Politiker, Bundeskanzler, 1897- 1977. Masch. B. m. U., Rapallo, 7. 5. 1947, 1 S., Zensurstempel, 4to.

An Theodor Sapper: "... Lassen Sie mich Ihnen sagen, wie sehr ich mich über Ihren lieben Brief und das "Kornfeld" freute! Doppelt, weil Neuerscheinungen aus der Heimat für uns hier einen besonderen Seltenheitswert besitzen. Übrigens ist die gute - an Inselbücherei erinnernde - Ausstattung ein sehr erfreuliches Zeichen. Ich werde sofort an die Lektüre gehen. Besonders interessiert mich natürlich auch Ihr neues, noch im Werden begriffenes Buch. Einstweilen meine besten Wünsche für volles Gelingen! Es mag ja heute noch ein dorniger Weg sein, bis ein Werk vom Schreibtisch über den Verleger bis zur Publikation gelangt, vielleicht besser gesagt: - ein langwieriger Weg. Ich habe da meine eigenen leid vollen Erfahrungen. Es ist ja - mit einziger Ausnahme der Schweiz - überall noch recht kompliziert. sogar in USA gibt es Papiersorgen, was man aller dings angesichts der 40-60seit igen Tagesblätter nicht annimmt. Aber dort hat - wie man mir sagt - jede grosse Zeitung ihre eigene Pappierfabrik. Ich glaube Ihnen gerne, dass Ihre Gedanken vom Erleben der Kata- strophenzeit und der Erinnerung an viele tapfere Weggefährten , die den letzten Einsatz zahlen mussten, nicht loskommt. Wenn man doch nie vergessen würde, dass der wirkliche Widerstand nur im Akzidenz aus Gruppen, im Wesentlichen aber aus Menschen bestanden hat. Ihr Angedenken wach zu halten, sollte keine politische, nicht einmal vorwiegend eine patriotische, sondern ganz einfach eine menschliche Frage sein. Sie wissen ja sicher selbst. dass menschliche Besinnung mitunter der einzige Ausweg aus auswegloser scheinender Stimmungslage sein kann ...".