Lot Nr. 773


Jörg Immendorff *


(Bleckede/Elbe 1945–2007 Düsseldorf)
“Staat/Formel”, betitelt, signiert, datiert Immendorff 92/93, Öl auf Leinwand, 200 x 280 cm, gerahmt

Das Werk wird in das von Siegfried Gohr vorbereitete Werkverzeichnis der Gemälde von Jörg Immendorff aufgenommen.

Provenienz:
Aus einer österreichischen Sammlung

„Jörg Immendorffs Bilder sind voller Symbole. Um seine Gemälde und Skulpturen zu verstehen, ist eine Kenntnis der wichtigsten Zeichen notwendig. Viele davon, wie etwa Feuer, Fackel, Kerze oder Wagen, erschließen sich unmittelbar. Sie stehen für Leben, Unsterblichkeit, Emotion, Erhellung, Tod oder Destruktion. Andere […] sind im Zusammenhang zu deuten.“ Die Biene (= Imme) – im vorliegenden Werk in blau am oberen Rand, am Fächer des grün-köpfigen Mannes am linken Rand, sowie auf dem langen schwarzen Mantel des Herrn im hintersten Raum – war für ihn „ein sensibles und zum Nachdenken anregendes Tier.“
„Das wohl bedeutendste Tier in Immendorffs Bildwelt ist der Affe.“ Der Affe – zumindest in zwei seiner eigenen in >Staat/Formel< gemalten Skulpturen vertreten – war „so hat Immendorff selbst mehrfach geäußert, für ihn ein zweites Ich: Symbol für die Ambivalenz der Künstlerexistenz zwischen Überzeugung und Selbstzweifel. Er ist zugleich albern und weise und steht für Gegensätze. […] Der Affe ist in der Bildsprache Immendorffs ein intelligentes Tier. […] Generell ist zu sagen, dass Immendorffs Bilder neben ihrem Realitätsgehalt auch eine Welt der Phantasie eröffnen. In diese surreale Welt gilt es hineinzugehen, um sich […] verwandeln zu lassen.“
Auf zahlreichen Werken Immendorffs „erscheinen die Freunde des Malers (Beuys, Baselitz, Lüpertz, Penck), sowie die Vorbilder (Giorgio de Chirico, Max Beckmann, Otto Dix, Marcel Duchamp), Galeristen und Förderer, Kunsthistoriker (Rudi Fuchs) und Philosophen (Marx), Politiker (Mao, Lenin), beziehungsweise politische Embleme (Hakenkreuz, Hammer und Sichel, roter Stern), oder Zitate, die auf die Staatsformen hinweisen. Immendorff verwischt bewusst die Zeitebenen und baut die Bildzitate und den Raum […] ineinander. […] Duchamp, Beuys, Immendorff – drei Namen, drei Epochen, drei unterschiedliche Weltanschauungen. Verbunden werden sie durch die Kunst.“ Immendorff „war ein äußerst belesener Künstler. Nicht nur in der bildenden Kunst kannte er sich aus, Politik und Kultur gehörten ebenfalls zu seinem Alltag. Durch seine souveräne Haltung war ihm eine Beschäftigung mit Bidern, mit Literatur, mit Opern und sonstigen Werken anderer möglich. Uns so konnte er einen tatsächlichen und virtuellen Dialog mit Künstlerinnen und Künstlern eines anderen Landes führen. Auch wenn er nicht alle persönlich kennen konnte – etwa Duchamp, Kirchner, Beckmann –, gehörten jene, die er in seine“ Werke „integrierte, zu seinen bevorzugten Seelenverwandten.“ Eine besonders innige und Freundschaft verband Immendorff mit seinen Malerkollegen aus der Galerie Michael Werner in Köln, besonders legendär jene zu A.R. Penck, welchen er in den Siebziger Jahren in Ostberlin zum ersten Mal getroffen hatte.Im hier vorliegenden Werk finden sich von links nach rechts im Hintergrund folgende Personen: Jörg Immendorff (mit Fächer), Arthur Rimbaud (mit Flugzeug), Georg Baselitz (im rot-braunen Anzug mit schwarzem Bart), André Breton (mit grün-blauem Kopf und roter Krawatte), Joseph Beuys (mit Hut und Weste), Heiner Müller (mit Zigarre und Brille). Von links nach rechts im Vordergrund: Henrik Ibsen (im weißen Hemd, mit auf den Arm tätowierter Zwiebel), Curzio Malaparte (mit seinem Buch „Kaputt“), Giorgio De Chirico (im braunen Anzug), Rudi Fuchs (mit grünem Pullover) und Jean-Paul Sartre (im weißen Hemd mit Brille).

„Damit schließt sich der Kreis: die «Kunstaffen» sehen den Künstlern in die Augen, sie blicken den politischen Tatsachen in die Augen […]. Vielleicht werden diese kleinen Affen etwas von alldem für die Nachwelt retten, was sich zusammen mit uns, den Zuschauern auf der « Bühne der Geschichte» abspielte und untergeht.“

(Immendorff. Malerei 1983-1990,Galerie der Stadt Esslingen Villa Merkel/MUMOK, Ausst.-Kat. S. 11-12, 53-54 Jörg Immendorff. Was uns Malerei bedueten kann, Essl Museum, Ausst.-Kat. S. 55, 57)

Expertin: Mag. Patricia Pálffy Mag. Patricia Pálffy
+43-1-515 60-386

patricia.palffy@dorotheum.at

26.11.2014 - 18:00

Erzielter Preis: **
EUR 186.000,-
Schätzwert:
EUR 120.000,- bis EUR 180.000,-

Jörg Immendorff *


(Bleckede/Elbe 1945–2007 Düsseldorf)
“Staat/Formel”, betitelt, signiert, datiert Immendorff 92/93, Öl auf Leinwand, 200 x 280 cm, gerahmt

Das Werk wird in das von Siegfried Gohr vorbereitete Werkverzeichnis der Gemälde von Jörg Immendorff aufgenommen.

