Lot Nr. 34


Giovanni Battista Cima da Conegliano


Giovanni Battista Cima da Conegliano - Alte Meister

(Conegliano ca. 1459/60–1517)
Madonna mit Kind,
Tempera grassa auf Holz, 50 x 39 cm, in einem Tabernakelrahmen

Provenienz:
möglicherweise Prinz Anatole Demidoff, Florenz oder Russland, vor 1870;
Sammlung Sterbini, Rom;
Galerie Julius Böhler, München;
Steinmeyer & Bourgeois, New York, 1910;
Sammlung Samuel Untermeyer, New York;
Auktion Untermeyer, New York, 5. März 1942, Lot 71 (als Anton Maria da Carpi);
Karl Loevenich, New York, nach 1949;
Europäische Privatsammlung

Literatur:
P. Humfrey, Cima da Conegliano, Cambridge 1983, S. 169-170, Nr. 175, Abb. 113a (als Girolamo da Udine)

Wir danken Mauro Lucco für die Bestätigung der Zuschreibung des vorliegenden Gemäldes nach dessen Prüfung im Original.

Das vorliegende Gemälde wurde durch restauratorische Eingriffe stark verändert. Dies betrifft die Anhebung der Horizontlinie durch die Hinzufügung höherer Berge und die Überarbeitung des grünen Vorhangs und eines Teils des blauen Mantels der Madonna. Diese Interventionen waren höchstwahrscheinlich darauf ausgerichtet, das Gemälde einem Tafelbild im Statens Museum für Kunst in Kopenhagen (Inv. KMS 3661) anzugleichen, dessen Format etwas größer ist (58 x 44,5 cm) und für dessen Landschaftshintergrund von vornherein höhere Berge vorgesehen waren. Offenbar bestand der dahinterliegende Gedanke darin, jenes Bild als Prototyp anzusehen, von dem sich die vorliegende Fassung ableiten sollte. Sich für eine andere Hintergrundszenerie zu entscheiden, fällt jedoch im Allgemeinen nicht unter die Freiheiten eines Kopisten; auch abgesehen von den unterschiedlichen Erhaltungszuständen sind die beiden Fassungen in gewisser Hinsicht unabhängig voneinander, und jede für sich genommen ist ein Original. Das in Dänemark befindliche Gemälde war Cima da Conegliano zugeschrieben, bis George Martin Richter (Italian Pictures in Scandinavian Collections, in: Apollo, XIX, 1934, S.128/129) den Namen Girolamo di Bernardino da Udine ins Spiel brachte, als dessen Werk es heute im Museum geführt wird. Peter Humfrey, der die Gemeinsamkeiten zwischen dem vorliegenden Gemälde und dem Kopenhagener Bild bemerkte, aber selbst keine direkte Prüfung vornehmen konnte (siehe Cima da Conegliano, Cambridge 1983, S. 169/170), schlug vor, beide Bilder demselben Künstler zuzuschreiben. In der Untermeyer-Auktion des Jahres 1942 war das vorliegende Gemälde jedoch Anton Maria da Carpi zugeschrieben.

Wie Humfrey ausgeführt hat, handelt es sich in beiden Fällen tatsächlich um Varianten einer von Cima signierten Tafel in der Johnson Collection in Philadelphia (Nr. 176), die um 1485 gemalt wurde und in kompositioneller Hinsicht nahezu identisch ist: Die einzigen Unterschiede bestehen in der Kopfhaltung des Kindes, das dort im Dreiviertelprofil gezeigt wird (während es im vorliegenden Bild frontal zu sehen ist), in der das Kind stützenden Hand der Maria, dem Faltenwurf ihres Kleides und Mantels und der Landschaft. Es wird vermutet, dass der Kopf des Kindes im vorliegenden Gemälde sich an jenem in der von Cima geschaffenen Madonna mit Kind im Museum of Fine Arts in San Francisco (Inv. 1981.6), datiert um 1504/05, orientieren könnte. Die rundlichen und von größerer klassischer Reife zeugenden Formen des San Francisco Bildes schließen aber kategorisch aus, dass das vorliegende Gemälde mit seiner trockeneren und kantigeren Handhabung der Form lange nach 1485 entstanden ist.

Abschließend lässt sich daher sagen, dass die Lesbarkeit des vorliegenden Gemäldes zwar stark eingeschränkt ist, aber dass die noch lesbaren Teile sich nicht wesentlich vom Stil Cimas unterscheiden. Man kann daraus schließen, dass der Meister selbst dieses Werk ausgeführt hat, bei dem er die Kopfvariante des Kindes aus dem Kopenhagener Bild und eine niedriger gelegene Landschaft eingeführt hat. Bedauerlicherweise ist das vorliegende Gemälde durch Überarbeitungen in Mitleidenschaft gezogen worden, was vermutlich auf nur notdürftige und zuweilen unangebrachte Restaurierungstechniken des 19. Jahrhunderts zurückzuführen ist.

Wir danken Mauro Lucco für seine Hilfe bei der Katalogisierung des vorliegenden Gemäldes.

