Lot Nr. 12


Pieter Brueghel II.


Pieter Brueghel II. - Alte Meister

(Brüssel 1564–1637/38 Antwerpen)
Das Paar beim Angeln,
Öl auf Holz, Dm. 19,1 cm, gerahmt

Provenienz:
Sammlung Monsieur de Dieudonné de Corbeek over Loo (seit dem frühen 19. Jahrhundert);
Sammlung Monsieur de la Croix d’Ogimont;
im Erbgang an den jetzigen Eigentümer

Dem hier vorliegenden Bild liegt ein schriftliches Gutachten von Klaus Ertz bei (Februar 2015). Ertz schreibt: „Der Erhaltungszustand dieses Gemäldes ist als sehr gut zu bezeichnen. Die Farben sind in ihrem ursprünglichen Zustand dick und pastos erhalten. Das Holztäfelchen ist in der für flämische Gemälde typischen Lasurtechnik gemalt, wobei in einem letzten Arbeitsgang die in oberster Farbschicht liegenden Weißhöhungen aufgetragen wurden. […] Es handelt sich bei der Darstellung um ein Sprichwort, von dem mir bisher nur eine weitere Variante bekannt geworden ist […], was bei Pieter Brueghel d. J. äußerst selten vorkommt“.

Ertz in seinem Gutachten: „Das zu begutachtende Gemälde gehört zu einer Gruppe von runden Holztäfelchen, in denen ein Mann und eine Frau als Paar die verschiedensten Tätigkeiten ausüben, die fast alle auf einem erotischen Hintersinn basieren, der sich schon aus dem Beisammensein der Paare sinnvoll ergibt (vgl. K. Ertz, 2000, Band 1, Kat. E 153 – E 181)“. Diese Komposition Brueghels war bisher nur durch eine Werkstattwiederholung bekannt, die sich 1971 in der Galerie Finck in Brüssel befand (vgl. K. Ertz, Pieter Brueghel der Jüngere, Bd. I, Lingen 1988/2000, S. 183, Abb. 164, S. 219, Nr. E 170). Hierzu und zum Sinngehalt des Bildes Ertz: „In einer Werkstattwiederholung, deren Vorlage von der Hand des Meisters uns noch nicht bekannt ist, die aber zweifellos in den Kreis seiner kleinen anspruchslosen Spruchweisheiten und Darstellungen zum zwischengeschlechtlichen Beziehungsgeflecht gehört, kennen wir einen Holztondo, der 1971 bei Finck in Brüssel zum Verkauf stand. Am Ufer eines Baches, versteckt hinter Gebüsch und Binsen, sitzt ein Paar. Sie hat einen Picknick-Korb, zugedeckt mit einem Tuch, am Arm. Er hat gerade einen Fisch gefangen, den er ihr mit ausgestrecktem Arm hinreicht. Mit ihrer Linken hält die Frau ‚mit spitzen Fingern‘ zwischen Zeigefinger und Daumen die Leine der Angelrute. […] Das zwischen den beiden Personen in verschlüsselten Anspielungen ablaufende Geschehen enthält einige deftige Hinweise, die über den versteckten Sinn hinaus den Zeitgenossen Pieters d. J. wohl vertraut waren. Wenn die Dame die Angelrute mit ‚spitzen Fingern‘, aber lachendem Gesicht anfasst, dann muss diese Geste einen jedem verständlichen Sinn ergeben. Welchen Sinn aber könnte diese Geste haben? Sie steht in unmittelbarem formalen Zusammenhang zur Hand des Mannes mit dem Fisch. Nun erinnert der Kopf des Fisches, so wie der Maler ihn wiedergegeben hat, stark an die Form des männlichen Gliedes. In übertragenem Sinn präsentiert der Mann der Dame also sein Geschlecht, was nichts anderes bedeutet als die Bereitschaft zur geschlechtlichen Vereinigung – in welcher Form, ob als ernsthaftes Werben für eine dauerhafte Liebesbeziehung oder ob als flüchtiges erotisches Abenteuer, bleibt der Phantasie des Betrachters überlassen“.

