn. Zu Lazzarinis Schülern gehörten Giovanni Battista Tiepolo, Antonio Bellucci, Gaspare Diziani und Giuseppe Camerata. Gregorio Lazzarini war auf Porträts, Mythologie und Historienthemen spezialisiert und einer der anerkanntesten Künstler Venedigs zur Jugendzeit Tiepolos sowie einer der führenden Maler Venedigs des 17. Jahrhunderts.