Provenienz:
Aus einer österreichischen Sammlung

„Jörg Immendorffs Bilder sind voller Symbole. Um seine Gemälde und Skulpturen zu verstehen, ist eine Kenntnis der wichtigsten Zeichen notwendig. Viele davon, wie etwa Feuer, Fackel, Kerze oder Wagen, erschließen sich unmittelbar. Sie stehen für Leben, Unsterblichkeit, Emotion, Erhellung, Tod oder Destruktion. Andere […] sind im Zusammenhang zu deuten.“ Die Biene (= Imme) – im vorliegenden Werk in blau am oberen Rand, am Fächer des grün-köpfigen Mannes am linken Rand, sowie auf dem langen schwarzen Mantel des Herrn im hintersten Raum – war für ihn „ein sensibles und zum Nachdenken anregendes Tier.“
„Das wohl bedeutendste Tier in Immendorffs Bildwelt ist der Affe.“ Der Affe – zumindest in zwei seiner eigenen in >Staat/Formel< gemalten Skulpturen vertreten – war „so hat Immendorff selbst mehrfach geäußert, für ihn ein zweites Ich: Symbol für die Ambivalenz der Künstlerexistenz zwischen Überzeugung und Selbstzweifel. Er ist zugleich albern und weise und steht für Gegensätze. […] Der Affe ist in der Bildsprache Immendorffs ein intelligentes Tier. […] Generell ist zu sagen, dass Immendorffs Bilder neben ihrem Realitätsgehalt auch eine Welt der Phantasie eröffnen. In diese surreale Welt gilt es hineinzugehen, um sich […] verwandeln zu lassen.“
Auf zahlreichen Werken Immendorffs „erscheinen die Freunde des Malers (Beuys, Baselitz, Lüpertz, Penck), sowie die Vorbilder (Giorgio de Chirico, Max Beckmann, Otto Dix, Marcel Duchamp), Galeristen und Förderer, Kunsthistoriker (Rudi Fuchs) und Philosophen (Marx), Politiker (Mao, Lenin), beziehungsweise politische Embleme (Hakenkreuz, Hammer und Sichel, roter Stern), oder Zitate, die auf die Staatsformen hinweisen. Immendorff verwischt bewusst die Zeitebenen und baut die Bildzitate und den Raum […] ineinander. […] Duchamp, Beuys, Immendorff – drei Namen, drei Epochen, drei unterschiedliche Weltanschauungen. Verbunden werden sie durch die Kunst.“ Immendorff „war ein äußerst belesener Künstler. Nicht nur in der bildenden Kunst kannte er sich aus, Politik und Kultur gehörten ebenfalls zu seinem Alltag. Durch seine souveräne Haltung war ihm eine Beschäftigung mit Bidern, mit Literatur, mit Opern und sonstigen Werken anderer möglich. Uns so konnte er einen tatsächlichen und virtuellen Dialog mit Künstlerinnen und Künstlern eines anderen Landes führen. Auch wenn er nicht alle persönlich kennen konnte – etwa Duchamp, Kirchner, Beckmann –, gehörten jene, die er in seine“ Werke „integrierte, zu seinen bevorzugten Seelenverwandten.“ Eine besonders innige und Freundschaft verband Immendorff mit seinen Malerkollegen aus der Galerie Michael Werner in Köln, besonders legendär jene zu A.R. Penck, welchen er in den Siebziger Jahren in Ostberlin zum ersten Mal getroffen hatte.Im hier vorliegenden Werk finden sich von links nach rechts im Hintergrund folgende Personen: Jörg Immendorff (mit Fächer), Arthur Rimbaud (mit Flugzeug), Georg Baselitz (im rot-braunen Anzug mit schwarzem Bart), André Breton (mit grün-blauem Kopf und roter Krawatte), Joseph Beuys (mit Hut und Weste), Heiner Müller (mit Zigarre und Brille). Von links nach rechts im Vordergrund: Henrik Ibsen (im weißen Hemd, mit auf den Arm tätowierter Zwiebel), Curzio Malaparte (mit seinem Buch „Kaputt“), Giorgio De Chirico (im braunen Anzug), Rudi Fuchs (mit grünem Pullover) und Jean-Paul Sartre (im weißen Hemd mit Brille).

„Damit schließt sich der Kreis: die «Kunstaffen» sehen den Künstlern in die Augen, sie blicken den politischen Tatsachen in die Augen […]. Vielleicht werden diese kleinen Affen etwas von alldem für die Nachwelt retten, was sich zusammen mit uns, den Zuschauern auf der « Bühne der Geschichte» abspielte und untergeht.“

(Immendorff. Malerei 1983-1990,Galerie der Stadt Esslingen Villa Merkel/MUMOK, Ausst.-Kat. S. 11-12, 53-54 Jörg Immendorff. Was uns Malerei bedueten kann, Essl Museum, Ausst.-Kat. S. 55, 57)

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kundendienst@dorotheum.at

+43 1 515 60 200
Auktion: Zeitgenössische Kunst, Teil 1
Auktionstyp: Saalauktion
Datum: 26.11.2014 - 18:00
Auktionsort: Wien | Palais Dorotheum
Besichtigung: 15.11. - 26.11.2014


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