Lot Nr. 234


Ein ‘Flöten-Mann’ aus Neuguinea, Yuat-Fluss, Stamm: Biwat: Diese Flöten-Aufsätze, ‘Wusear’ genannt, gehören zu den seltensten Objekten der Stammeskulturen der ganzen Welt. Eine ‘museale’ Rarität!


Ein ‘Flöten-Mann’ aus Neuguinea, Yuat-Fluss, Stamm: Biwat: Diese Flöten-Aufsätze, ‘Wusear’ genannt, gehören zu den seltensten Objekten der Stammeskulturen der ganzen Welt. Eine ‘museale’ Rarität! - Stammeskunst/Tribal-Art; Afrika

Die Biwat (früher auch Mundugumor genannt) leben am Yuat-Fluss, einem südlichen Nebenfluss des Unteren Sepik. Im Nordosten der Insel Neuguinea.
Heute gelten die Biwat als christlich missioniert.
Aber bis in die frühen 1930er Jahre feierten sie noch ihre letzten, großen Initiations-Zeremonien, bei denen ‘Heilige Flöten’ und ihre ‘Flöten-Verschluss-Figuren’ (‘flute stoppers’) eine wichtige Rolle spielten.
Jede ‘Wusear-Figur’ hat unten einen runden Fortsatz, mit dem sie in das obere Ende des Bambus-Rohres einer ‘Heiligen Flöte’ gesteckt wurde.
Diese Flöten waren keine Musikinstrumente, sondern vielmehr ‘Megaphone’, durch die die Leiter der Initiation ihre Stimmen modulierten und verfremdeten. Durch sie ‘sprach’ die Flöten-Figur, der ’Wusear’, zu den jungen Initianden.
Denn der ‘Wusear’, diese männliche Skulptur aus hartem Holz, war im Ritual viel wichtiger als die Flöte selbst: Der ‘Wusear’ stellt den Sohn des Mutter-Krokodilgeistes ‘Asin’ dar. Nach Vorstellung der Biwat wurden die jungen Männer bei ihrer Initiation vom großen, mächtigen Krokodilgeist ‘Asin’ gefressen und als Erwachsene wieder ‘neu geboren’.
Deshalb bekamen alle Initianden zum Abschluss ihrer Initiation viele kleine Kerben als Narben-Tätowierungen in ihre Haut geritzt. So, als hätte sie ein Krokodil ‘gebissen’.
Der hier präsentierte ‘Wusear’, stilistisch wohl ein späteres Stück vom Anfang des 20. Jahrhunderts, zeigt den ‘klassischen’ Stil der Biwat vom Yuat-Fluss:
Der Kopf ist größer (H: 45 cm) als der Körper (H: 31 cm).
Dieser überproportional lange Kopf ‘hängt’ gleichsam vor der Brust des vergleichsweise kleinen Körpers, der breitbeinig auf einem Sockel über dem runden Einsteck-Stab steht. Über die extrem hohe Stirn des Schädels ragt von hinten ein gelochter Bügel, an dem wohl früher eine ‘Frisur’ aus einem Federnkranz befestigt war. Die erhabene Linie der Augenbrauen ist quer durchgehend. Die schräg gestellten Augen bestehen aus Muschel-Material (Perlmutt) und als Pupillen sind kleine Nassa-Schnecken eingesetzt.
Die hakenförmige Nase ist kurz, breit und ihr Septum ist durchbrochen. In diesem gelochten Septum steckt eine Nasenzier aus zwei Eberhauern, die mit einem feinen Flechtwerk verbunden und mit einem spitzen Stift aus Holz fixiert sind. Im vorspringenden Mund sind zwei Zahnreihen angedeutet. Der ganze Gesichts-Teil ist von einem mitgeschnitzten ‘Bart‘ umrahmt, in dessen zwölf Löcher einst Strähnen aus Echt-Haar befestigt waren.
Der Körper des ‘Wusear‘ ist, für die Biwat typisch, schlichter und einfacher gestaltet. Die breite Schulter-Partie (auch hinten!), das Gesäß, die Ellbogen, Hände und Knie sind stilistisch sehr reduziert und angedeutet. Wie der propotional lange, dünne Penis zwischen den leicht geknickten Beinen.
Insgesamt ein sehr gutes Stück, mit teils glänzender, alter Gebrauchs-Patina an den richtigen Stellen, sowie mit Resten von roter Färbung am Kopf.
Mit einigen, aber keineswegs störenden Altersschäden: alte Abbrüche am ‘Bügel‘ hinten, an den Augenbrauen und am ‘Bart‘.Außerst selten!
Frühes 20. Jh. bis ca. 1930. H: 76 cm.

