Lot Nr. 735


Otto Muehl *


Otto Muehl * - Zeitgenössische Kunst, Teil 1

(Grodnau 1925–2013 Moncarapacho, Portugal)
“interieur” nr. 2, auf der Rückseite betitelt, signiert, datiert muehl 8.12.86, Acryl auf Leinwand, 150 x 130 cm, gerahmt, (K)

Vergleiche:
Otto Muehl, Ausgewählte Arbeiten, 1963–1986, otto muehl, Friedrichshof/Hubert Klocker-Kunsthandel, Wien

Provenienz:
Aus einer österreichischen Sammlung

die reise nach ägypten 1957

lernte ich auf der akademie patsy kennen, ihr vater war ein griechischer business-man in alexandria. ich verliebte mich in sie, da sagte sie eines tages zu mir: otto, du mußt nach ägypten, die ägyptische kunst wird deiner kunst den weg weisen.
sie sagte mir dies solange, bis ich es glaubte und wir zusammen nach alexandria zu ihrem vater reisten. schließlich waren klee und macke in tunis und hatten dort ihre entscheidenden erlebnisse, es ging ihnen dort der knopf auf. „die farbe hat mich“, hat klee enthusiastisch ausgerufen. auch ich erwartete mir von der ägyptenreise mein künstlerisches aha-erlebnis. wir fuhren über paris, dort besuchte patsy den berühmten friseur alexandre. in seinem laden gab es an die 100 stühle, also eine massenabfertigung. der meisterfigaro huschte von stuhl zu stuhl und griff gestaltend in die arbeit seiner assistenten ein.
nachher kaufte sich patsy eine neue citroen-ente und wir fuhren, januar war es, auf vereisten straßen nach süden bis nach genua. unterwegs machten wir halt in aix-en-provence und besuchten das atelier cezannes. eine alte frau öffnete uns und ließ uns ein. wir erschauerten ehrfurchtsvoll, als wir im atelier standen, der große unerreichte meister!ein ägypter, sagte patsy und lächelte mich an. ich war geil auf patsy.
wie meinst du das?
die geometrie, sagte patsy. aber die ägypter sind besser. cezanne ein ekelhafter kleiner zwerg, ein psychopath.
na, na, sagte ich fast empört.
otto, du wirst sehen, die ägyptische kunst, sagte sie und machte mit beiden händen eine ekstatische bewegung nach oben seitwärts und atmete hörbar ein, wird dich einfach zu boden schleudern, dich samt deinem cezanne.
aber, aber, sagte ich.
sie blickte mich geheimnisvoll an. ihre schwarzen pupillen im klaren schnitt des weißen augapfels, die kante des lides zeigte mir den weg nach ägypten. ich blickte verwirrt im atelier herum und meine augen blieben auf dem armseligen schäbigen mantel cezannes hängen.
erbärmlich, nicht wahr? sagte patsy.
ich schämte mich…

dann fuhren wir endlich weiter nach ägypten. wir landeten in alexandrien und waren bei patsy’s eltern. mit dem zug fuhren wir nach kairo und dort, als wir aus dem bahnhof gingen, stand auf einem sockel eine skulptur, die ramses darstellte, aus schwarzem basalt gehauen. das war ein überwältigender eindruck, eine figur von makelloser schönheit der formen, proportionen und linien.
ich war aufs äußerste bestürzt, mitten im trubel der niederträchtigen menschen, die nach bakschisch geiferten, verlottert im pyjama als tagesanzug herumschlichen. unter ramses schliefen sie einfach, und die fliegen, die auf ihren gesichtern herumkrochen, sie hatten es aufgegeben, sie zu verjagen.
ich hatte den eindruck, daß dieser ramses verächtlich auf dieses verkommene volk herabblickte.
der pharao in seinem hochmut war geradezu ansteckend. ich identifizierte mich mit ramses. er war mein gott, kraftvoll, gelassen, sparsam, keine expressive bewegung…
Otto Muehl 1986
Aus der angeführten Literatur

Expertin: Mag. Elke Königseder Mag. Elke Königseder
+43-1-515 60-358

elke.koenigseder@dorotheum.at

26.11.2014 - 18:00

Erzielter Preis: **
EUR 42.500,-
Schätzwert:
EUR 40.000,- bis EUR 70.000,-

Otto Muehl *


(Grodnau 1925–2013 Moncarapacho, Portugal)
“interieur” nr. 2, auf der Rückseite betitelt, signiert, datiert muehl 8.12.86, Acryl auf Leinwand, 150 x 130 cm, gerahmt, (K)

