Lot Nr. 734


Arnulf Rainer *


Arnulf Rainer * - Zeitgenössische Kunst, Teil 1

(Baden bei Wien 1929 geb.)
“Fetzenwischer”, 1974, 2 x betitelt, monogrammiert A. R., Öl z. T. gekratzt auf Sperrholz, 87 x 122 cm, gerahmt, (K)

Provenienz:
Sotheby’s London, Post War and Contemporary Art, 3. Dezember 1987, Lot 691
Galerie Würthle, Wien (Etikett-dort als Titel angegeben „Fetzenwischer auf Fußmalerei“)
Aus einer österreichischen Sammlung

Arnulf Rainer
DAS BILD ALS PARTNER
Über Hand-, Fuß- und Fingermalerei

Aus einer impulsiven Ohrfeigenattacke entstanden, die ich meiner eigenen Fotoattrappe versetzte, hat sich die Malerei mit den eigenen Gliedern für mich immer mehr als eine Fundgrube für (umgesetzte) körperliche Berührungsgebärden erwiesen. Die Gestik des Betatschens, Steichelns oder Hauens mag ihre konkrete Aktivierung als Videokunst in Betasten, Ohrfeigen oder Besalben einer anderen Person finden – die eigenen Fingerspuren auf der reinen, weißen Malfläche bringen mich aber genügend in Raserei, um mir das harte, weiße Bildrechteck als Geliebte zu imaginieren, deren Berührung dann jene Spuren hinterlassen, die hier als Qualität von Malerei behauptet werden. Natürlich gab es schon Schritte in die reale Hautberührung, Bestreichelung, Beschmierung oder Kratzung. Deren fotographische Dokumentierung und Archivierung sei hier aber nur erwähnt und nicht reproduziert. Die süddeutsche Redewendung: „Ich schmier‘ dir eine“, dieses Synonym für eine Ohrfeigendrohung bzw. einen heftigen Hand-Wangen-Kontakt, mag manchen zu einer einseitigen Interpretation dieser Malerei führen. Meistens ergaben sanfte Bildgrundbetastungen den Anfang. Nur wenn sich da nicht genügend Leben, d.h. Spurenintensität, regte, streichelte, rieb und drosch ich allmählich. Trotzdem träume ich weiter von sanften, flüssigen Berührungen, um daraus eine Bildlebendigkeit zu erweichen und zu erwecken, die heftige Erregung widerstrahlt.
Was die Fußmalerei betrifft, sei hier allerdings nicht verschwiegen, daß sie für mich nur möglich wurde, als ich anfing, mit produktivem Haßgefühl schlechte Bilder von mir zu (be-)treten und zu betrampeln oder meine schmutzfarbenen Sohlen darauf abzuwischen… (1975)
Aus: Arnulf Rainer, Verdeckt-Entdeckt, Ulysses, Wien, 1987

Expertin: Mag. Elke Königseder Mag. Elke Königseder
+43-1-515 60-358

elke.koenigseder@dorotheum.at

26.11.2014 - 18:00

Erzielter Preis: **
EUR 106.250,-
Schätzwert:
EUR 50.000,- bis EUR 70.000,-

Arnulf Rainer *


(Baden bei Wien 1929 geb.)
“Fetzenwischer”, 1974, 2 x betitelt, monogrammiert A. R., Öl z. T. gekratzt auf Sperrholz, 87 x 122 cm, gerahmt, (K)

Provenienz:
Sotheby’s London, Post War and Contemporary Art, 3. Dezember 1987, Lot 691
Galerie Würthle, Wien (Etikett-dort als Titel angegeben „Fetzenwischer auf Fußmalerei“)
Aus einer österreichischen Sammlung

Arnulf Rainer
DAS BILD ALS PARTNER
Über Hand-, Fuß- und Fingermalerei

Aus einer impulsiven Ohrfeigenattacke entstanden, die ich meiner eigenen Fotoattrappe versetzte, hat sich die Malerei mit den eigenen Gliedern für mich immer mehr als eine Fundgrube für (umgesetzte) körperliche Berührungsgebärden erwiesen. Die Gestik des Betatschens, Steichelns oder Hauens mag ihre konkrete Aktivierung als Videokunst in Betasten, Ohrfeigen oder Besalben einer anderen Person finden – die eigenen Fingerspuren auf der reinen, weißen Malfläche bringen mich aber genügend in Raserei, um mir das harte, weiße Bildrechteck als Geliebte zu imaginieren, deren Berührung dann jene Spuren hinterlassen, die hier als Qualität von Malerei behauptet werden. Natürlich gab es schon Schritte in die reale Hautberührung, Bestreichelung, Beschmierung oder Kratzung. Deren fotographische Dokumentierung und Archivierung sei hier aber nur erwähnt und nicht reproduziert. Die süddeutsche Redewendung: „Ich schmier‘ dir eine“, dieses Synonym für eine Ohrfeigendrohung bzw. einen heftigen Hand-Wangen-Kontakt, mag manchen zu einer einseitigen Interpretation dieser Malerei führen. Meistens ergaben sanfte Bildgrundbetastungen den Anfang. Nur wenn sich da nicht genügend Leben, d.h. Spurenintensität, regte, streichelte, rieb und drosch ich allmählich. Trotzdem träume ich weiter von sanften, flüssigen Berührungen, um daraus eine Bildlebendigkeit zu erweichen und zu erwecken, die heftige Erregung widerstrahlt.
Was die Fußmalerei betrifft, sei hier allerdings nicht verschwiegen, daß sie für mich nur möglich wurde, als ich anfing, mit produktivem Haßgefühl schlechte Bilder von mir zu (be-)treten und zu betrampeln oder meine schmutzfarbenen Sohlen darauf abzuwischen… (1975)
Aus: Arnulf Rainer, Verdeckt-Entdeckt, Ulysses, Wien, 1987

Expertin: Mag. Elke Königseder Mag. Elke Königseder
+43-1-515 60-358

elke.koenigseder@dorotheum.at


Käufer Hotline Mo.-Fr.: 10.00 - 17.00
kundendienst@dorotheum.at

+43 1 515 60 200
Auktion: Zeitgenössische Kunst, Teil 1
Auktionstyp: Saalauktion
Datum: 26.11.2014 - 18:00
Auktionsort: Wien | Palais Dorotheum
Besichtigung: 15.11. - 26.11.2014


** Kaufpreis inkl. Käufergebühr und Mehrwertsteuer

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