Zur Untermauerung der Eigenhändigkeit vergleicht Ertz das vorliegende Gemälde mit folgenden Werken Pieter Brueghels d. J.:

1. Das Paar mit Spindel und Henne (ehemals Galerie de Jonckheere, Paris, signiert, nach 1616);
2. Das Paar mit dem Spiegel (Historisches Museum, Bamberg, signiert, nach 1616);
3. Die vornehme Dame und der Dudelsackspieler (ehemals Galerie Müllenmeister, Solingen, signiert, nach 1616)

Ertz zieht ein Fazit: „Die Stilmerkmale, die für diesen Künstler charakteristisch sind, können auch für diesen Tondo in Anspruch genommen werden, als da wären: die hohe malerische Perfektion; die Pinselschrift, die den Details in klaren Umrissen nachspürt; die für den Künstler typisch maskenhaft wirkenden Gesichter des Paares, die in ihren Bewegungen wie erstarrt scheinen. Im Gegensatz zu anderen Paaren in anderen Sprichwörtern schauen sich allerdings Mann und Frau direkt an – eine Besonderheit bei Pieter d. J. […] Die feine Pinselschrift des Künstlers mit den im letzten Arbeitsgang aufgesetzten Weißhöhungen – sichtbar an den weißen Ärmelaufschlägen der Frau, ihrer Halskrause und ihrer weißen Haube sowie an den Blatträndern – die plastische Modellierung der beiden Figuren mit zeichnerischer Schärfe, all diese typischen Details sind auch in dem zu begutachtenden Tondo zu beobachten“.

Experte: Damian Brenninkmeyer Damian Brenninkmeyer
+43 1 515 60 403

old.masters@dorotheum.com

21.04.2015 - 18:00

Erzielter Preis: **
EUR 552.000,-
Schätzwert:
EUR 180.000,- bis EUR 200.000,-

Pieter Brueghel II.


(Brüssel 1564–1637/38 Antwerpen)
Das Paar beim Angeln,
Öl auf Holz, Dm. 19,1 cm, gerahmt

Provenienz:
Sammlung Monsieur de Dieudonné de Corbeek over Loo (seit dem frühen 19. Jahrhundert);
Sammlung Monsieur de la Croix d’Ogimont;
im Erbgang an den jetzigen Eigentümer

Dem hier vorliegenden Bild liegt ein schriftliches Gutachten von Klaus Ertz bei (Februar 2015). Ertz schreibt: „Der Erhaltungszustand dieses Gemäldes ist als sehr gut zu bezeichnen. Die Farben sind in ihrem ursprünglichen Zustand dick und pastos erhalten. Das Holztäfelchen ist in der für flämische Gemälde typischen Lasurtechnik gemalt, wobei in einem letzten Arbeitsgang die in oberster Farbschicht liegenden Weißhöhungen aufgetragen wurden. […] Es handelt sich bei der Darstellung um ein Sprichwort, von dem mir bisher nur eine weitere Variante bekannt geworden ist […], was bei Pieter Brueghel d. J. äußerst selten vorkommt“.