Provenienz: Im Jahr 1992 zeigte die ‘Bareo Gallery‘ in Singapur eine große Ausstellung unter dem Titel ‘The Essence of Tribal Arts‘. Mit Katalog und zahlreichen, prominenten Leihgaben. Das Haupt-Objekt der Ausstellung, sowie das Cover-Bild auf dem Katalog, ist genau dieser ‘Wusear‘ der Biwat gewesen!Anschließend wurde die Ausstellung auch in Kuala Lumpur, Malaysia, gezeicht (WCK Galleries).
Jetzt: Belgische Sammlung

Vergleichende Literatur: Die Flöten-Aufsätze ‘Wusear‘ der Biwat vom Yuat-Fluss zählen zu den ‘Ikonen Ozeanischer Kunst‘! Daher findet man Abbildungen und Texte dazu in allen wichtigen Büchern, Publikationen und Katalogen über die Kunst aus Neuguinea, Melanesien oder Ozeanien (wie z.B.: ‘Ozeanische Kunst‘ von J.P. Meyer, Cover-Foto und Abb. S.210, ‘New Guinea Art‘ von Marcia & John Friede, Abb. 138; u.v.a.). (ME)

Zusatzabbildung:
Neuguinea: Zwei Männer vom Stamm der Iatmul, am Mittleren Sepik-Fluss, mit ihren „Heiligen Flöten“.  Frauen und Kinder dürfen sie nicht sehen.
Foto aus „ Ozeanische Kunst“ von Anthony J. P. Meyer

Katalog-Cover der großen Ausstellung „Die Essenz der Stammeskunst“ 1992 in Singapur. Die abgebildete Figur eines Flöten-Verschlusses „Wusear“ ist ident mit unserem Objekt.
Foto aus: Katalog BAREO-Galerie, Singapur

Experte: Prof. Erwin Melchardt Prof. Erwin Melchardt
+43-1-515 60-465

erwin.melchardt@dorotheum.at

05.11.2014 - 13:00

Schätzwert:
EUR 40.000,- bis EUR 60.000,-

Ein ‘Flöten-Mann’ aus Neuguinea, Yuat-Fluss, Stamm: Biwat: Diese Flöten-Aufsätze, ‘Wusear’ genannt, gehören zu den seltensten Objekten der Stammeskulturen der ganzen Welt. Eine ‘museale’ Rarität!


