Wenn ein Mann der Batak auf Sumatra stirbt, so hat sein erstgeborener Sohn die umfangreichen Bestattungs-Zeremonien durchzuführen. Ist kein männlicher Nachkomme vorhanden, gilt dies als Unglück: Dann kann die Toten-Seele (‘Begu’) des Verstorbenen im Jenseits nur einen schlechten, untergeordneten Rang einnehmen. Deshalb haben die Batak eine List erfunden: Sie bauen einen ‘künstlichen Sohn’, eine Marionette aus Holz, ‘Si gale-gale’ genannt! Diese möglichst naturalistische, bewegliche ‘Si gale-gale-Puppe’ führt nun alle notwendigen Bestattungs-Riten durch. Gesteuert durch Seilzüge, von Puppenspielern hinter einem Vorhang: So kann der ‘künstliche Sohn’ den Kopf, die Augen, Arme, Hände, Finger und Beine bewegen. Und er kann auch ‘sprechen’, indem ein Holz-Plättchen als ‘Zunge’ aus seinem offenen Mund kommt. Der hier präsentierte Kopf einer ‘Si gale-gale-Puppe’ stammt von den Toba-Batak am Toba-See, im zentralen Sumatra. Aus hartem Holz geschnitzt, mit rotbraun gemalter Haut und schwarzen Haaren (Frisur, Augenbrauen und Schnurrbart). Der Kopf ist hinten ausgehöhlt, zum Einbau der Seilzüge für die Bewegungen. In dieser Ausnehmung sitzen auch ein bewegbares Augenpaar, aus silbrigem Metall und schwarzen Pupillen auf einem Holz-Sockel, sowie eine ausfahrbare Zunge aus Holz. Am runden Einsteck-Zapfen unterm Hals ist ein kleiner, textiler Polster befestigt, um den Kopf im Körper gut zu fixieren. Auf dem Kopf trägt diese ‘Si gale-gale-Marionette’ einen roten Turban in typischem Batak-Muster (‘Ulos mangiring’). Ein originelles Stück in bestem Zustand, keine Schäden (die Schnur hinten ist neu). 1. Hälfte bis Mitte 20. Jh.; H: ca. 34 cm (mit Turban). (ME)

Prov.: Belgische Privatsammlung.

Lit.: ‘Batak’ von Achim Sibeth, Abb. 74; ‘Batak-Sculpture’ von A. Sibeth & B. W. Carpenter, S. 35, S. 305–307.

Zusatzabbildung:
Batak: Eine „Si gale-gale“ - Bestattungs-Marionette in voller Funktion als „.künstlicher Sohn“. 
Foto:  aus „Batak“ von Achim Sibeth.

Prov.: Belgische Privatsammlung. Lit.: ‘Batak’ von Achim Sibeth, Abb. 74; ‘Batak-Sculpture’ von A. Sibeth & B. W. Carpenter, S. 35, S. 305–307.