Vergleiche:
Otto Muehl, Ausgewählte Arbeiten, 1963–1986, otto muehl, Friedrichshof/Hubert Klocker-Kunsthandel, Wien

Provenienz:
Aus einer österreichischen Sammlung

die reise nach ägypten 1957

lernte ich auf der akademie patsy kennen, ihr vater war ein griechischer business-man in alexandria. ich verliebte mich in sie, da sagte sie eines tages zu mir: otto, du mußt nach ägypten, die ägyptische kunst wird deiner kunst den weg weisen.
sie sagte mir dies solange, bis ich es glaubte und wir zusammen nach alexandria zu ihrem vater reisten. schließlich waren klee und macke in tunis und hatten dort ihre entscheidenden erlebnisse, es ging ihnen dort der knopf auf. „die farbe hat mich“, hat klee enthusiastisch ausgerufen. auch ich erwartete mir von der ägyptenreise mein künstlerisches aha-erlebnis. wir fuhren über paris, dort besuchte patsy den berühmten friseur alexandre. in seinem laden gab es an die 100 stühle, also eine massenabfertigung. der meisterfigaro huschte von stuhl zu stuhl und griff gestaltend in die arbeit seiner assistenten ein.
nachher kaufte sich patsy eine neue citroen-ente und wir fuhren, januar war es, auf vereisten straßen nach süden bis nach genua. unterwegs machten wir halt in aix-en-provence und besuchten das atelier cezannes. eine alte frau öffnete uns und ließ uns ein. wir erschauerten ehrfurchtsvoll, als wir im atelier standen, der große unerreichte meister!ein ägypter, sagte patsy und lächelte mich an. ich war geil auf patsy.
wie meinst du das?
die geometrie, sagte patsy. aber die ägypter sind besser. cezanne ein ekelhafter kleiner zwerg, ein psychopath.
na, na, sagte ich fast empört.
otto, du wirst sehen, die ägyptische kunst, sagte sie und machte mit beiden händen eine ekstatische bewegung nach oben seitwärts und atmete hörbar ein, wird dich einfach zu boden schleudern, dich samt deinem cezanne.
aber, aber, sagte ich.
sie blickte mich geheimnisvoll an. ihre schwarzen pupillen im klaren schnitt des weißen augapfels, die kante des lides zeigte mir den weg nach ägypten. ich blickte verwirrt im atelier herum und meine augen blieben auf dem armseligen schäbigen mantel cezannes hängen.
erbärmlich, nicht wahr? sagte patsy.
ich schämte mich…

dann fuhren wir endlich weiter nach ägypten. wir landeten in alexandrien und waren bei patsy’s eltern. mit dem zug fuhren wir nach kairo und dort, als wir aus dem bahnhof gingen, stand auf einem sockel eine skulptur, die ramses darstellte, aus schwarzem basalt gehauen. das war ein überwältigender eindruck, eine figur von makelloser schönheit der formen, proportionen und linien.
ich war aufs äußerste bestürzt, mitten im trubel der niederträchtigen menschen, die nach bakschisch geiferten, verlottert im pyjama als tagesanzug herumschlichen. unter ramses schliefen sie einfach, und die fliegen, die auf ihren gesichtern herumkrochen, sie hatten es aufgegeben, sie zu verjagen.
ich hatte den eindruck, daß dieser ramses verächtlich auf dieses verkommene volk herabblickte.
der pharao in seinem hochmut war geradezu ansteckend. ich identifizierte mich mit ramses. er war mein gott, kraftvoll, gelassen, sparsam, keine expressive bewegung…
Otto Muehl 1986
Aus der angeführten Literatur

Expertin: Mag. Elke Königseder Mag. Elke Königseder
+43-1-515 60-358

elke.koenigseder@dorotheum.at


Käufer Hotline Mo.-Fr.: 10.00 - 17.00
kundendienst@dorotheum.at

+43 1 515 60 200
Auktion: Zeitgenössische Kunst, Teil 1
Auktionstyp: Saalauktion
Datum: 26.11.2014 - 18:00
Auktionsort: Wien | Palais Dorotheum
Besichtigung: 15.11. - 26.11.2014


** Kaufpreis inkl. Käufergebühr und Mehrwertsteuer

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