Die Biwat (früher auch Mundugumor genannt) leben am Yuat-Fluss, einem südlichen Nebenfluss des Unteren Sepik. Im Nordosten der Insel Neuguinea.
Heute gelten die Biwat als christlich missioniert.
Aber bis in die frühen 1930er Jahre feierten sie noch ihre letzten, großen Initiations-Zeremonien, bei denen ‘Heilige Flöten’ und ihre ‘Flöten-Verschluss-Figuren’ (‘flute stoppers’) eine wichtige Rolle spielten.
Jede ‘Wusear-Figur’ hat unten einen runden Fortsatz, mit dem sie in das obere Ende des Bambus-Rohres einer ‘Heiligen Flöte’ gesteckt wurde.
Diese Flöten waren keine Musikinstrumente, sondern vielmehr ‘Megaphone’, durch die die Leiter der Initiation ihre Stimmen modulierten und verfremdeten. Durch sie ‘sprach’ die Flöten-Figur, der ’Wusear’, zu den jungen Initianden.
Denn der ‘Wusear’, diese männliche Skulptur aus hartem Holz, war im Ritual viel wichtiger als die Flöte selbst: Der ‘Wusear’ stellt den Sohn des Mutter-Krokodilgeistes ‘Asin’ dar. Nach Vorstellung der Biwat wurden die jungen Männer bei ihrer Initiation vom großen, mächtigen Krokodilgeist ‘Asin’ gefressen und als Erwachsene wieder ‘neu geboren’.
Deshalb bekamen alle Initianden zum Abschluss ihrer Initiation viele kleine Kerben als Narben-Tätowierungen in ihre Haut geritzt. So, als hätte sie ein Krokodil ‘gebissen’.
Der hier präsentierte ‘Wusear’, stilistisch wohl ein späteres Stück vom Anfang des 20. Jahrhunderts, zeigt den ‘klassischen’ Stil der Biwat vom Yuat-Fluss:
Der Kopf ist größer (H: 45 cm) als der Körper (H: 31 cm).
Dieser überproportional lange Kopf ‘hängt’ gleichsam vor der Brust des vergleichsweise kleinen Körpers, der breitbeinig auf einem Sockel über dem runden Einsteck-Stab steht. Über die extrem hohe Stirn des Schädels ragt von hinten ein gelochter Bügel, an dem wohl früher eine ‘Frisur’ aus einem Federnkranz befestigt war. Die erhabene Linie der Augenbrauen ist quer durchgehend. Die schräg gestellten Augen bestehen aus Muschel-Material (Perlmutt) und als Pupillen sind kleine Nassa-Schnecken eingesetzt.
Die hakenförmige Nase ist kurz, breit und ihr Septum ist durchbrochen. In diesem gelochten Septum steckt eine Nasenzier aus zwei Eberhauern, die mit einem feinen Flechtwerk verbunden und mit einem spitzen Stift aus Holz fixiert sind. Im vorspringenden Mund sind zwei Zahnreihen angedeutet. Der ganze Gesichts-Teil ist von einem mitgeschnitzten ‘Bart‘ umrahmt, in dessen zwölf Löcher einst Strähnen aus Echt-Haar befestigt waren.
Der Körper des ‘Wusear‘ ist, für die Biwat typisch, schlichter und einfacher gestaltet. Die breite Schulter-Partie (auch hinten!), das Gesäß, die Ellbogen, Hände und Knie sind stilistisch sehr reduziert und angedeutet. Wie der propotional lange, dünne Penis zwischen den leicht geknickten Beinen.
Insgesamt ein sehr gutes Stück, mit teils glänzender, alter Gebrauchs-Patina an den richtigen Stellen, sowie mit Resten von roter Färbung am Kopf.
Mit einigen, aber keineswegs störenden Altersschäden: alte Abbrüche am ‘Bügel‘ hinten, an den Augenbrauen und am ‘Bart‘.Außerst selten!
Frühes 20. Jh. bis ca. 1930. H: 76 cm.

Provenienz: Im Jahr 1992 zeigte die ‘Bareo Gallery‘ in Singapur eine große Ausstellung unter dem Titel ‘The Essence of Tribal Arts‘. Mit Katalog und zahlreichen, prominenten Leihgaben. Das Haupt-Objekt der Ausstellung, sowie das Cover-Bild auf dem Katalog, ist genau dieser ‘Wusear‘ der Biwat gewesen!Anschließend wurde die Ausstellung auch in Kuala Lumpur, Malaysia, gezeicht (WCK Galleries).
Jetzt: Belgische Sammlung

Vergleichende Literatur: Die Flöten-Aufsätze ‘Wusear‘ der Biwat vom Yuat-Fluss zählen zu den ‘Ikonen Ozeanischer Kunst‘! Daher findet man Abbildungen und Texte dazu in allen wichtigen Büchern, Publikationen und Katalogen über die Kunst aus Neuguinea, Melanesien oder Ozeanien (wie z.B.: ‘Ozeanische Kunst‘ von J.P. Meyer, Cover-Foto und Abb. S.210, ‘New Guinea Art‘ von Marcia & John Friede, Abb. 138; u.v.a.). (ME)

Zusatzabbildung:
Neuguinea: Zwei Männer vom Stamm der Iatmul, am Mittleren Sepik-Fluss, mit ihren „Heiligen Flöten“.  Frauen und Kinder dürfen sie nicht sehen.
Foto aus „ Ozeanische Kunst“ von Anthony J. P. Meyer

Katalog-Cover der großen Ausstellung „Die Essenz der Stammeskunst“ 1992 in Singapur. Die abgebildete Figur eines Flöten-Verschlusses „Wusear“ ist ident mit unserem Objekt.
Foto aus: Katalog BAREO-Galerie, Singapur

Experte: Prof. Erwin Melchardt Prof. Erwin Melchardt
+43-1-515 60-465

erwin.melchardt@dorotheum.at


Käufer Hotline Mo.-Fr.: 10.00 - 17.00
kundendienst@dorotheum.at

+43 1 515 60 200
Auktion: Stammeskunst/Tribal-Art; Afrika
Auktionstyp: Saalauktion
Datum: 05.11.2014 - 13:00
Auktionsort: Wien | Palais Dorotheum
Besichtigung: 31.10. - 05.11.2014

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