21.04.2015 - 18:00

Schätzwert:
EUR 80.000,- bis EUR 120.000,-

Giovanni Battista Cima da Conegliano


(Conegliano ca. 1459/60–1517)
Madonna mit Kind,
Tempera grassa auf Holz, 50 x 39 cm, in einem Tabernakelrahmen

Provenienz:
möglicherweise Prinz Anatole Demidoff, Florenz oder Russland, vor 1870;
Sammlung Sterbini, Rom;
Galerie Julius Böhler, München;
Steinmeyer & Bourgeois, New York, 1910;
Sammlung Samuel Untermeyer, New York;
Auktion Untermeyer, New York, 5. März 1942, Lot 71 (als Anton Maria da Carpi);
Karl Loevenich, New York, nach 1949;
Europäische Privatsammlung

Literatur:
P. Humfrey, Cima da Conegliano, Cambridge 1983, S. 169-170, Nr. 175, Abb. 113a (als Girolamo da Udine)

Wir danken Mauro Lucco für die Bestätigung der Zuschreibung des vorliegenden Gemäldes nach dessen Prüfung im Original.

Das vorliegende Gemälde wurde durch restauratorische Eingriffe stark verändert. Dies betrifft die Anhebung der Horizontlinie durch die Hinzufügung höherer Berge und die Überarbeitung des grünen Vorhangs und eines Teils des blauen Mantels der Madonna. Diese Interventionen waren höchstwahrscheinlich darauf ausgerichtet, das Gemälde einem Tafelbild im Statens Museum für Kunst in Kopenhagen (Inv. KMS 3661) anzugleichen, dessen Format etwas größer ist (58 x 44,5 cm) und für dessen Landschaftshintergrund von vornherein höhere Berge vorgesehen waren. Offenbar bestand der dahinterliegende Gedanke darin, jenes Bild als Prototyp anzusehen, von dem sich die vorliegende Fassung ableiten sollte. Sich für eine andere Hintergrundszenerie zu entscheiden, fällt jedoch im Allgemeinen nicht unter die Freiheiten eines Kopisten; auch abgesehen von den unterschiedlichen Erhaltungszuständen sind die beiden Fassungen in gewisser Hinsicht unabhängig voneinander, und jede für sich genommen ist ein Original. Das in Dänemark befindliche Gemälde war Cima da Conegliano zugeschrieben, bis George Martin Richter (Italian Pictures in Scandinavian Collections, in: Apollo, XIX, 1934, S.128/129) den Namen Girolamo di Bernardino da Udine ins Spiel brachte, als dessen Werk es heute im Museum geführt wird. Peter Humfrey, der die Gemeinsamkeiten zwischen dem vorliegenden Gemälde und dem Kopenhagener Bild bemerkte, aber selbst keine direkte Prüfung vornehmen konnte (siehe Cima da Conegliano, Cambridge 1983, S. 169/170), schlug vor, beide Bilder demselben Künstler zuzuschreiben. In der Untermeyer-Auktion des Jahres 1942 war das vorliegende Gemälde jedoch Anton Maria da Carpi zugeschrieben.

Wie Humfrey ausgeführt hat, handelt es sich in beiden Fällen tatsächlich um Varianten einer von Cima signierten Tafel in der Johnson Collection in Philadelphia (Nr. 176), die um 1485 gemalt wurde und in kompositioneller Hinsicht nahezu identisch ist: Die einzigen Unterschiede bestehen in der Kopfhaltung des Kindes, das dort im Dreiviertelprofil gezeigt wird (während es im vorliegenden Bild frontal zu sehen ist), in der das Kind stützenden Hand der Maria, dem Faltenwurf ihres Kleides und Mantels und der Landschaft. Es wird vermutet, dass der Kopf des Kindes im vorliegenden Gemälde sich an jenem in der von Cima geschaffenen Madonna mit Kind im Museum of Fine Arts in San Francisco (Inv. 1981.6), datiert um 1504/05, orientieren könnte. Die rundlichen und von größerer klassischer Reife zeugenden Formen des San Francisco Bildes schließen aber kategorisch aus, dass das vorliegende Gemälde mit seiner trockeneren und kantigeren Handhabung der Form lange nach 1485 entstanden ist.

Abschließend lässt sich daher sagen, dass die Lesbarkeit des vorliegenden Gemäldes zwar stark eingeschränkt ist, aber dass die noch lesbaren Teile sich nicht wesentlich vom Stil Cimas unterscheiden. Man kann daraus schließen, dass der Meister selbst dieses Werk ausgeführt hat, bei dem er die Kopfvariante des Kindes aus dem Kopenhagener Bild und eine niedriger gelegene Landschaft eingeführt hat. Bedauerlicherweise ist das vorliegende Gemälde durch Überarbeitungen in Mitleidenschaft gezogen worden, was vermutlich auf nur notdürftige und zuweilen unangebrachte Restaurierungstechniken des 19. Jahrhunderts zurückzuführen ist.

Wir danken Mauro Lucco für seine Hilfe bei der Katalogisierung des vorliegenden Gemäldes.


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+43 1 515 60 403
Auktion: Alte Meister
Auktionstyp: Saalauktion
Datum: 21.04.2015 - 18:00
Auktionsort: Wien | Palais Dorotheum
Besichtigung: 11.04. - 21.04.2015

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