Ertz in seinem Gutachten: „Das zu begutachtende Gemälde gehört zu einer Gruppe von runden Holztäfelchen, in denen ein Mann und eine Frau als Paar die verschiedensten Tätigkeiten ausüben, die fast alle auf einem erotischen Hintersinn basieren, der sich schon aus dem Beisammensein der Paare sinnvoll ergibt (vgl. K. Ertz, 2000, Band 1, Kat. E 153 – E 181)“. Diese Komposition Brueghels war bisher nur durch eine Werkstattwiederholung bekannt, die sich 1971 in der Galerie Finck in Brüssel befand (vgl. K. Ertz, Pieter Brueghel der Jüngere, Bd. I, Lingen 1988/2000, S. 183, Abb. 164, S. 219, Nr. E 170). Hierzu und zum Sinngehalt des Bildes Ertz: „In einer Werkstattwiederholung, deren Vorlage von der Hand des Meisters uns noch nicht bekannt ist, die aber zweifellos in den Kreis seiner kleinen anspruchslosen Spruchweisheiten und Darstellungen zum zwischengeschlechtlichen Beziehungsgeflecht gehört, kennen wir einen Holztondo, der 1971 bei Finck in Brüssel zum Verkauf stand. Am Ufer eines Baches, versteckt hinter Gebüsch und Binsen, sitzt ein Paar. Sie hat einen Picknick-Korb, zugedeckt mit einem Tuch, am Arm. Er hat gerade einen Fisch gefangen, den er ihr mit ausgestrecktem Arm hinreicht. Mit ihrer Linken hält die Frau ‚mit spitzen Fingern‘ zwischen Zeigefinger und Daumen die Leine der Angelrute. […] Das zwischen den beiden Personen in verschlüsselten Anspielungen ablaufende Geschehen enthält einige deftige Hinweise, die über den versteckten Sinn hinaus den Zeitgenossen Pieters d. J. wohl vertraut waren. Wenn die Dame die Angelrute mit ‚spitzen Fingern‘, aber lachendem Gesicht anfasst, dann muss diese Geste einen jedem verständlichen Sinn ergeben. Welchen Sinn aber könnte diese Geste haben? Sie steht in unmittelbarem formalen Zusammenhang zur Hand des Mannes mit dem Fisch. Nun erinnert der Kopf des Fisches, so wie der Maler ihn wiedergegeben hat, stark an die Form des männlichen Gliedes. In übertragenem Sinn präsentiert der Mann der Dame also sein Geschlecht, was nichts anderes bedeutet als die Bereitschaft zur geschlechtlichen Vereinigung – in welcher Form, ob als ernsthaftes Werben für eine dauerhafte Liebesbeziehung oder ob als flüchtiges erotisches Abenteuer, bleibt der Phantasie des Betrachters überlassen“.

Zur Untermauerung der Eigenhändigkeit vergleicht Ertz das vorliegende Gemälde mit folgenden Werken Pieter Brueghels d. J.:

1. Das Paar mit Spindel und Henne (ehemals Galerie de Jonckheere, Paris, signiert, nach 1616);
2. Das Paar mit dem Spiegel (Historisches Museum, Bamberg, signiert, nach 1616);
3. Die vornehme Dame und der Dudelsackspieler (ehemals Galerie Müllenmeister, Solingen, signiert, nach 1616)

Ertz zieht ein Fazit: „Die Stilmerkmale, die für diesen Künstler charakteristisch sind, können auch für diesen Tondo in Anspruch genommen werden, als da wären: die hohe malerische Perfektion; die Pinselschrift, die den Details in klaren Umrissen nachspürt; die für den Künstler typisch maskenhaft wirkenden Gesichter des Paares, die in ihren Bewegungen wie erstarrt scheinen. Im Gegensatz zu anderen Paaren in anderen Sprichwörtern schauen sich allerdings Mann und Frau direkt an – eine Besonderheit bei Pieter d. J. […] Die feine Pinselschrift des Künstlers mit den im letzten Arbeitsgang aufgesetzten Weißhöhungen – sichtbar an den weißen Ärmelaufschlägen der Frau, ihrer Halskrause und ihrer weißen Haube sowie an den Blatträndern – die plastische Modellierung der beiden Figuren mit zeichnerischer Schärfe, all diese typischen Details sind auch in dem zu begutachtenden Tondo zu beobachten“.

Experte: Damian Brenninkmeyer Damian Brenninkmeyer
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Auktion: Alte Meister
Auktionstyp: Saalauktion
Datum: 21.04.2015 - 18:00
Auktionsort: Wien | Palais Dorotheum
Besichtigung: 11.04. - 21.04.2015


** Kaufpreis inkl. Käufergebühr und Mehrwertsteuer

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